Prolog

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Ausdruckslos starrte er seinem Gegenüber in die grünen Augen, die beinahe von dem blonden Haar verdeckt wurden, das ihm ins Gesicht hinunterhing. Wie langweilig diese Frisur wirkte!
Sein Blick glitt an dem Anderen hinunter. Spärlich dünne Ärmchen, die keinen Kilo tragen scheinen konnten, bis zur Hälfte bedeckt durch ein zu großes T-Shirt mit einer Computerspielfigur als Aufdruck. Die Hose war ihm auch wieder fast zu klein. Von Weitem hörte er Rufe:
"Schwächling!"
"Niemand will, dass du hier bist!"
"Bah! Hat deine Mutter schon wieder vergessen dein T-Shirt zu waschen?"
Jeder Spruch war ein Faustschlag in die Magengrube.
Seine Sicht verschwomm und er sah sich selbst am Boden liegen. Eine Gruppe Jungs hatte ihn umringt. Sie traten auf ihn ein. Immer wieder.
"Na, hat Mister Oberschlau jetzt nicht mehr so viel zu sagen?", gaffte der Größte von ihnen.
Er kannte sie alle aus seiner Klasse. Genau wusste er nicht mehr, wie es dazu gekommen war, dass sie ihn hassten. Es war einfach irgendwann so gewesen. Doch er verstand, was sie gegen ihn hatten. Das hatten sie ihm schon zu Genüge verständlich gemacht.
Erneut trat ihm jemand in die Seite und er verzog das Gesicht vor Schmerz. Er wusste nicht, was mehr wehtat: Worte oder Tritte, aber es machte ihn fertig.
"Du bist so eine Missgeburt! Niemand mag dich! Niemand will dich hier! Was machst du überhaupt noch hier, Schwächling? Geh sterben! Schau dich doch an: Du bist ein Nichts!", rief einer links von ihm.
"Und aus dir wird auch nie etwas werden!", stimmte der Große zu.
Seine Sicht wurde wieder klarer und er sah, wie seinem Gegenüber eine Träne die Wange hinunterrann.
"Genau. Was machst du eigentlich noch hier?", fragte er sein Spiegelbild.

180 GradWo Geschichten leben. Entdecke jetzt