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Lillian's Sicht

Ich fiel Dexter glücklich in die Arme als wir auf dem Parkplatz angekommen und ausgestiegen waren. Er drückte mich und sah mich dann mit einem komischen Blick an, "Lillian, es gibt da etwas, was du noch wissen musst...", er klang bedrückt. "Wie meinst du das?", fragte ich misstrauisch. "Lass uns erst mal rein gehen, ich....wir erklären es dir gleich.". Er nahm meine Hand und führte mich ins Gebäude in den dritten Stock. Wir betraten einen Konferenzraum, zwei Detectives und Linley saßen ebenfalls schon dort. "Lillian setz dich doch bitte.", ergriff Linley das Wort und sah mich erwartungsvoll an. Ich setzte mich neben Dexter, der sich bereits in einen Stuhl gesetzt hatte und sah ahnungslos in die Runde. Ich sah die Frau an, es war diejenige die mir so ähnlich sah. Sie hatte schulterlange schwarze Haare, braune Augen und eine zierliche Figur. Der Mann neben ihr hatte dunkelblonde Haare, war muskulös und hatte grüne Augen. "Lillian, ich möchte dir die beiden Detectives vorstellen, das sind Ellya und David Madson. Die beiden gehören zu dem selben Team in dem auch Dexter arbeitet, also in mein Team. Ich weiß nicht wie ich es sagen soll...nun ja...die beiden sind...deine Eltern.". Mir stockte der Atem und ich sah erst Linley, dann Ellya und David ungläubig an. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, das einzigste was mir dazu einfiel war, "Aber...meine Eltern sind gestorben als ich noch klein war....". Ich konnte damit nicht umgehen. "Deine Adoptiveltern sind gestorben das ist richtig. Lillian ich weiß, dass das für dich ein Schock sein muss aber...", mehr fiel Linley dazu anscheinend nicht ein. Ich schüttelte den Kopf, "Wieso?", ich sah zu den beiden rüber, konnte meine Tränen nicht verbergen. "Wieso habt ihr mich weggegeben?!", ich verstand es einfach nicht. "Lillian, es war nicht unsere Entscheidung....", versuchte Ellya sich zu verteidigen. "Wenn ich eine Sache bei Jake gelernt habe, dann, dass man immer eine Wahl hat und erst recht dann, wenn man entscheidet sein Kind wegzugeben oder nicht!", schrie ich, ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Ich wollte hier nur noch weg. Dexter hielt meine Hand fest, was mich für kurze Zeit erst mal beruhigte. David ergriff das Wort, "Wir hatten die Wahl und ja, wir wissen, dass wir die Falsche Entscheidung getroffen haben und du kannst dir nicht vorstellen, wie grausam es für uns war, als wir erfahren haben, dass Jake dich in seiner Gewalt hatte, wir haben bis heute jeden deiner Schritte verfolgt und...", er und Ellya weinten ebenfalls und ich unterbrach ihn, "Und warum verdammt habt ihr mich dann nicht aus dem Heim geholt?! Wieso habt ihr zugelassen, dass er mich wieder in die Finger bekommt und mich wieder und wieder vergewaltigt?!", ich war aufgestanden, schrie immer noch. "Wir durften nicht! Versteh das doch, wir haben es so oft versucht aber die Leitung hat uns nie die Erlaubnis dazu gegeben, weil es zu wenig beweise gab!", rief er aufgebracht. "Zu wenig Beweise?!", ich riss die Ärmel meines Hoodies hoch und die Narben fingen an weiß zu glänzen, "Sind das etwa zu wenige Beweise für das was er getan hat?!", Ellya wandte den Blick ab und vergrub das Gesicht in Davids Schulter, sie hatten meine Narben nie gesehen, waren bei der Verhandlung nicht im Gerichtssaal. David riss erschrocken die Augen auf, er weinte stärker als zuvor. Ich konnte das alles nicht ertragen, "Ich muss hier raus...", flüsterte ich, riss mich von Dexter los und rannte aus dem Raum, den Weg zurück, den wir gekommen waren, raus aus dem Gebäude. "Lil, warte!", hörte ich Dexter noch hinter mir rufen, bevor die Tür zu fiel und ich draußen stand. Ich brach zusammen, hatte keine Kraft mehr, mein Körper fühlte sich so schwer und unglaublich leer an. Ich weinte, schluchzte, spürte seine Hand auf meiner Schulter, er hatte sich zu mir herunter gebeugt und mich fest in den Arm genommen. "Shhh...Babe, beruhige dich." "Ich verstehe das nicht!Ich verstehe das einfach nicht!! Warum Dex warum?!" "Sie waren noch Jung, hatten gerade mal ihre Ausbildung fertig, sie hatten nicht die Mittel ein Kind groß zu ziehen, sie hatten keine andere Wahl, aber sie haben dich vom ersten Tag an immer geliebt und als sie hörten, dass du von Jake gefangen gehalten wirst, haben sie wirklich alles versucht um dich da herauszuholen. Lil...sie lieben dich, sie haben dich nie vergessen und ihnen tut es unglaublich leid, dass sie dich weggegeben haben, glaub mir..." "Ich kann das nicht! Ich kann damit nicht umgehen! Wie soll ich mich ihnen gegenüber denn verhalten?!" "Ja es ist schwer, aber ich bin bei dir, ich helfe dir! Ihr müsst erst mal Vertrauen aufbauen, euch besser kennenlernen und du musst nochmal in Ruhe mit ihnen reden...." "Ich schaffe das nicht alleine!" "Babe, ich helfe dir, ich bin für dich da." "Versprichst du es mir?" "Ja Süße ich verspreche es dir.". Ich richtete mich auf und küsste ihn. Ich hatte meine Entscheidung getroffen, ich würde ihnen eine Chance geben, ich würde uns als Familie eine Chance geben, denn letztlich waren sie ja meine Eltern.

