1 | meine Zukunft

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MIRA

Ich lauschte der Musik in meinen Ohren und lehnte mein Kopf an die Glasscheibe. Ich war todmüde. Die ganze Nacht hatte ich an meinem Projekt gearbeitet
und gleich würde ich es vorstellen. Ich konnte es kaum abwarten bald fertig zu sein mit meinem Studium. Mir war bewusst, dass ich viel arbeiten musste, doch das würde ich. Meine Zukunft wird toll.
Im Vergleich zu den anderen Studenten, musste ich mehr lernen und kämpfen, denn wenn meine Leistungen schlecht sind, dann bekomme ich kein Stipendium und ohne mein Stipendium bin ich verloren auf dieser Privatuniversität. Meine Eltern waren nicht arm, wir waren eine ganz normale Familie, doch die Privatuniversität wäre für meine Eltern eine Nummer zu groß.

Meine einzige Freundin Zara, geht ebenfalls auf diese Uni, aber sie bekommt es von ihren Eltern finanziert. Wir sind zwar befreundet, aber es war nicht wirklich eine wahre Freundschaft. Sie erzählt mir öfters über ihre Probleme, aber nie fragt sie mich nach irgendwas, alles dreht sich nur um sie. Zara liebt es im Mittelpunkt zu stehen, dreht die Jungs um ihren Finger und ist gerne die Zicke in der Runde.

Seufzend stieg ich aus dem Bus aus angekommen.
Fast jeden Tag fuhr ich mit dem Bus und der Bahn hin und zurück, doch das machte mir wenig aus, denn schließlich arbeite ich für meine Zukunft. Ohne Fleiß kein Preis. Mein Studium war mit eins der wichtigsten Dinge in meinem Leben, irgendwann wollte ich eine bekannte Designerin werden. Meine Professoren sind der Meinung, dass ich gute Karten in der Hand habe, aber das heißt nicht, dass ich weniger lernen muss.
Ich spazierte in die Universität hinein und sah viele bekannte Gesichter, mit denen ich wenig zu tun hatte. Reiche Menschen hängen nun mal mit Reichen ab.
Eigentlich frage ich mich, warum Zara mit mir befreundet ist, wo sie doch mit den ganzen anderen Menschen befreundet sein könnte, doch stattdessen verbrachte sie ihre Zeit mit mir und schon sah ich sie bereits auf mich zu kommen.

"Mira! Wieso antwortest du mir nicht? Ich habe dir so viele Nachrichten hinterlassen, du weißt gar nicht, was passiert ist!", fing sie an als sie mich entdeckte.

"Mein Handy ist kaputt", sagte ich und lächelte leicht. „Es ist in der Reparatur. Du wirst mich die nächsten Tage nicht erreichen."

"Oh nein, wann bekommst du es denn wieder?"

"Ich weiß es nicht Zara", antwortete ich schulterzuckend. Sie fing an von ihrem Wochenende zu erzählen und ich hörte ihr nur halb zu. Gemeinsam liefen wir in unseren Hörsaal und wenige später kam auch schon unsere Professorin.
Nach der Uni, lernte ich ein wenig in der Bibliothek, ehe ich mich auf den Weg zur Arbeit machte und danach gegen 22 Uhr Nachhause fuhr. Nebenbei kellnerte ich in einem Café, um meine Eltern nicht zu belasten. Vor unserer Wohnung hielt ein sehr teures Auto, es war nicht geliehen, das würde ich merken, aber hier wohnen nicht solche Leute, die sich solche Autos leisten können. Ach Mira, vergiss es doch einfach. Ich ging die Treppen hoch in unsere Wohnung, zog meine Schuhe aus und betrat das Wohnzimmer, wo ein Fremder Mann auf der Couch saß. Er war bestimmt Ende zwanzig und sah ziemlich gut aus. Er trug einen schwarzen Anzug. Er hatte dichte lange Wimpern, die seine braun grünen Augen stärker betonten. Sein Gesicht war sehr markant und irgendwie sah er gefährlich aus. Nur die Frage ist, woher ich ihn kenne. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm oft begegnet bin.

„Hallo", sagte ich lächelnd in die Runde.

„Mira, mein Schatz. Das ist Kerem Kaya", sagte mein Vater und seine Stimme klang anders als sonst. Meine Mutter schwieg. Sie sprach gar nicht, das war sie nicht. Eigentlich sprach sie ununterbrochen. Ich sah, wie Kerem mir seine Hand reichte und dabei lächelte.

„Mira", erwiderte ich lächelnd und ich sah im Flur drei große Koffer stehen. Verwirrt runzelte ich die Stirn.

"Warum stehen die Koffer da? Ist etwas passiert?", fragte ich und sah meine Eltern an.

„Können wir einen Moment alleine reden?", fragte Kerem mich und ich sah ihn emotionslos an. „Warum? Wir kennen uns nicht. Ich denke nicht, dass wir etwas zu bereden haben."

Ich blickte zu meinem Vater, doch er schwieg. „Papa, sag doch etwas!"

Meine Eltern machen aus dem schlimmsten Tag, den besten Tag, aber heute schwiegen sie nur. Plötzlich packte Kerem Kaya meine Hand und zog mich mit sich in unsere Küche. „Hey! Was soll das!" er schließt die Tür und lehnt sich daran. Bevor ich mir Gedanken darüber machen konnte, warum mein Vater zuließ, dass Kerem mich so behandelt, fing er an zu sprechen.

„Dein Papa hat Schulden.", er mustert mich von oben bis unten. „Du bist die einzige, die ihn retten kann."

„Was?", ich hielt für einen Moment die Luft an. Warum hatte mein Vater Schulden? Wir haben doch alles abbezahlt...Das konnte nicht sein. Diese Zeiten sind doch schon längst vorbei.

„Mira, ich kriege dich nicht aus dem Kopf.", langsam kommt er auf mich zu, während ich immer weiter nach hinten ging. „Seitdem ersten Tag an. Ich will dich und ich habe versucht dich kennenzulernen, doch es hat nicht funktioniert. Ich gebe deinem Vater Geld und er gibt mir dich. Ich heirate dich und dein Papa bekommt das Geld. Dein Papa hat das Angebot angenommen.", ich schubste ihn zur Seite und lief hinaus aus der Küche. Der hat sie doch nicht mehr alle. Heiraten? Ich heirate niemanden. Vor allem nicht jemanden den ich nicht kenne.

"Warum? Wieso habt ihr mir nicht gesagt, dass wir in Probleme stecken, ihr wisst doch, dass ich euch helfen würde!", fragte ich sauer und spürte, wie sich meine Augen füllten. „Wieso hast du sein Angebot angenommen, Baba?"

Mein Vater kommt auf mich zu und umarmte mich. "Es tut mir leid. Ich war ein sehr schlechter Vater, ich konnte dir nie ein schönes Leben geben. Dir nie schöne Sachen kaufen oder deine Wünsche erfüllen. Ich weiß, dass es dir bei Kerem besser gehen wird, als bei uns, vergiss nicht, dass du mein Ein und Alles bist, wenn ich weiß, dass es dir gut geht, dann geht es mir auch gut. Ich liebe dich, meine kleine Prinzessin."

"Sag sowas nicht. Ich liebe dich, das stimmt nicht! Du bist ein toller Vater. Gib ihm das Geld zurück. Ich werde die Uni abbrechen und werde deine Schulden abbezahlen."

"Das wirst du nicht, du hast Träume. Du musst ihnen nachgehen. Du bist ein tolles Mädchen. Mach was aus deinem Leben. Wir stehen hinter dir egal was ist!", sagte mein Vater und küsste meine Stirn.

"Ich will nicht", sagte ich und wischte meine Tränen weg. „Wir können das hinkriegen. Wir schaffen das gemeinsam."

"Du musst für uns!", sagte meine Mutter nun und gibt mir einen langen Kuss auf die Wange. Als ich mich umdrehte, waren die ganzen Koffer bereits weg und Kerem wartete auf mich.

„Also kommst du jetzt?", fragte Kerem und grinste leicht. Am liebsten hätte ich ihn für sein Grinsen getötet.

Ich nickte. Etwas anderes blieb mir ja nicht übrig. „Auf Wiedersehen, ich liebe euch.", ich umarmte meine Eltern und verließ schnell unsere Wohnung.

Es lief alles viel zu schnell für mich. Vor einigen Stunden war ich noch am lernen und arbeiten. Jetzt fahre ich mit Kerem Kaya irgendwohin, dass alles kann ja nur schiefgehen.

Ich stieg ins Auto und schnallte mich aggressiv an. Als wir dann losfuhren, weinte ich noch sehr lange und nach einer ziemlich langen Zeit, hatte ich mich endlich beruhigt.

"Warum ich?", fragte ich ihn und sah ihn an.

"Du bist die einzige Frau, die mir Hoffnung gibt und ich kenne dich kaum."

Gehöre nur mir, Engel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt