Kapitel 6

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Sollte ich schreien? Ihn schlagen? Mich wehren?" Ein Gedanke purzelte über den anderen. Mit seinem tiefen, finsteren Lachen kam er immer näher. Ahnungslos, darüber wer er war, was er wollte, oder was ich jetzt tun sollte, stand ich da, angespannt bis zum Haaransatz, und starrte ihm entgegen.

Es ist vorbei!", schrie mein Kopf.

„Du kannst mir nicht entkommen, Amina Tores!" Er stand blitzschnell, im Vergleich zu seinen bisherigen Schritten, direkt vor meinem Gesicht und umschlang mit seinen großen Händen meine Oberarme.

„Du gehörst jetzt mir", flüsterte mir zu. Ich konnte ihn nur anstarren. Seine Augen funkelten hämisch und leuchteten auf irgendeine Weise rötlich. Sein Grinsen brannte sich auf meine Netzhaut. Ich würde nie wieder in der Lage sein, dieses Grinsen zu vergessen. Auch wenn ich mich wehren wollte, könnte ich es nicht. Er hielt mich so fest, dass es schmerzte. Die Angst und der Schock taten den Rest. Ich war gelähmt, konnte nicht mal den kleinen Finger rühren.

„Ich werde dich nie wieder gehen lassen." Er riss den Mund auf, löste gleichzeitig seine linke Hand von meinem Oberarm und drückte meinen Kopf zur Seite. Was ich jetzt sah verschlug mir noch mehr die Sprache: Spitze Eckzähne fuhren aus seinem Kiefer. Er fauchte wild und holte Schwung, wahrscheinlich um sie in meinen Hals zu rammen, als er am Kopf festgehalten und nach hinten gezogen wurde. Er krachte auf den Boden, seine Fingernägel hinterließen tiefe Furchen auf meinem rechten Arm.

„Du lässt sie in Ruhe, Dormetan!" Ich sah den Mann an, der nun über dem - „Ich kann nicht glauben, dass ich das sage!" - Vampir stand. Er hatte mir den Rücken zugedreht, wohl bemerkt hatte er ein breites Kreuz und sah ziemlich sportlich aus. Er hielt irgendwas auf den Vampir gerichtet. Mein Kopf löste sich langsam aus der Lähmung. Ich sah mich um. Ich brauchte etwas, dass ich auf meinen Arm drücken konnte, er blutete ziemlich stark. Mein Blick fiel auf den kleinen Tisch neben der Balkontür. Dort stand eine Packung Taschentücher. Ich schaffte es irgendwie dorthin und zog ein Tücher aus der Packung. Unter einem schmerzerfüllten Zischen drückte ich sie auf die Wunden.

„Du wirst mich nicht töten, Rhandon. Dafür hast du nicht den Mut." Der Vampir grinste immer noch. Er sah ziemlich selbstbewusst und arrogant aus, während er da so am Boden lag und jemand dabei war ihn zu töten. Doch er kämpfte gegen den Druck an, den der Mann durch seinen Fuß auf der Brust des Vampirs ausübte.

„Du wirst dich für alle deine Taten vor dem Schicksal verantworten müssen. Du kennst die Regeln, Dormetan." Ein lauter Knall ertönte und der Vampir schrie auf. Ich zuckte zusammen. Noch einer folgte mit einem weiteren Schmerzensschrei. Ich wich zurück, doch hinter mir war nur die Wand.

Erst einer, der mich aussaugen will, jetzt einer, der mit einer Waffe in meiner Wohnung rumballert! Ich will hier weg!" Ich zitterte am ganzen Leib.

„Dafür... wirst... du bezahlen!", brachte der blutende Vampir mit zusammengekniffenen Zähnen hervor. Der Mann zog ihn am Kragen hoch und sah ihm ins Gesicht.

„Sei still! Du weißt ganz genau was passiert, wenn du gegen die Regeln verstößt. Möge das Schicksal über dich richten." Der Mann sagte noch etwas, das ich nicht verstand, fesselte die Hände des Vampirs und schubste ihn in Richtung Tür, in der auf einmal zwei weitere Männer standen, um ihn in Empfang zu nehmen. „Was soll der Mist? Warum geistern heut Nacht so viele Männer durch meine Wohnung?" Nachdem der Vampir unter Fluchen fortgeführt wurde, drehte sich der Mann zu mir um.

„Alles in Ordnung?", fragte er und trat an mich heran. Ich schüttelte den Kopf. „Er... Er kommt mir bekannt vor." Seine Augen sahen mich besorgt an, was mich ziemlich überraschte. Er richtete seinen Blick auf meinen Arm.

Blutdurst und VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt