Kapitel 15

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Unvorbereitet zuckte ich zusammen, als Sina und Anna mit ihrer Shoppingbeute um die Ecke bogen und auf unseren Treffpunkt zusteuerten. Sie waren herzlich am Lachen. Menschen waren lachend so schön. Verlegen sah ich auf den Boden, spürte jedoch förmlich, wie Jonas bei meinem Anblick anfing zu grinsen. Ich sah wieder auf und stieß ihm meinen Ellbogen in die Seite.

»Ey!«, entfuhr es ihm.

Sina und Anna waren mittlerweile bei uns angekommen und Sina ging sofort zu Jonas, um ihm einen kleinen Kuss zur Begrüßung zu geben. Danach musterte sie uns kritisch.

»Ihr heckt doch etwas aus.«, meinte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

Jonas lachte. »Machen wir doch immer.«

Ich fühlte mich durch ihre Anmerkung irgendwie enttarnt, obwohl sie wahrscheinlich gar nichts gemerkt hatte.

Wir suchten uns schließlich – auf Annas Empfehlung hin – einen „fantastischen und total günstigen" Italiener aus und aßen dort zu Abend. Es war wirklich sehr lecker, jedoch plagte mich mit der Zeit die Frage, wie es bei Henri gelaufen war. Ich begnügte mich mit dem Gedanken, dass er sich gemeldet hätte, wenn es ein Schuss in den Ofen gewesen sein sollte.

Nach dem Essen setzten wir uns in eine kleine Bar an der Weser. In großen Städten waren die schönsten Orte, an denen man seinen Abend verbringen konnte, immer am Wasser. Bis jetzt hatte mir die Spree in Berlin jedoch am besten gefallen. Sie wirkte durch die vielen Lichtreflexe so lebendig wie beruhigend zugleich.

Mir fiel ein Stein vom Herzen, als mein Handy klingelte. Auf dem Display stand Henris Name. Meine Finger zitterten vor Aufregung auf seinen Bericht, als ich abnahm.

»Hey.«, sagte ich und mir schlug das Herz bis zum Hals.

»Danke.«, hörte ich Henris Stimme auf der anderen Seite der Leitung.

Ich fing an zu grinsen, als hätte ich im Lotto gewonnen. »Gerne.«

»Wir fahren gerade in Richtung Hauptbahnhof. Wo seid ihr?«

»Heißt das, Leo kommt mit?«, fragte ich überrascht.

»Ja... Also, wenn das für euch okay ist?«

Ich sah in die Runde. »Leute, habt ihr ein Problem mit einem weiteren Reisenden?«

»Oh Gott, hat Henri es geschafft?«, entfuhr es Anna.

Ich nickte ihr erfreut zu und vergaß in dem Moment, dass ich ja angeblich auf sie stand.

Henri hatte den anderen kurz bevor er sich auf den Weg zu Leo gemacht hatte, eine kurze Erklärung gegeben, was er vorhatte. Beziehungsweise, warum er nicht mit uns in die Stadt ging und warum wir überhaupt nach Bremen gefahren waren. Anna und Sina, die ja als einzige noch nicht informiert gewesen waren, hatten ihn danach mit Blicken überhäuft, die vor „Wie süß" und „Du schaffst das" nur so sprühten.

Folglich stieß meine Frage, ob Leo mitkommen durfte, auf große Begeisterung. „»Hier freuen sich sehr viele Leute darauf, deinen Traummann kennenzulernen.«, antwortete ich ihm und spürte ihn auf der anderen Seite der Leitung förmlich mit den Augen rollen.

Als Leo und Henri bei uns eintrafen, waren wir gerade dabei, unser zweites Getränk zu bestellen. Bei dem verlorenen Anblick, den die beiden nebeneinander machten, stahl sich ein Grinsen auf die Gesichter aller, die mit mir am Tisch saßen.

»Hey!«, sagte Leo, der sich wie ein Ausstellungsstück vorkommen musste.

Alle denkbaren Begrüßungen kamen ihm als Antwort entgegen. Dann sahen wir uns alle einen Moment zu lange an.

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