Entschuldigende Worte

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Als ich hörte, wie heftig Sasuke und Naruto miteinander stritten, konnte ich nicht länger schlafen. Ich hatte mich ja sowieso schon schwer getan ein Auge zu zu bekommen, da brauchte ich es jetzt gar nicht mehr zu versuchen.
Leise rappelte ich mich auf und ging auf das Glimmen des verglühten Feuers zu. Ich hörte Naruto immer lauter und lauter werden, aber zu mir drangen nur ein paar Wortfetzen durch. Er machte Sasuke wirklich eine Menge Vorwürfe. Ich hätte nie gedacht, dass er ihn jemals so in seine Schranken weisen würde. Denn Naruto war schließlich der einzige, der niemals an Sasuke gezweifelt hatte, zumindest dachte ich das immer.

Ein Funkenregen riss mich aus meinen Gedanken. Sasuke hatte mit seinem Fuß das Feuer ausgetreten. Nun standen wir beide in völliger Dunkelheit.

"Wo ist Naruto?", fragte ich.

Ohne sich umzudrehen antwortete er: "Der kriegt sich schon wieder ein."

Nach einer Weile gewöhnten sich meine Augen an die Finsternis und ich konnte seinen Umriss erkennen. Er stand mir viel näher, als ich gedacht hatte und inzwischen hatte er mir auch sein Gesicht zu gewandt. Zwischen uns war nur noch die Feuerstelle und Dunkelheit.

"Wie viel hast du gehört?"

"Nicht viel."

Sasuke nickte kurz und schaute zur Seite. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den ich nicht ganz identifizieren konnte. Aber es war schon immer schwer gewesen, zu erkennen, was gerade in ihm vorging. Er hatte schon immer das Talent seine Gefühle zu verstecken oder gar zu unterdrücken.

"Sakura." Seine ernste Stimme holte mich ins hier und jetzt zurück. Fragend schaute ich ihn an.

Er zögerte noch, als wüsste er nicht, was er sagen wollte. Dann traf mich sein durchdringender Blick, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. Wieder einmal verfluchte ich den Uchiha dafür, dass er noch immer so eine Wirkung auf mich hatte und war gleichzeitig sauer auf mich selbst, weil ich es einfach nicht schaffte, meine Gefühle für ihn los zu werden.
Nachdem er sich offenbar etwas gefasst hatte, erhob er erneut die Stimme.

"Es tut mir Leid."

Meine Augen weiteten sich vor Überraschung. Hatte... hatte Sasuke sich gerade entschuldigt? Bei mir? Der Ausdruck in seinem Gesicht... War das etwa Reue?

Aber warum? Was tat ihm leid? Und warum jetzt?

Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch meine Stimme wollte mir nicht gehorchen. Stattdessen übernahm er das sprechen.

"Naruto hat Recht", meinte er trocken, trat einen Schritt zurück und wandte sich von mir ab. "In meiner Vergangenheit habe ich viele Dinge getan, die ich heute bereue. Und einige davon betreffen auch dich."

Ich schluckte schwer. Ich glaubte nun zu wissen, worauf er hinaus wollte. Damals... Auf der Brücke... Nach seinem Kampf gegen Danzo..
Ohne Naruto wäre ich nie lebend aus der Sache rausgekommen. Ich dachte nur ungern an diese Zeit zurück. Sie hatte mir einfach zu viel Kummer beschert.

Ein Teil von mir wollte Sasuke's Worten glauben schenken, ein anderer zweifelte an seiner Reue. In den letzten Jahren war einfach so viel passiert, dass ich ihm nicht mehr vertrauen konnte. Doch egal was er getan hatte, meine Gefühle hatten jeden seiner Fehler überstanden. Jahrelang habe ich mich gefragt, wie unser Wiedersehen aussehen würde. Ich habe den Glauben an ihn nie verloren und mich verzweifelt an seine letzten Worte geklammert. Habe sehnsüchtig auf ihn gewartet und gehofft, ich würde ihm etwas bedeuten und jetzt, wo er hier vor mir stand, wusste ich nicht was ich fühlen und was ich glauben sollte.

"Du glaubst mir nicht. Verstehe."

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er sich bewegt hatte. Aber nun konnte ich seinen Atem in meinem Nacken spüren. Das zweite mal in dieser Nacht lief mir ein Schauer den Rücken hinab.

"Doch. Doch, ich...glaube dir", flüsterte ich. Das Beben in meiner Stimme konnte ich dummerweise nicht unterdrücken.

Ich hörte ihn geräuschvoll ausatmen, fast so, als wäre er froh über meine Antwort. Allerdings war dieser Eindruck wohl meiner naiven Hoffnung geschuldet, oder?

Sein Atem kitzelte mich im Nacken. Es war beängstigend, wie viel Macht Sasuke über mich hatte und es ihm selbst nicht einmal wirklich bewusst war.

Entschlossen machte ich einen Schritt von ihm weg und wandte mich ihm dann zu. Ich konnte seine Nähe nicht länger ertragen.

Nein, das war eine Lüge. Ich sehnte mich gerade zu danach und genau das machte mir Angst.

Langsam schaute ich zu ihm auf. Sein Blick war so unergründlich wie immer.

Plötzlich hob er seinen Arm und tippte mir mit zwei Fingern auf die Stirn.

"Danke."



Shinobitränen || Naruto [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt