Daddy

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Vor meinem Haus verabschiedeten wir uns. Ich lief in mein Haus und legte meine Tasche zur Seite. Nun musste ich meinen Vater retten, aber wie? Mich einfach töten lassen? Die Kette, riet mir meine innere Stimme. Vorsichtig zog ich sie aus und schob sie mir in die Hosentasche. Es müsste reichen, sie einfach bei mir zu tragen, so dass der Vampir sie nicht sieht. Das letzte Mal, konnte er mich nicht angreifen, da ich sie anhatte. Nun weiss er nicht, dass ich sie bei mir hatte, trotzdem kann er mich nicht angreifen.

Ich schlich mich aus dem Haus und machte mich auf den Weg in den Wald. Schritte wurden lauter, fremde Schritte. Schnell kehrte ich mich um und blickte Derek in die Augen. War er mir gefolgt?

,,Derek, verschwinde!", sagte ich und schaute ihn ernst an.

Er drückte mich gegen den Baum und knurrte mich leicht böse an. ,,Was hast du vor?", fragte er angespannt. Seine Hände bohrten sich in meine Oberarme. Ich keuchte leicht.

,,Au, du tust mir weh.", meinte ich verletzt und schaute ihm traurig in die Augen. In diese blauen schönen Augen.

Sofort nahm er seine Hände von meinen Oberarmen und hielt seinen Zeigefinger vor mein Mund. Was war los. Weitere Schritte kamen auf uns zu.

,,Alex, ich weiss, dass du da bist.", rief der Vampir, als er mit meinem Vater in unsere Richtung lief.

Dereks Blick verfinsterte sich. Flehend schaute ich ihn an. Er schüttelte bloss den Kopf. Ich sprang zur Seite und machte mich Sichtbar.

,,Ich bin hier. Lass meinen Dad gehen.", flehte ich den Vampir an.

Der nahm meinen Vater vor seine Brust und brach ihm das Genick. Schreiend kniete ich zu Boden und schrie:,,Daddy?!". Die Tränen kullerten über meine Wangen. Er hatte einfach meinen Vater getötet, vor meinen Augen. Der Schmerz zerfetzte mich innerlich, da machte es seine Stimme schlimmer.

,,Ich sagte du sollst alleine kommen.", knurrte der Vampir.

Schnell wischte ich meine Tränen aus meinem Gesicht und stand auf. Mein Blick verfinsterte sich. Wieso musste mir Derek folgen?!
Langsam ging ich auf den Vampir zu. Mit jedem Schritt wurde ich selbstsicherer. Vor ihm blieb ich stehen und schaute ihm in die toten roten Augen.

,,Ich wollte auch alleine kommen. Du Arschloch." Ich gab ihm eine Ohrfeige und machte mich auf den Nachhauseweg. Einen Blick zu meinem toten Vater am Boden, liess mich beinahe vor Schmerz und Trauer ersticken.

Kurz bevor ich Derek nicht mehr sah flüsterte ich:,,Das ist alles deine Schuld." Danach verschwand ich in die Stadt, direkt zu mir nach Hause.

Im Haus, warf ich die Haustür laut zu und lehnte mich dagegen. Die Tränen flossen über mein Gesicht, langsam sank ich auf den Boden, bis ich ich schlussendlich sass. Meine Beine zog ich an mich ran und meine Arme schlang ich darum. Ich habe alles verloren. Meinen Dad, meinen Seelenverwandter von Vampir, einfach alles. Jemand klopfte an der Tür.

,,Alex, kann ich reinkommen?", fragte mich Derek durch die Tür.

Langsam hob ich meinen tränennassen Kopf an und schluchzte kurz. ,,Verschwinde!", rief ich ihm zu. Er hämmerte sanft gegen die Wand und atmete scharf ein.

,,So kann das jetzt nicht enden. Lass uns darüber reden. Du brauchst mich jetzt, das weiss ich.", meinte er. Und er hatte recht. Ich brauchte ihn, obwohl er die Schuld dafür trägt. Nein, er trägt nicht die Schuld, der andere Vampir trägt die Schuld.

Ich entschloss mich die Tür zu öffnen. Derek lief ins Haus, direkt in meine Arme. Weinend an seiner Schulter fand ich mich wieder. Seine Kälte war mir scheissegal, ich genoss sie.

,,Tut mir leid, du trägst nicht die Schuld dafür.", flüsterte ich in seine Brust hinein, da er mich festhielt und es schien, als würde er mich nie wieder loslassen wollen.

,,Doch. Ich habe dich in diese Scheisse hineingezogen.", schnaufte er. Ja das hat er.

,,Ich bin froh, dass du das hast.", meinte ich und entfernte mich leicht von ihm, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. ,,Anders hätte ich dich nie richtig kennengelernt..."

Er hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen. ,,Ich liebe dich.", flüsterte er an meine Lippen.

,,Das hoff ich doch.", witzelte ich. ,,Ich liebe dich auch." Ich drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen, danach lachte er.

,,Du musst wissen, dass ich für dich da bin.", meinte er ernst.

,,Das weiss ich." Ich strich ihm über die eiskalte Wange. ,,Kannst du heute Nacht hier bleiben? Also ich meine, einfach zum reden..." Meine Augen quollen wieder ein wenig an, die Tränen konnte ich nur schlecht aufhalten. Er nickte leicht, danach schlossen wir uns wieder in eine beruhigende Umarmung.

Wir legten uns in mein Bett. Ich lehnte mich an seine Brust und er schlang den Arm um mich. Es fühlte sich richtig an, an seiner Seite zu liegen. Bei ihm zu sein. Alles was mit ihm zu tun hat, fühlt sich richtig an. Ich schaute kurz hoch zu ihm und blickte ihm direkt in seine blauen Augen. Ich liebe ihn tatsächlich.

,,Erzähl mir von dir. Also, deine Geschichte..." Ich strich ihm leicht mit meinen Fingern über die Brust. Ein Summen nahm ich war. Das Summen kam aus seiner Brust.

,,Da gibst es nicht viel zu erzählen."

,,Ich glaube da gibt es ne Menge zu erzählen...", witzelte ich.

,,Na gut. Als ich 18 war im Jahre 1856, gab es ein Mädchen. Ein besonderes Mädchen. Sie hiess Marian Four. Sie war der erste Vampir, den ich kennenlernte. Jedoch erfuhr ich ihr Geheimnis erst, als ich bereits von ihr verwandelt wurde.", er hielt kurz inne. Da gab es also diese Frau? Hat er noch Gefühle für sie? Lebt sie noch? ,,Sie war einfach anders als die anderen. Speziell. Aber auch egoistisch und spielerisch. Jedoch auf eine gute Art. Nachdem ich ein Vampir wurde, sah ich, wie sie vor meinen Augen ermordet wurde. Meine Gefühle wurden kalt und ich bildete eine dunkle Mauer um mich. Doch du zerbrachst sie.", fuhr er fort. ,,Marian war vielleicht meine erste Liebe, doch du, du bist die letzte Liebe, die ich für immer behalten möchte..."

Für immer. Mein für immer ist leider nicht so lang wie seines. Ich werde alt und runzlig und er, er bleibt für immer ein scharfer Hottie. Könnte das funktionieren? Definitiv nicht. Aber wenn ich ein Vampir wäre, wäre das für immer wirklich für immer.

Cold HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt