Kapitel 16

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Als die Sonne mir ins Gesicht schien, bemerkte ich, dass ich schon seit gestern hier sein muss. Nancy oder Papa können gar nicht wissen, dass ich hier schlief, also rief ich zuhause an und sagte, dass ich bei einer Freundin gestern eingeschlafen bin und heute Mittag nach Hause komme. Ich lag auf einem Bett mit einer Decke eingekuschelt. Ich schaute unter die Decke und hatte zum Glück noch alle meine Klamotten an. Ich lag noch ein bisschen im Bett rum und blickte aus dem großem Fenster mir gegenüber. Ich überlegte, was gestern alles passiert ist, bevor ich eingeschlafen bin und erinnerte mich an meine Ausfragerei. Und schließlich erinnerte ich mich daran, dass ich die Nacht bei meinem Lehrer übernachtet habe. Ich stand auf und suchte das Badezimmer. Ich machte einfach Tür für Tür auf, doch fand weder das Badezimmer noch Liam. Ich ging zur letzten Tür und öffnete diese ebenfalls. Mir stockte der Atem. Das war nicht nur das Badezimmer, welches ich gerade gefunden hatte, sondern dort stand Liam. Im Handtuch. Vor mir.
"Oh Gott, Entschuldigung. I-ich wollte mich nur frisch machen und wus..", ich wollte gerade aussprechen, doch Liam unterbrach mich mit einem fiesen Lachen. "Quatsch alles gut, ich hätte mir auch was anziehen können.". Als Liam sprach, wurde ich mehrmals von seinem durchtrainierten Körper abgelenkt. Seine Muskeln waren angespannt und er war leicht gebräunt. Er schaute mich wieder mit diesem fiesen Grinsen an und ging an mir vorbei, ohne etwas zu sagen. Ich machte mich frisch, als mir einfiel, dass ich gar nichts zum anziehen hatte. Ich sah als Möglichkeit nach dem Duschen Klamotten von Liam anzuziehen, aber ihn zu fragen wäre das peinlichste was mir hätte passieren können, also ließ ich das lieber. Ich ging zu Liam ins Wohnzimmer und sagte, dass ich nach Hause müsse, da ich keine frischen Klamotten für den Tag hätte und eigentlich duschen wollte. Er lachte. Ich errötete. Warum lachte er denn jetzt?
"Du kannst dir ruhig Pulli und Jogginghose von mir leihen. Wäre nur blöd mir die in der Schule wieder zu geben.", sagte er zu mir und ich schaute ihn überfordert an. Er lief vor, ich hinterher, wie ein Hund. Er drückte mir einen grauen Pulli und eine schwarze Hose in die Hand. Er ist anders als gestern. Vielleicht hatte er vergessen, dass ich seine Schülerin bin, oder es interessiert ihn nicht. Ich ging wie ein Roboter wieder ins Badezimmer und genoss die eiskalte Dusche, die meinen Kopf wieder klar denken lassen sollte.

Doch auch in der Dusche dachte ich an ihn. Meinen Lehrer. Wie das klingt, als wäre er 30 Jahre älter. Doch so viel älter ist er gar nicht als ich. Seine Art ließ mich an ihn hängen, er ist so interessant und ich wollte erfahren, was hinter ihm steckt. Nach langem Grübeln, was wohl in seiner Kindheit passiert ist, machte ich den Wasserhahn aus und wickelte mich ins Handtuch, welches ich aus dem Schrank holte. Ich schaute in den Spiegel, der sich vor mir befand und blickte durch meine müden Augen. Irgendwie war es echt schön hier. Ich fühle mich in Liams Nähe wohl, auch wenn es sich komisch anhört. Ich zog mir seine Sachen an und machte das Bad trocken, da ich ein bisschen rumgetröpfelt habe. Meine Haare bund ich zu einem Dutt zusammen und ging dann ins Wohnzimmer, zu Liam.

"Steht dir ja fast besser als mir, aber nur fast.", sagte er und fing an laut loszulachen. Ich musste schmunzeln. "Danke.", mich verließ ein kleines Lächeln, bis mir einfiel worüber wir jetzt reden mussten. Ich setzte mich mit ihm auf dich Couch und fing an.
"Meinst du wir sollten über gestern und heute reden? Es wird in der Schule bestimmt riskant alleine zureden, ohne, dass sich jemand etwas zusammen reimen kann.", sagte ich verunsichert. Liams Augen wurden größer und die gute Laune verschwand, wie auf Knopfdruck. Er schluckte einmal etwas doller, als hätte er was im Hals stecken und brachte dann nur ein "ja" raus. Ich wünschte mir, dass ich das Thema nie angesprochen hätte. Er wirkte so, als hätte ich ihn auf seine Kindheit angesprochen. Er wirkte so abwesend und blockiert.
"Leah, ich weiß, dass wir darüber reden müssen und ich weiß auch, dass wir ganz schön Mist gebaut haben. Versprich mir, dass du mit niemanden, auch nicht mit Jamie darüber reden wirst, dann haben wir das nämlich geklärt.", sagte er zu mir und schaute mich erwartungsvoll an. Ich dachte ich habe mich verhört und wurde wütend. Er wollte gar nicht darüber reden, wie es mit uns beiden weiter geht. Ich soll einfach meinen Freunden etwas verheimlich und gut ist. Na vielen Dank auch.
"Und was ist mir uns beiden?", fragte ich vorsichtig und ängstlich.
"Was sollte schon sein? Ich bin dein Lehrer und du meine Schülerin. Ich habe dich einfach bei mir schlafen lassen, da du so müde warst. Was sollte dabei schon sein?", antwortete er mir und ich versuchte nicht los zu heulen.
Ich nickte und suchte meine Tasche. Als ich sie gefunden hatte, nahm ich meine Jacke und fragte, ob er mich nach Hause fahren könnte. Er nickte, atmetete tief ein und lief mir hinterher. Wir liefen aus dem Hochhaus raus und ich lief strickt zu seinem Auto. Er schloss auf und ich habe mich sofort hingesetzt. Mir war gerade egal, was er über mich dachte. Wir sind ja nur Schülerin und Lehrer. Eigentlich hatte er ja Recht, doch es traf mich trotzdem.
Liam stieg ein und schaute mich an. Ich schaute weg.
"Leah?", fragte er besorgt.
"Mhm?"

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Wörter: 920

Liebe niemals eine Schülerin.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt