Ich fühlte Traurigkeit, aber keine Trauer. Schmerz, aber keinen Verlust. Wut, aber keine Aggression. Und unfassbare Angst.
Diese Angst über wog alles. Sie war so allgegenwärtig, dass sie jeden anderen Gedanken außer an sich selbst verdrängte.
Wovor ich Angst hatte? Es ist keine Person oder ein Gegenstand, auch kein Tier. Es war eine mögliche Zukunft.
Ich saß in einem weißen Raum, in dem ein Bett, ein Schrank und ein ganz paar elektronische Geräte standen. Die Fenster waren durch Gardienen abgedunkelt. Und da war noch dieses Piepen. Ich hatte Angst. Kurz schloss ich die Augen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Dann blickte ich wieder zu der Person, die ich so sehr liebte. Er lag ganz friedlich da mit geschlossenen Augen und den Armen neben seinem Körper. Ich hatte Angst. Die kommenden Stunden waren wichtig für ihn, hing doch sein Leben davon ab. Wäre er doch bloß nicht zu diesem Spiel gegangen....
Ich atmete tief durch. Er ist zu diesem Spiel gegangen und es ist passiert. Mitten in einem gegnerischen Angriff hatte jemand völlig falsch gezielt und den Ball so getroffen, dass er ihn gegen den Kopf bekam. Die Ärzte meinten, sie könnten noch keine Auskunft geben, ob er es schaffen würde. Ich hatte Angst.
Warum hatte Gott den menschlichen Körper auch nicht robuster geschaffen, sondern so verletzlich? Wenn es denn überhaupt einen Gott gibt. Ich konnte es mir nicht mehr so ganz vorstellen, ließ er doch so etwas Schreckliches zu.
Immer wieder dieses Piepen, welches nervte, aber doch Gewissheit gab. Seine Augen bewegten sich leicht unruhig hinter den Lidern. Konnte er nicht einfach seine Augen öffnen, mich in die Arme nehmen und sagen das es ihm gut ginge und mir so meine unbeschreibliche Angst nehmen? Ich konnte eine mögliche Zukunft ohne ihn nicht ertragen.
Ich schluckte, um den Kloß im meinem Hals zu vertreiben, jedoch klappte es nicht. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie es ohne ihn wäre, denn ohne ihn konnte ich auch nicht sein. Wollte ich nicht sein. Ich schluchzte.
,,Bitte lass mich nicht allein. Komm doch zu mir." flehte ich ihn leise an. Mir rannen wieder Tränen über die Wangen.
,,Du weißt was du mir antust, wenn du mich verlässt? Ich könnte das nicht ertragen und würde dir folgen wollen. Das willst du nicht, ich weiß, aber ein Leben ohne dich ist für mich nicht vorstellbar." Ich brach ab. Die Ärzte sagten, es wäre gut, würde ich mit ihm reden. Jedoch zerriss es mich, nicht dabei ein winziges Lächeln von ihm zu sehen oder einen Spruch von ihm zu hören. Wie sehr ich ihn vermisste, obwohl ich doch neben ihm saß. Als ich nach seiner Hand griff und sie leicht drückte, bildete ich mir ein, dass ein sanfter Druck zurück kam.
Und dann wurden die kurzen Piepen zu einem einzigen langem. Ich atmete nicht mehr und sah ihn erschrocken an. Als die Ärzte rein stürmten und mich zur Seite drängten, verfiel ich in eine Schnappatmung. Meine Angst erfüllte mich von Kopf bis Fuß während ich weinte. Ein junger Arzt wollte mich beruhigen, als ich anfing zu schreien, doch ich hatte nur einen Gedanken: Verlass mich nicht.
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Kurzgeschichten
Krótkie OpowiadaniaIn diesem Buch werde ich Kurzgeschichten jeglicher Art veröffentlichen. Darunter zählen traurige, mittelalterliche, fröhliche Geschichten oder einfach nur von mir ausgedachter Unsinn, der es nicht zu einem ganzen Buch schaffen würde, jedoch auch zu...