Illusion

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Shikamaru

Mendokuse, diese Frau machte mich fix und fertig.

Ich beschleunigte ein wenig und sprang noch schneller durch die Nacht. Sie hatte ohne Zweifel den Weg nach Suna eingeschlagen. Wie leichtsinnig.

Da machte man mal ein kleines Nickerchen und schon rennt sie weg. Aber das musste ja früher oder später so kommen. Temari war nicht die Sorte Mensch, die sich irgendwo lange festhalten ließ.

Aber wieso war sie so plötzlich aufgebrochen? Sie hätte sich ja auch schon gestern Nacht davonschleichen können, wenn es ihr so wichtig war, nach hause zu kommen. Nein, ihr plötzliches Verschwinden musste einen Auslöser haben, aber welchen?

Während die Bäume in windeseile an mir vorüberzogen, überkam mich ein ungutes Gefühl. War in Suna etwas vorgefallen, dass vor Konoha verheimlicht wurde? Wohl kaum. Welchen Grund hätte der Kazekage dazu?

Versteh einer diese Frau.

Schließlich tauchte vor mir eine weitere Chakrasignatur auf. Das musste sie sein.

Ich versuchte, mein Chakra so gut es ging zu unterdrücken. Aber wahrscheinlich würde sie mich trotzdem bemerken.

Bald konnte ich ihren dunklen Umriss vor mir in der Dunkelheit erkennen. Ich kam näher und näher, doch sie schien mich noch nicht bemerkt zu haben. Ich entschloss mich kurzerhand dazu, sie direkt zu konfrontieren. Alles andere würde in einer solchen Situation nichts bringen oder helfen.

Ich machte einen besonders großen Satz und landete einen Ast hinter ihr. Sie ignorierte mich.

"Wo willst du hin?", rief ich genervt aus.

Erst jetzt hielt sie in ihrer Bewegung inne und landete ebenfalls auf einem Ast. Aber sie drehte sich nicht zu mir um, beachtete mich nicht im geringsten.

Meine Güte, was um alles in der Welt hatte Temari so wütend gemacht, dass sie nicht ein Wort herausbrachte? Mendokuse, sonst schlug sie mir doch auch ihre Meinung um die Ohren.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als wie aus dem nichts ein Kunai auf mich zusauste. Zu überrascht um zu reagieren, starrte ich das Messer an. Erst als es mir die rechte Schulter aufschlitzte, erkannte ich, dass Temari es geworfen haben musste.

Erschrocken schaute ich sie an. Sie hatte bereits ein weiteres Kunai gezückt, doch diesmal wich ich ihrem Wurf aus. Das Kunai blieb in einem Baum hinter mir stecken.

Ich landete neben Temari. Jetzt wusste ich was los war. Sie stand unter einem Genjutsu. Deshalb sprach sie auch nicht mit mir. In der Illusion kämpfte sie vermutlich gerade gegen einen feindlichen Shinobi.

Bevor sie einen weiteren Angriff starten konnte, legte ich meine Hand auf ihre Schulter und löste das Jutsu. Augenblick sackte ihr Körper zusammen und sie schwankte gefährlich. Ehe sie vom Ast des Baumes fiel, fing ich sie auf und sprang mit ihr in den Armen hinab zum Waldboden.

Was war nur Geschehen? Wer hatte Temari in dieses starke Genjutsu versetzt? Und was hatte der- oder diejenige ihr gezeigt? Es konnte nichts gutes gewesen sein, wenn sie nun so neben der Spur war.

In meine vielen Fragen vertieft, hatte ich gar nicht bemerkt, wie sich meine Hand an ihre kalte Wange legte. Verwirrt starrte ich meine Finger an, als würden sie nicht zu meinem Körper gehören.

Im nächsten Moment schlug Temari ihre Augen auf und schnappte nach Luft, als wäre sie gerade fast ertrunken. Einen Moment lang starrte sie mich einfach nur an. In ihren Augen konnte ich Verzweiflung und Angst sehen. Was war das nur für ein verfluchtes Genjutsu gewesen, dass der sonst so taffe Temari einen solchen Schrecken einjagte?

Ich bemerkte, dass meine Hand immer noch an ihrer Wange lag. Doch als ich sie schnell zurückziehen wollte, hielt Temari die Hand fest an ihrer Wange. Ihrer eiskalten Finger umschlossen zitternd meine. Verwundert schaute ich zu ihr.

"Shikamaru", hauchte sie. Der Schock saß ihr noch tief in den Knochen.

"Keine Sorge, alles ist gut. Ich habe das Genjutsu aufgelöst unter dem du gestanden hast", versuchte ich sie zu beruhigen.

Verwirrt schaute sie zu mir hoch, als würde sie erst jetzt verstehen, dass sie in einem teuflischen Genjutsu gefangen gewesen war. Ihr Blick glitt zu meiner verletzten Schulter und ihre Augen weiteten sich.

"War... w-war ich d-das etwa?" Ihre Stimme bebte.

"Nicht so wichtig", versuchte ich der Frage auszuweichen, doch daraus schloss Temari, dass sie es tatsächlich selbst gewesen war.

Sie sah mich entschuldigend an. "Tut mir Leid."

Eine Weile sahen wir uns nur stumm an. Noch immer lag sie mit bebendem Körper in meinen Armen und schmiegte ihre Wange an meine Hand. Ich spürte ein Kribbeln in meinen Fingerspitzen.

Schließlich brach ich die Stille und schlug vor, ins Dorf zurück zu kehren. Wir würden dem Hokage morgen früh Bericht erstatten.

Sie stimmte mir zu und richtete sich auf. Vorsichtig löste ich meine Hand von ihrer Wange. Ihrem irritierten Blick zufolge, hatte sie die Berührung erst in diesem Moment realisiert. Kurz herrschte peinliches Schweigen.

Dann machten wir uns auf den Weg. Zuerst wollte sie selbst laufen, doch ich konnte sie davon überzeugen, dass dies aufgrund ihres verstauchten Knöchels keine besonders gute Idee war.

"Und jetzt?", fragte sie, nachdem sie mir mit einem leisen Seufzer zu verstehen hatte, das sie aufgab.

"Werde ich dich wohl oder übel tragen müssen. Sonst kommen wir nirgendwo an", antwortete ich schlicht. In dem Moment hatte ich einfach keine bessere Idee.



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Hey Leute, hier eine kleine Vorwarnung: Ich stecke mitten in einer ShikaTema-Phase also wird sich das nächste Kapitel vermutlich auch um die beiden drehen.

Vielen dank für eure Stimmen ;))

Bis zum nächsten Kapitel

LG Jules









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