> Part 56

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Ich verschlief die Hälfte der Rückfahrt. Außerdem hatte ich die vage Vermutung, dass ich krank werden würde; unzwar so richtig. Meine Nase saß zu (Dad meinte, ich hätte sogar geschnarcht, verdammt) und ich musste ständig niesen.

,,Gesundheit", meinte Sally als wir in unserer Straße einbogen und ich einen weiteren Niesanfall überwunden hatte. Sie war mittlerweile die Einzige, die mir überhaupt irgendetwas wünschte, denn Dad und Damian stöhnten nach dem zehnten Niesanfall nur noch auf.

,,Danke", sagte ich und putzte mir die Nase. Ich hasste es, erkältet zu sein. Man lag dann nur noch im Bett, hatte zu nichts Lust und konnte nicht einmal schlafen, da einem die Nase zu saß.

Als ich meinen Koffer durch die Haustür schob, merkte ich, wie ich mich ein kleines bisschen freute, wieder zuhause zu sein; obwohl ich gerne noch geblieben wäre. Ich ließ meinen Koffer im Flur stehen und knallte mich sofort auf die Couch im Wohnzimmer und vergrub mein Gesicht in das Sofakissen, versuchte so einen Nieser zu unterdrücken. Als ich jedoch ein Krachen und kurz darauf einen Fluch hörte, schaute ich auf und sah, dass Damian seinen Koffer fallengelassen hatte, weil er über meinen gestolpert war.

,,Sag mal, kannst du deine Sachen nicht aus dem Weg räumen?", meinte er verärgert.

,,Lass mich, ich bin krank."

Damian schnaubte, trug aber freundlicherweise auch meinen Koffer nach oben.

,,So schön es auch war - zuhause ist es doch immer noch am Schönsten", sagte Dad, stemmte die Hände in seine Hüfte und sah sich um, als hätte sich in der einen Woche, in der wir weg waren, irgendetwas verändert.

,,Toby, könntest du mir vielleicht mal helfen?", brummte Sally etwas gestreßt.

,,Lass das doch einfach da stehen", stöhnte Dad, half ihr dann aber doch. Damit sie nicht auf die Idee kamen, dass ich ihnen helfen sollte, stemmte ich mich hoch und verschwand in meinem Bett. Ich hatte für zwei Minuten die Augen geschlossen und konnte einmal tief durch den Mund atmen, als mein Handy schon wieder anfing zu klingeln. Kurz überlegt ich, es  klingeln zu lassen, aber als ich sah, dass es Leah war, ging ich dran.

,,Hi", brachte ich etwas nasal hervor.

,,Hey", sagte sie, ,,bist du wieder zuhause? Kann ich vorbeikommen?"

,,Ich bin krank."

,,Ich bring ein Mundschutz mit. Bis gleich."

Dann hatte sie aufgelegt. Aber ich war noch nicht bereit; wie sollte ich ihr in die Augen sehen? Ich habe ihren Freund geküsst. Ein kleines, gemeines Stimmchen in meinem Kopf erinnerte mich daran, dass es ja nicht das erste Mal gewesen war und ich mich doch langsam mal an dieses Gefühl gewöhnen sollte. Arsch.

Aber vielleicht, wenn ich hier liegen blieb - mit dem Kopf im Kissen vergraben - musste ich sie ja gar nicht ansehen; sie würde mir meine Schuldgefühle nicht sofort von der Nase ablesen können.

Natürlich hab ich daran gedacht, ihr die Wahrheit zu erzählen, aber ich kam zu dem selben Entschluss, zu dem ich immer kam, wenn ich darüber nachdachte. Ihre Freundschaft war mir einfach zu wichtig.

Dann denk nach, bevor du immer wieder die selbe Scheisse baust, Aria.

Wenn man vom Teufel denkt, hörte ich durch das Kissen, wie irgendwer reinkam. Ohne zu Klopfen natürlich, also konnte es ja eigentlich nur Damian sein.

Ich wartete ab, aber es kam nichts, also hob ich den Kopf.

,,Ich wollte schauen, ob du dich überhaupt noch bewegst", erklärte er. Ich nickte und ließ meinen Kopf dann wieder sinken; ich fühlte mich von Sekunde zu Sekunde elender.

Our Little SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt