Beruhigende Kälte

190 15 1
                                    

Ich musste wissen, was mich so verwirrt hatte. Nun war bereits Freitag und Derek war noch immer nicht mehr aufgetaucht. Was war los? Ich kenne ihn vielleicht nicht richtig, trotzdem ging er mir nicht aus dem Kopf.

Hoffnungslos lief ich den Gang entlang. Es war mitten in der Stunde und ich war auf dem Weg zum Direktor. Der Direktor wollte mich sprechen und eine Art "Rückmeldung" geben zu dieser Woche. Ich bin extra eine Stunde früher losgegangen und hatte dem Mathelehrer gesagt, ich müsse jetzt schon los zum Direktor, damit ich mich noch ein wenig beruhigen könnte. Ich wusste selber nicht, weshalb ich aufgeregt war.
Und Derek hatte ich heute Morgen immer noch nicht gesehen. Kommt er gar nicht mehr?
Genau in diesem Moment zog mich eine kalte Hand um die Ecke und drückte mich leicht gegen die Wand.

,,Derek?", flüsterte ich geschockt. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Ich spürte seine kalte Hand auf meinem Oberarm. Mein Blick wanderte zu seiner Hand. Geschockt nahm er sie schnell zurück und schüttelte leicht seinen Kopf. Ihm ist wahrscheinlich aufgefallen, dass mir seine kalte Haut aufgefallen ist. Ich nahm seine Hand in meine und verschränkte sie. ,,Die Kälte ist beruhigend. Du musst es mir nicht erklären, wieso du so kalt bist...", meinte ich bestimmt und schaute ihm dabei tief in seine Augen. ,,Aber wo warst du?"

Er lachte. ,,Ich war bloss Krank für ein paar Tage.", meinte er lächelnd. Aber irgendwie glaubte ihm ein Teil von mir nicht. Jedoch unterdrückte ich den Teil.

,,Ou." Ich lachte. ,,Wieso bist du nicht im Unterricht?", änderte ich das Thema.

Er betrachtete unsere Hände, die ineinander verschränkt sind, und strich sanft mit seinem Daumen über meine Hand. Eine beruhigende Kälte, die von seiner Hand aus ging, gab mir Sicherheit.

,,Ich wollte dich kurz auffangen.", antwortete er leise. Als unsere Augen sich wieder begegnen, umhüllte mich eine Gänsehaut auf meiner Haut. Ich strich mit meiner freien Hand über seine kalte Wange. Die Zeit vergass ich völlig. Nur noch er war in meinen Gedanken.

,,Was wolltest du denn sagen?", fragte ich ebenfalls leise. Ich spürte meinen unregelmässigen Atem, dazu mein klopfendes Herz.

Er lächelte, als hätte er es auch gespürt. ,,Ich komm heute nach der Schule schnell bei dir vorbei, ok? Du musst nämlich zum Direktor, sonst kommst du zu spät." Er lachte.

Mein Blick wanderte zur Uhr. ,,Ou, ich muss los. Bis heute Abend also." Langsam entfernte ich mich von ihm, dabei liessen sich unsere Hände los. Seine Kälte verschwand und meine innerliche Wärme erblühte wieder. Ich warf noch ein kleines Lächeln zurück und verschwand dann in den nächsten Gang.

Ich sass im Stuhl gegenüber vom Direktortisch. Der Direktor lächelte mich schief an. Seine nicht mehr vorhandenen Haaren verrieten mir, dass er bald pensioniert wird. Aber allgemein wirkte er nett.

,,Also Miss White. Wie gefällt es die hier bei uns in der Schule?", fragte er und lächelte.

,,Ich finde es toll und hab mich bereits gut eingelebt und Freunde gewonnen.", meinte ich fröhlich.

,,Das freut mich. Und ich habe nur gutes von den Lehrern gehört...", begann er zu erzählen.

Dieses Gespräch dauerte bis Mittag. Nach dem Gespräch machte ich mich auf den Weg zur Cafeteria. Ich entdeckte Derek an einen Spind gelehnt, wie er mich lächeln beobachtete. Er fuhr sich durch sein schwarzes Haar und lächelte mich weiter an. Jedoch ging mir eine Frage nicht mehr aus dem Kopf. Weshalb war er so kalt?
Hanna kam auf mich zu und löste mich so aus meinen Gedanken.

,,Hey Alex. Kommst du? Heute gibts Pizza.", witzelte sie und wir machten uns gemeinsam auf den Weg.

Mit einem Stück Pizza auf dem Teller, setzte ich mich an den Tisch, an dem bereits die Freunde von Hanna sassen, die nun auch meine Freunde sind, glaube ich zumindest. Und bereits nahm ich meinen ersten Bissen. Die drei mir gegenüber waren recht o.k. Und wie sich herausstellte, läuft zwischen Mara und Kol etwas. Mara war eher die offene und durchgeknallte, Ellen hingegen ist eher schüchtern und ruhig. Und Kol ist der Player-Typ, aber auch ziemlich nett und ein guter Freund. Ich nahm mir den nächsten Bissen.

,,Oh no, du starrst ihn wieder an.", meinte Hanna an Ellen gewannt. Und mit ihn meinte sie Jasson. Jasson war der Quaterback der Footballmannschaft. Ziemlich heiss. Braune Haare und grünbraune Augen, dazu noch ein wenig braun. Er würde gut zu Ellen passen. Und wie ich bemerke, schenkt er ihr anscheinend viele Blicke. Zumindest schaut er oft in unsere Richtung. Bis jetzt hatte ich nie oft mit ihm zu tun.

,,Tu ich gar nicht.", flüsterte Ellen und lächelte leicht errötet.

,,Wie süss.", witzelte ich vor mich hin.
Ellen schenkte mir einen wütenden Blick. ,,Ich meinte natürlich die Pizza." Ich lachte.

,,Du solltest ihn ansprechen.", schlug Mara vor.

,,Ich hab ne bessere Idee.", warf ich in die Runde und stand auf. Ich machte mich auf den Weg zu Jasson. Vor ihm angekommen lächelte ich ihn an.

,,Du musst Alex sein.", stellte er fest und begann zu grinsen.

,,Ja, und du bist Jasson. Hör zu, hättest du vielleicht Interesse an einem Date?", fragte ich einfach drauflos.

,,Mit dir?", fragte er und zog verblüfft die Augenbrauen hoch. ,,Gerne."

,,Nein, mit Ellen." Ich lachte. ,,Also hast du?"

Sein Blick wanderte zu Ellen, die schüchtern zu uns rüber und dann wieder zu Hanna schaut. ,,Wieso?", fragte er dann.

,,Was wieso? Ist sie nicht dein Typ?"

,,Nein, wieso nicht mit dir? Bist du bereits vergeben?"

Ich lachte nun etwas lauter. ,,Streich mich lieber aus deinem Kopf und geh auf ein Date mit Ellen, ok?"

,,Na gut, wenn du nächsten Freitag auf meine Party kommst. Kannst deine Freunde von mir aus auch mitnehmen.", sagte er und kam einen Schritt näher auf mich zu.

,,Geht klar. Heute Abend um 6Uhr im Park. Dein Date mit Ellen. Viel spass und bis dann.", flüsterte ich in sein Ohr und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Tisch.

Alle schauten mich mit grossen Augen an. ,,Du hast heute ein Date mit ihm. Um 6Uhr im Park.", entgegnete ich nur auf die fragenden Blicke. Ellen quietschte aufgeregt.

Gut, ein Problem weniger. Und eine Aufgabe erledigt. Die nächste wird sein, herauszufinden, was Derek mir heute Abend sagen möchte.

Cold HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt