Den Dämonen voranschritt Lucifer in die Schlacht. Er wusste nicht, wann genau dasBlatt sich so gewendet hatte, dass die beiden Parteien gegeneinanderins Felde zogen, ohne den Verlauf des Krieges damit wirklich zubeeinflussen. Nach zahlreichen zähen Monaten der Strategie und dergescheiterten Diplomatie war der Krieg um den Himmel und das Paradieszu einem sinnlosen Gemetzel geworden.
Deserteure flohenauf beiden Seiten in Scharen in die Menschwelt, wo sie erneutaneinandergerieten und ohne jegliche Regeln aufeinander losgingen.Eine nicht enden wollende Spirale aus Gewalt und Tod.
Doch diese Schlachtfühlte sich anderes an. An Beliels Seite bahnte Lucifer sich einenWeg zum Tor, das er bisher nicht hatte überwinden können. Blut undSchreie säumten seinen Weg, daran hatte er sich jedoch gewöhnt.Manchmal genoss er die Hektik der Schlacht sogar, wenn jede Sekundedie letzte sein konnte. Dann fühlte er sich lebendig.
In diesem Moment saher etwas – nein, jemanden hinter dem Tor in die Luft aufsteigen:einen Erzengel in einer mit Gold überzogenen Rüstung. Es kosteteLucifer keinen zweiten Blick, um zu erkennen, wen Gott an seinerstatt in die Schlacht ausschickte. Während Lucifers Bruder Hasmedund seine Schwester Nakir unter den Dämonen ein Blutbad anrichteten,sollte dieser eine Engel nur Lucifer aufhalten, nicht mehr.
„Michael!",schleuderte er ihm seine Herausforderung entgegen. „Wer ist wieGott?"
Der Engel landetevor ihm, die weißen Schwingen wie einen Heiligenschein um sich herumausgebreitet, ein reich verziertes Schwert in den Händen. Diegoldenen Locken fielen ihm ins Gesicht und aus seinen blauen Augensprach Trauer, als er sich Lucifer in den Weg stellte.
„Lu, ich willnicht gegen dich kämpfen."
„Dann geh mir ausdem Weg und lass mich endlich tun, wofür ich in die Hölle gegangenbin!", fauchte Lucifer, seine Reißzähne bleckend. „Gott hat allSeine Chancen verspielt."
„Du weißt, dassich das nicht zulassen werde."
Michael trat vor,das Schwert in einer laschen Haltung, zögerte, überwand den letztenAbstand und legte seine Lippen auf Lucifers. Es war kein schönerKuss, sondern ein Aufeinandertreffen ihrer Lippen im Adrenalinrausch.Lucifer keuchte, als er löste.
„Ich liebe dich sosehr, Micha", hauchte er, so leise es in dem allgemeinenSchlachtenlärm ging. „Warum konntest du nicht einfach mit mirkommen?"
Die Trauer kehrte inMichaels wunderschöne Augen zurück, als er Lucifers Blick auswichund einen Schritt rückwärts machte, sodass sie sich erneut wie zweiKontrahenten gegenüber standen.
„Weil ich es war,der dich verraten hat, Lucifer", antwortete er zittrig. „Was dutun wolltest, ging zu weit."
BlindeWut und vernichtende Verzweiflung ließen Lucifer das Schwert heben.Erstaunlich mühelos drang es durch die Panzerung in Michaels rechteSchulter. Die Rüstung schien tatsächlich aus Gold zu bestehen,einem relativ weichen Metall, das keinen wirklichen Schutz vorKlingen bot. Wie in einem Déjà-vusah Lucifer seinen Engel nach hinten stürzen, während er nochversuchte, den Sturz abzufangen.
Viel zu schnell drehte Michael sich herum, um wieder auf die Beine zukommen, holte mit dem Schwert aus, ohne auf eine Parade Lucifers zutreffen, und zog ihm die Klinge quer über die nur mit einemLederharnisch geschützte Brust. Wie ein Blitz fuhr der Schmerz durchseinen Körper, doch noch viel heftiger durch seine Seele.
Rückwärts stürzte er zu Boden und blieb dort kauern, unfähig,auch nur einen Muskel zu bewegen. Ihm war so kalt innerlich, dass erzu erfrieren glaubte. Es hätte ihn nicht gekümmert. Er hatteMichael verloren, nicht erst in dem Moment, als er das Schwert gegenihn erhoben hatte, sondern schon vor langer Zeit. Als ihm dieUmstände ihrer Beziehung wichtiger geworden waren als Michaelselbst.
„Es tut mir so leid", wisperte er, doch im Schlachtenlärm ginges unter und verklang ungehört.
Michael hob sein Schwert für einen Gnadenstoß.
„Bitte verzeih mir, dass ich dir das antue", sagte der Engel mitzerbrechender Stimme und sichtlich am Ende seiner geistigen Kräfte.Lucifer streckte die Hand nach ihm aus, doch eine Sekunde, bevorseine Finger Michaels Haut erreichten, schien sich der Boden unterihm aufzutun, und Lucifer fiel, den Blick hoch zum goldenen Licht desHimmels gerichtet, das Michael einzurahmen schien. Blut lief überdie Rüstung, seine Haare klebten an den tränenbeschmierten Wangen.Ein Blick voller Trauer und Zuneigung.
Wunderschön.
Verbannt von Michael selbst, der ihn in die Hölle stieß und sichsomit von dem Mann abwandte, den er einst geliebt hatte. Luciferschloss die Augen und wartete auf den Aufprall, der ihn für immervon seinem göttlichen Ursprung trennen sollte.
Ein einziger Gedanke beherrschte seinen Verstand, ein einziges Wortkam über seine Lippen:
„Michael..."
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Und psssst - im Januar beginne ich die Arbeit am letzten Teil der LUCIFER-Trilogie ; )
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LUCIFER - Höllensturz
Fantasía[ABGESCHLOSSEN] Lucifer, der stolzeste aller Engel und Gottes Liebling - dies ist die Geschichte, wie er aus dem Himmel verstoßen wurde und zum König der Hölle aufstieg. (MalexMale, MichaelxLucifer, Gewalt & Blut, Lemon und sexuelle Handlungen)