Erzählung aus Lillian's heutiger Sicht

Im Endeffekt, hatte sich alles zum Guten gewendet, David und Ellya hatten nochmal in Ruhe mit mir geredet und wir haben beschlossen von vorn anzufangen. Dexter und ich sind nach wie vor zusammen, nächstes Jahr wollen wir dann heiraten. Mittlerweile bin ich 18. Ich habe einen Therapeuten aufgesucht und die letzten und schlimmsten Jahre meines Lebens verarbeitet. Natürlich noch nicht vollständig. Wenn ich abends nach Hause laufe, habe ich immer noch das Gefühl beobachtet zu werden aber Dexter hilft mir so gut es geht und auch Mum und Dad stehen mir bei. In zwei Wochen fliegen wir beide dann auf die Malediven. Dexter hat mir diese Reise zum 18 Geburtstag geschenkt. Ich habe eine Ausbildung angefangen und werde demnächst ebenfalls für die Sonderkommission arbeiten, um denen zu helfen, denen es so geht wie es mir damals ging. Ich laufe nach Hause, es ist wie immer spät am Abend irgendwas gegen neun. Dexter müsste schon zu Hause sein und auf mich warten. Nur noch eine Straße, dann hab ich es geschafft, ich höre Schritte hinter mir, drehe mich panisch um, aber da ist niemand. ich beschleunige mein Tempo renne schon fast nach Hause. Angekommen! Ich schließe so schnell es geht die Tür zu unserem Apartment auf, schaue vorher noch in den Briefkasten, so viel Zeit muss sein. Es liegt ein Umschlag darin, Für Lillian steht in großen Lettern darauf. Ich betrete die Wohnung, denke mir nichts bei dem Brief. Dexter kommt mir freudestrahlend entgegen, ich gebe ihm einen Kuss, zieh mich aus und setze mich auf die Couch. Ich öffne den Umschlag, es liegt ein kleines Bild darin, ohne Absender. Als ich das Foto genauer betrachte, weicht alle Farbe aus meinem Gesicht und das Lächeln verschwindet. Auf dem Bild sieht man mich und Dexter, wie wir beide vor der Tür unseres Hauses stehen in dem wir das Apartment gemietet haben. Ich drehe das Bild um und beginne zu zittern. Du wirst mir nie entkommen!Ich rufe nach Dexter und zeige ihm das Bild. Er sieht mich vielsagend an. "Wir müssen hier weg.", sagt er leise und zückt sein Handy, er ruft Linley an. "Linley, er hat uns gefunden." "Aber das ist unmöglich.", höre ich Linley ungläubig am anderen Ende der Leitung. "Wir treffen uns in einer halben Stunde im Büro, ruf David an, sie sollen ebenfalls kommen.", dann legt er auf. Er und ich packen unsere Koffer, dann fahren wir, wir haben nur das nötigste eingepackt; Papiere, Geld, Handy, Fotos und etwas Kleinkram. Ich sitze zitternd neben Dexter, er ist angespannt, ich ebenfalls, das Foto haben wir ebenfalls eingepackt. Als wir ankommen, kommen uns Mum und Dad schon entgegen, wir gehen rein, es wird alles geregelt, jeder der in letzter Zeit mit Jake Kontakt hatte, wird vernommen, er selbst sitzt nach wie vor hinter Gittern, das wurde nachgeprüft. Er selbst wird auch vernommen, doch alles was man aus ihm rausbekam war der Satz, "Sagen sie ihr schöne Grüße von mir...". Danach, zogen Dexter und ich erneut um und bisher haben wir nie wieder etwas von ihm gehört. Seitdem lässt Dexter mich nicht mehr allein aus dem Haus gehen, unser Haus wird rund um die Uhr bewacht. 2 Jahre sind seitdem vergangen, ich bin schwanger, es wird ein Mädchen und bisher verläuft alles ruhig, wir hoffen dass es so bleibt...

LiliumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt