Ashai | Uta

》Kapitel 14《

,,Die kommt schon zurück, mach dir keine Sorgen. Vielleicht braucht sie nur etwas Zeit!"

Uta atmete nur laut aus, den Kopf mit den Händen abgestützt, die Stirn in Falten gelegt. Wieder und wieder strich er sich über seine Haare, stellte sicher, dass sein Sidecut noch da war.

Itoris Versuche ihn aufzuheitern schlugen schon seit einer halben Stunde fehl. Gegen 2 Uhr morgens hatte er einfach da gesessen, auf einem der Barhocker mit einem Glas Wein in der Hand, die Flasche schon fast leer.

,,U-chan, komm schon, sie ist es nicht wert!", lachte Itori und wedelte wild mit den Händen. ,,Du kennst sie doch noch nicht mal."

Uta seufzte genervt, hob aber seinen Kopf zum ersten Mal an, seit er in dieser Bar saß. ,,Das ist gerade das, was ich dir die ganze Zeit erzähle, Itori. Ich muss sie nicht kennen -" Er schüttelte den Kopf. "Vergiss es."

Doch als Uta aufstehen wollte, schloss sich eine zarte Hand um seinen Unterarm. ,,Jetzt nochmal langsam."

Itori zog Uta zurück auf den Barhocker und nahm dann auf dem daneben stehenden Platz. Vorsichtig teilte sie den letzten Schluck Wein zwischen ihr und Uta auf.

,,Du hast diese... Wie hieß sie?"

- ,,Kuraiko." Der junge Ghoul fühlte sich zunehmend unwohler. Als er hierhin gelaufen war, schien es ihm richtig, er wollte mit jemandem über das Vergangene reden. Doch Itori hörte noch nicht mal zu.

,,Wann hast du sie zum ersten Mal getroffen?" Itori nahm einen Schluck und balancierte dann das Glas in ihrer Hand, die Augen skeptisch auf ihr Gegenüber gerichtet.

Uta tat es ihr gleich. Er rieb sich mit den Händen kurz das Gesicht, in der Hoffnung, die Müdigkeit zu verdrängen und faltete sie danach in seinem Schoß.

,,Vielleicht vor drei Monaten.", sagte er.

,,Und wann hast du sie zuletzt gesehen?", fragte ihn Itori, die die Lage des jungen Ghouls noch immer nicht zu verstehen schien.

,,Vor fast einem Monat." Uta griff nach der ungeöffneten Weinflasche vor ihm, aber bevor er sie öffnen konnte, zersprang sie. Kleine Glassplitter bohrten sich in seine Handfläche.

Während Itori sich beklagte und um den teuren Wein fluchte, zog er sich die Scherben einzeln raus, bis nur noch Blut blieb. Uta beobachtete einen Bluttropfen, der langsam über seine Handfläche floss.

Er spürte keinen Schmerz von ein paar kleinen Schnitten. Aber er erinnerte sich wieder. An die vielen Kämpfe, an die Macht, die er mal gehabt hatte, an seine Zeit als Clown.

,,Itori.", sagte er, das Blut nicht aus den Augen lassend. ,,Lass uns die Flasche Wein ersetzen. Vielleicht sogar mehrere."

Itori sah ihn erstaunt an, stand dann aber auf und öffnete eine Schublade in der Bar.

Sie legte den Inhalt vor Uta auf den Tresen.

Zwei Masken.

,,Es wurde auch langsam mal Zeit, wieder Spaß zu haben!", rief Itori und kniff Uta in die Seite.

Mit einer Maske in der Hand folgte er ihr in die verlassenen Straßen Tokyos.

Er war wieder ein Clown.