Our Little Secret

> Part 124

Meine Beine zitterten wie verrückt als ich nur noch wenige Meter vor dem Schulgebäude stand. Ich zwang sie ruhig zu halten, doch anstatt auf mich zu hören, lösten sie nur noch mehr kleinere Erdbeben in meinem Körper aus.

Schließlich kam das große, hässliche Gebäude in Sicht, in dem ich jahrelang nichts als anderes als Leid und Schmerz erfahren musste. Ich atmete tief aus und blieb kurz stehen, um mich endgültig zu beruhigen. Ich durfte nicht wie das letzte Wrack in meinen ersten Schultag starten, sondern ich wollte dieses Jahr anders beginnen.                                                                                               Ich bin nicht mehr die alte Aria, ich habe mich verändert, mein ganzes Leben hat sich verändert und das musste ich stolz zeigen.

Plötzlich spürte ich, wie sich eine große Hand in meine kleine legte und ich wurde von innerer Ruhe erfüllt. Es war erstaunlich, was für eine Wirkung er auf mich haben konnte, so wie er da stand und auf mich herab sah, wissend, was in mir vorging.

,,Schon vergessen? Du schaffst das", ermutigte Damian mich und strich mir einmal kurz über die Wange, bevor er mich sanft weiterzog. Ich schaffe das, ich schaffe das, ich schaffe das.

Es freute mich, dass Damian meine Hand hielt, vor allen anderen Leuten. Es war das erste Mal, dass wir als offizielles Paar in der Schule auftauchten und es gab mir ein Gefühl von Sicherheit.

 Beim Betreten der Schule fiel mir direkt auf, dass sich alles verändert hatte, aber gleichzeitig auch nichts. Ich habe noch immer den bunt dekorierten Flur meiner Schule in Deutschland in Erinnerung - im Vergleich mit den Reihen der grauen Spinden hier war dieser Anblick echt trist. ,,Ich hab ganz vergessen, wie hässlich es hier ist", murmelte ich und Damian lachte.

Es klingelte und ich fragte ihn: ,,Wo hast du jetzt Unterricht?"

Er zuckte mit den Schultern, sah sich um und entdeckte Sid, den er sofort an der Kapuze zu sich zog.

,,Ey man, nicht so stürmisch. Ich weiß, du würdest liebend gerne über mich herfallen, aber wir sollten nicht zu spät kommen, sonst fällt Wiehert über uns her", sagte er mit hochgezogener Augenbraue.

,,Also haben wir mit der?"

Nun zuckte auch Sid die Schultern. ,,Ich weiß nicht, aber das ist der einzige Name, den ich mir über die Ferien gemerkt habe. Sie war in meinen Albträumen", flüsterte er und tat so als würde es ihm kalt über den Rücken laufen, bevor er sich gerade aufrichtete und mich strahlend anschaute. ,,Willkommen zurück, Zuckerschnute!"

,,Hi Shitney", grinste ich und sein Strahlen verwandelte sich prompt in einen genervten Gesichtsausdruck.

,,Weißt du was man, du bist kein Freund. Du bist ein durch und durch schlechter Mensch und ich bin sehr enttäuscht von dir. Ich hab's auch für mich behalten, dass du dir letzten Sommer selber einen geblasen hast ... Oups." Grinsend schaute er in die Runde und wackelte mit den Augenbrauen.

Verständnislos schaute Damian ihn an. ,,Was quatscht du da schon wieder? Das stimmt doch gar nicht."

,,Überlass doch einfach Aria, wem sie glauben möchte." Es klingelte ein zweites Mal und langsam leerten sich die Flure.

,,Natürlich glaube ich dir, Shitney, das sieht Damian echt sehr ähnlich. Okay, ich muss jetzt los. Sehen wir uns in der Pause?", fragte ich Damian, der nickte. ,,Ich warte vor deinem Klassenraum."

Während sich unsere Wege trennten, begann mein Puls wieder schneller zu schlagen. Doch zwanzig Herschläge später zwang ich mich entgültig dazu, Ruhe zu bewahren.