TenTen
Die Kälte kroch an meinen Armen entlang. Neujahr war selten so kalt und düster wie heute gewesen. Doch das störte mich wenig. Die Kälte könnte mich ersticken, aber mein Herz konnte sie nicht gefrieren. Es war umgeben von einer dicken Schicht aus Schmerz, Trauer und Einsamkeit. Und außer ihm würde so bald niemand meine steinerne Mauer durchbrechen können. Aber er war nicht mehr hier.
Ich biss die Zähne zusammen und ermahnte mich. Ich wollte das doch hinter mir lassen, endlich mit den Erinnerungen abschließen. Heute wollte ich meinen Schlussstrich ziehen. Ich konnte mich schließlich nicht ewig in meinem Waffengeschäft verkriechen. Außerdem hatte ich dem Hokage zugesichert, dass ich ab diesem Jahr wieder einsatzfähig war. Nach dem Krieg hatte ich mich lange zurückgezogen und war nicht mehr auf Mission. Aber das musste jetzt ein Ende haben.
Entschlossen schritt ich noch schneller voran und zog meinen Schal über meine Nase. Die kalte Luft erreichte dennoch meinen Hals und schien mir die Kehle zu zu schnüren. Sie war genauso kalt wie er damals.
Verbittert biss ich mir auf die Lippe und versuchte meine Gedanken auf etwas anderes zu richten.Als ich schließlich das große Eingangstor des Friedhofs betrat, stellte ich erleichtert fest, dass er leer war. Mitleidige Blicke und Trostversuche konnte ich heute wirklich nicht gebrauchen. Aber kein Wunder, dass niemand hier war. Wer schleicht sich auch um sieben Uhr morgens aus der Wohnung, um den Friedhof zu besuchen? Und das an Neujahr.
Ich schritt auf sein Grab zu. Den Weg dorthin kannte ich mittlerweile auswendig. Früher war ich oft mit Hinata hier gewesen. Sie kannte den Schmerz, den sein Tod in mir zurück gelassen hatte und teilte ihn, wenn auch auf andere Weise. Für sie war er mehr ein großer Bruder als ein Cousin gewesen. Nach einiger Zeit besuchte sie sein Grab dann immer mit Naruto. Als ich nach ihrer Mission auf dem Mond hörte, dass sie nun mit ihm zusammen war, freute ich mich sehr für sie. Immerhin war Hinata schon seit Kindertagen in Naruto verliebt.
Meine Schritte wurden immer langsamer und schließlich blieb ich stehen. Ich war nun vor seinem Grab angekommen. Mein Blick fiel auf die Inschrift: "Neji Hyuuga"
Obwohl ich diesen Namen schon so oft auf dem kalten Stein gelesen hatte, war der Anblick immer noch fremd. Vorsichtig legte ich den Blumenkranz ab, den ich gestern noch bei Ino gekauft hatte. Die intensiven Farben der Blüten wirkten fehlplatziert an diesem trostlosen Ort.
Ich breitete meine Decke vor dem Grabstein aus, setzte mich darauf und schloss die Augen. Neji Hyuuga, es ist Zeit für einen Schlussstrich.
Die Erinnerungen fluteten meine Gedanken und die Realität entschwand. Die Bilder überschlugen sich in meinem Kopf. Ich sah wie Neji und ich uns über Lee und Sensei Gai lustig machten, wie wir gemeinsam mit ihnen für die Chunin-Auswahlprüfungen trainierten, unsere gemeinsamen Missionen, wie er mich aus Kisames Wassergefängnis befreite. Und schließlich sah ich, wie er in Naruto's Armen starb.
Die Tränen kamen so schnell wie die Erinnerungen und strömten mir in Wasserfällen über die Wangen. Der Schmerz gewann die Oberhand in mir. Die Kälte konnte ich nicht mehr auf meinen Fingern spüren. Ich spürte überhaupt nichts mehr. Nur den Schmerz, den sein Tod in mir auslöste. Ich schluckte. All den Schmerz habe ich in mir begraben und jahrelang mit mir herum getragen. Und nun überfiel er mich mit all diesen Bildern, die ich vergessen wollte.
Ich weiß nicht wie lange ich dagesessen und geweint habe. Aber als ich mich nach einiger Zeit wieder beruhigte, hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr allein war. Ich spürte die Präsenz von jemandem hinter mir. Lautlos zückte ich ein Kunai. Obwohl zur Zeit Frieden in der Shinobi-Welt herrschte, ging ich nie ohne ein paar Shuriken und meine Kunai-Messer aus dem Haus. Man konnte ja nie wissen.
Blitzschnell wirbelte ich herum und legte der Person das Kunai an den Hals. Als ich das erschrockene Gesicht vor mir erkannte, entspannte ich mich.
"Hinata-chan", murmelte ich erleichtert und steckte das Kunai wieder ein. "Woher wusstest du, dass ich hier bin?"
Sie antwortete nicht, aber das war auch nicht nötig. Sie kannte mich lange genug um zu wissen, was ich für Neji empfunden hatte. Wortlos setzte ich mich wieder hin. Ich bemerkte, wie auch sie sich auf die Decke kniete, wandte meinen Blick jedoch nicht von seinem Grabstein ab. Sie legte ihre Hand auf meine und drückte sie fest. So saßen wir eine Weile einfach nur da. In diesem Moment war ich ihr unendlich dankbar. Ohne sie wäre ich an meinen Erinnerungen erstickt und in meinen eigenen Tränen ertrunken.
"Ich hab' es ihm nie erzählt", schniefte ich nach einer Weile. Ich war schon lange vor dem Krieg in Neji verliebt gewesen. Aber ich hatte mich nie getraut ihm meine Gefühle zu gestehen. Vielleicht hatte ich auch einfach nie daran gedacht, dass einer von uns den Krieg nicht heil überstehen würde.
"Er wusste es", sagte Hinata schlicht und schaute weiter in die Ferne.
Erstaunt blickte ich auf. Wie meinte sie das?
Als hätte Hinata meine Gedanken gelesen, wandte sie sich zu mir und lächelte. "Er wusste, dass du ihn liebst. Und er hat dich auch geliebt."
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Shinobitränen || Naruto [Pausiert]
Fanfiction"Naruto ist immer noch ein fauler Langschläfer, der Hokage werden will, Shikamaru ist immer noch genervt, TenTen ist immer noch von Schmerz zerfressen und du..." Er machte eine kurze Pause und sah mir direkt in die Augen. Mein Herz setzte einen Schl...