Am Morgen habe ich kurz überlegt, ob ich vielleicht blau machen sollte, aber dann machte ich mir Gedanken darüber, wie feige es wäre. Und ich ließ es bleiben.
Jetzt stand ich vor dem Schulgebäude und traute mich nicht reinzugehen. Meine Hände zitterten ein bisschen. Was wird mich dort drin erwarten?
Ich gab mir einen Ruck - wovor hatte ich Angst? Schlimmer konnte es nicht werden.
Ich betrat Gebäude 1 und ging geradewegs zu meinem ersten Klassenraum - Englisch.
Eigentlich müsste ich noch zu meinem Spind gehen um meine Englischbücher herauszuholen, aber dort waren noch die Reste von dem Quark drin, die gestern nicht auf mir oder dem Fußboden gelandet sind. Mrs Wiehert benutzte ohnehin so gut wie nie die Bücher und ich hoffte, dass sie es heute auch nicht tat.
Mike war schon da, genauso wie Mira und dessen Freundinnen. Sie lungerten auf den Tischen rum und unterhielten sich schnatternd, weswegen sie mich Gott sei Dank nicht bemerkten, als ich reinkam und mich in meiner Ecke 'versteckte'. Auch Mike schien keine Notiz von mir zunehmen, was mich ehrlich gesagt überraschte. Aber ich war froh drum.
Und das blieb auch so. Während des Unterrichts warf er mir keine gehässigen Blicke zu oder machte beleidigende Anmerkungen, wie sonst immer. So auch Mira. Sie schienen mich auch in der zweiten Stunde als wir Mathe hatten und in der Dritten bei Erdkunde völlig zu ignorieren - was mir natürlich nur recht war.
Ein kleines Stimmchen in meinem Hinterkopf fragte sich, ob es Mike vielleicht peinlich gewesen war von einem Mädchen geschlagen zu werden. Oder gerade, weil ausgerechnet ich es war. Aber dann dachte ich mir nur: Wieso sollte es ihm peinlich sein? Gerade weil ich es war, die ihn geschlagen hat ganz bestimmt nicht. Ihm war es egal, denn ich zählte nicht.
Deutlich entspannter ging ich zur Cafeteria und setzte mich an einen leeren Tisch. Aus den Augenwickeln sah ich wie Mira und Mike mit anderen Leuten einige Tische weiter saßen und lachten. Damian war auch unter ihnen. Keiner schien mich zu beachten.
Damian und ich sind heute zwar zusammen zur Schule gegangen, aber ich glaubte, er war sauer auf mich. Als ich ihn gefragt hatte, ob alles okay war, antwortete er nur mit einem kurzen Nicken und schwieg weiter. Ich tats ihm nach und als wir dann auf dem Schulhof waren, ging er ohne sich zu verabschieden zu Mike rüber und ließ mich stehen. Ich wusste ja, dass ich ihn nicht hätte anschreien soll, denn er wollte mir ja nur helfen und war ... besorgt? War er das? War er wirklich besorgt um mich? Wie auch immer, er schien sauer und verärgert zu sein. Und ehrlich gesagt, tat es mir auch leid. Aber mit einer Sache hatte ich recht: Es war meine Sache. Außerdem war es sowieso das erste und letzte Mal gewesen - da war ich mich absolut sicher - also warum sollte ich dann Hilfe brauchen? Ich brauchte sie nicht, nicht von ihm und auch von keinen Anderen.
Ich holte mein Handy aus der Vorderseite meiner Tasche und entsperrte es. Während meine Hände das Handy verbargen, laß ich die Nachricht, die ich von Leah bekommen hatte:
Kino? Heute um 15 Uhr? Der Film mit Josh Hutcherson ist draußen!
Und dahinter hatte sie tausende von Herzen-Smileys hintergeklatscht. Ich überlegte. Kino klang gut und ich war schon lange nicht mehr dort gewesen. Mit wem denn auch? Also schrieb ich ein kurzes 'Alles klar. x' und sperrte mein Handy wieder, als eine weitere Nachricht ankam.
Dad: Sally & ich fahren heute Mittag weg. Essen steht im Kühlschrank. Wartet nicht auf uns, könnte spät werden. xxx
Ich steckte mein Handy ohne zu antworten in die Tasche und stand auf. Damian und seine Freunde waren nicht mehr da, vermutlich sind sie zum nächsten Unterricht gegangen.
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Our Little Secret
Teen Fiction"Scheiße", murmelte ich erschrocken, als ihn sah. "Aria, das ist Damian.. und er wird bei uns einziehen", verkündete mein Vater. Doppelte Scheiße. - Arias Leben wird von einem Tag auf den Anderen plötzlich auf den Kopf gestellt. Erst verkündetet ihr...