Kapitel 4

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Ich öffnete die Augen und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Ich hatte vergessen gestern Nacht die Gardine wieder zuzuziehen, als ich ins Bett gegangen bin.

„Guten Morgen, du Schlafmütze! Du hast verschlafen." Ich schreckte auf.

„Was?!", rief ich und drehte mich zur Tür. Dort stand Leta auf ihren Krücken und beobachtete mich schmunzelnd. Ich schwang die Beine aus dem Bett und stand auf.

„Ist es wirklich schon so spät?", fragte ich mit einem Blick auf die Uhr. Sie zeigte neun Uhr achtundzwanzig.

„Oh, verdammt! Leta, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht im Stich lassen!" Ich lief zu Leta und umarmte sie erst einmal. Sie lachte.

„Ach, das ist schon in Ordnung. Als du um acht nicht bei mir geklingelt hast, hab ich mir das schon fast gedacht."

„Aber du hättest doch nicht extra herkommen müssen. Du hättest mich auch anrufen können." Ich kratzte mich am Kopf und öffnete meinen Kleiderschrank.

„Das habe ich gemacht, aber du hast dein Telefon überhört. Hattest wohl einen anstrengenden Tag gestern, was? Oder warst du wieder die ganze Nacht wach?" Sie sah mich gespielt vorwurfsvoll an und ich lächelte sie entschuldigend an.
„Na ja, ein bisschen von beidem würde ich sagen."

„Okay, dann fahren wir jetzt aber ganz schnell in die Stadt, wir haben nicht mehr so viel Zeit." Leta humpelte aus meinem Zimmer. Ich zog mich schnell an, und folgte ihr ins Wohnzimmer. Dort schnappte ich mir meine Handtasche, packte Portemonnaie und Schlüssel ein und nahm meine Jacke in die Hand.

„Okay, wir können. Dann werde ich dich jetzt mal zu deinen Eltern fahren." Leta grinste mich an.

„Gut, dass ich ihnen schon Bescheid gegeben habe, sonst hätten sie sich wieder, was weiß ich für Sorgen gemacht." Ich lachte. Leta grinste halb gequält, als sie die Treppen herunterhüpfte. Ich warf ihr immer wieder einen Seitenblick zu, um zu sehen, ob sie es schaffte. Zum Glück wohnte ich nur im zweiten Stock.

„Man! Ich will wieder richtig laufen können!" Ich schmunzelte. Leta schnaubte und stöhnte.

„Sei froh, dass ich nicht wie Rikki im fünften Stock wohne, dass wäre noch eine größere Qual."

„Aber Rikkis Wohnhaus hat wenigstens einen Fahrstuhl." Ich lachte und öffnete die Haustür, um Leta herauslassen zu können.

„Wir haben doch auch einen", erwiderte ich immer noch lachend. Leta warf mir einen Blick zu.

„Aber in den traut sich doch keiner rein. Der ist unheimlich. Jedes Mal, wenn ich das Ding sehe, denke ich das Ding stürzt gleich ab." Ich ließ Leta ins Auto einsteigen und ging um meinen roten Corsa herum. Ich ließ mich auf den Fahrersitz fallen und zog mit einen Ruck die Tür zu. Den Schlüssel steckte ich ins Schloss und startete den Motor. Das Auto sprang surrend an und ich fuhr los.

„Also dann: Los geht's!" Leta durchwühlte mein Handschuhfach nach ihrer Lieblings-CD, „It's My Life" von Bon Jovi. Sie sang lauthals mit und ich trommelte im Takt auf mein Lenkrad. Die gut vierzig Minuten verflogen wie im Flug. Genau als der letzte Ton des letzten Liedes verklungen war, fuhr ich in eine Parklücke vor dem Haus von Letas Eltern.

„So Leta, Endstation!" Leta lachte.

„Na dann, steigen wir mal aus, ne?" Ich zog den Schlüssel ab, stieg aus und öffnete die Tür für Leta. Sie stieg lächelnd aus und humpelte zur Haustür. Ich schloss das Auto ab und folgte ihr.

„Kannst du bitte den Schlüssel aus meiner Tasche holden? Ich komme da gerade nicht wirklich ran", bat mich Leta. Ich nickte und tat das, um was sie mich gebeten hatte. Als die Tür offen war trat Leta ein und rief gleichzeitig nach ihren Eltern.

„Ich bin da. Wo seid ihr denn?"

„Im Wohnzimmer, mein Engel", rief ihr Vater zurück. Ich brachte Leta noch mit ins Wohnzimmer und sah auf die Uhr.

„Leta, ich muss los. Mein Chef will, dass ich sofort hiernach ins Büro komme. Er will herausfinden, wo der Fehler von gestern war." Leta runzelte die Stirn. Ihr Vater erhob sich von seinen Sessel, trat an Leta heran und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Was für einen Fehler?", fragte Leta.

„Ach, wir hatten gestern nur einen kleinen Systemfehler, nichts weiter." Ich umarmte Leta und drehte mich zur Tür um.

„Willst du denn gar nicht zum Essen bleiben, Amina?", fragte Letas Mutter, die gerade den Raum betrat. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.

„Nein, ich kann leider nicht bleiben, aber das nächste Mal gerne.", ich drehte mich noch einmal zu Letas Vater um, „Sie bringen Leta dann wieder nach Hause? Ich weiß nicht, wie spät es bei mir heute wird." Er nickte.

„Ja, natürlich. Wir sehen uns bestimmt bald wieder, Amina:" Er lächelte.

„Tschüss Leta." Ich winkte den dreien noch einmal zu und verließ das Haus. Ich saß gerade im Auto, als mein Handy klingelte.

„Amina Tores?", meldete ich mich.

„Ms. Tores, ich warte auf Sie." Ich runzelte die Stirn. Diese Stimmte kam mir absolut nicht bekannt vor.

„Wer ist da?"

„Ein... Freund. Bald ist die Zeit gekommen."

„Was? Was soll das? Wer sind Sie?" Die Stimme am anderen Ende lachte.

„Wer ich bin, werden Sie schon bald genug erfahren. Ich sage nur noch eines: Wehren Sie sich nicht." Damit legte er auf. Ich starrte auf mein Handy und versuchte zu begreifen, was gerade passiert war.

„Was war das?", murmelte ich. Langsam schüttelte ich den Kopf und fuhr los. Um auf andere Gedanken zu kommen machte ich das Radio an. Die Musik brachte mich zurück aus meinen Gedanken. Die Fahrt verging zwar nicht so schnell wie zuvor mit Leta, aber ich kam sicher an meinem Ziel an. Ich stellte meinen Corsa auf einen Parkplatz in der Tiefgarage und fuhr mit dem Fahrstuhl in unser Stockwerk der Firma. Als ich das Büro betrat unterhielt sich Mr. Hermes mit Jasmyn.

„Guten Morgen", rief ich den beiden zu. Sie drehten die Köpfe in meine Richtung.

„Morgen", antwortete Mr. Hermes und widmete sich wieder dem Dokumentenstapel vor seiner Nase.

„Guten Morgen? Es ist fast Mittag, Amina", erwiderte Jasmyn lachend. Ich verdrehte grinsend die Augen und setzte mich auf meinen Platz. Mein Chef ließ ein Dokument vor mich auf den Tisch fallen.

„Was ist das?", fragte ich und überflog es.

„Das ist der Überprüfungsbericht. Es wurde nichts aufgezeichnet. Ich kann mir einfach nicht erklären, wo der Fehler ist und was da passiert sein könnte." Mr. Hermes fuhr sich durch seine Haare.

„Wir dachten dann, dass du als Beste hier, den Fehler bestimmt finden wirst." Jasmyn grinste immer noch. Ich verdrehte wieder die Augen.

„Ich tue, was ich kann, aber versprechen kann ich nichts." Mr. Hermes nickte mir zu.

„Ich verlasse mich auf Sie, Ms. Tores." Er verließ das Büro, um sich irgendwelchen anderen Arbeiten zu widmen. Jasmyn sah mich währenddessen wissend an.

„Er tut immer so, als wäre zwischen euch nichts."

„Da ist auch absolut nichts, Jasmyn." Ich lachte genervt.

„Und jetzt werde ich mich meiner Beschäftigung zuwenden. Spielen wir: Finde den Fehler!"


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So ein weiters Kapitel und die Story geht voran xD

Wer wohl der misteriöse Anrufer ist? Tja, das wird sich noch zeigen ;)

Viel Spaß!

LG Himeka_Love

Blutdurst und VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt