Als ich am nächsten Morgen aus der Dusche kam, lag ein Zettel auf meinem Bett. Ich warf das Handtuch für meine Haare daneben und ergriff das Papier. Darauf war eine Adresse und eine Telefonnummer geschrieben worden und ein Name - Castiel. Ich atmete tief durch, dann speicherte ich ihn in mein Handy ein, auch wenn es mich wunderte, dass er überhaupt eines besaß.
Ich wählte seine Nummer und sogleich nahm er ab. »Cat?«
»Ja, Cas, ich bin's«, meinte ich genervter, als ich beabsichtigt hatte. Deswegen fügte ich noch hinzu: »Hast du die beiden gefunden?«
»Ja. Sie sind in einer Art Parallelwelt. Der Trickster ist kein Trickster. Dafür ist er zu stark. Ich werde versuchen, die beiden darauszuholen. Komm du zu der Adresse, die ich dir gegeben hab'. Wir treffen uns da.«
»Ja, geht klar«, sagte ich. »Bis dann.«Ich erreichte die Lagerhalle in Wellington, Ohio am Nachmittag. Es war kalt, der Winter stand vor der Tür, so dass ich in meiner Lederjacke fror. Ich brauchte eine wärmere, doch die einzige, die ich hatte, lag irgendwo in Bobby Haus, wahrscheinlich von Staub überzogen und bereits von Motten verfressen.
Ich betrat die Halle mit erhobener Waffe, eine Sicherheitsmaßnahme, doch die Halle war leer. Kein Castiel, kein Dean, kein Sam. Ich war allein. Jedoch parkte der Impala draußen, ein Zeichen, dass sie hier gewesen waren. Langsam ließ ich die Waffe sinken. Der Sand knirschte unter meinen Füßen, als ich durch die Halle lief. Eine riesige Pfütze hatte sich an einer Stelle ausgebreitet, das Loch im Dach schien schon lange dort zu sein. Ich hatte keine Ahnung, warum ich hier war, denn hier war schon lange keiner mehr gewesen. Eine verlassene Halle, nichts weiter.
Ich steckte meine Waffe zurück in die Halterung und ging nach draußen. Castiels genannte Adresse stimmte mit dieser hier überein, doch war er nicht hier. Entweder hatte er mich angelogen oder ihm war etwas zugestoßen.
Ich lehnte mich gegen die Motorhaube meines Autos und rief den Engel an. Es klingelte unendlich lange, bis seine Mailbox erklang: »Ich versteh' das nicht. Wieso wollen die, dass ich meinen Namen sage?« Dann erklang das Piepen von Tasten, wenn man auf ihnen herumdrückte, und nach wenigen Sekunden war die Mailbox beendet.
Ich stöhnte auf und fuhr mir verzweifelt mit der Hand durch die Haare. Nun waren nicht nur die Brüder verschwunden, sondern auch noch ein Engel. Castiel meinte, es wäre ein mächtiges Wesen, und allmählich machte ich mir ernsthafte Gedanken darüber, was es sein könnte.
Planlos saß ich da. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Auf einmal vernahm ich Stimmen. Sie kamen aus der Halle. Wieder ergriff ich meine Waffe und schlich mich langsam an. Vorsichtig öffnete ich die Tür und mit erhobener Waffe stürmte ich herein. Als ich Sam und Dean erkannte, ließ ich sie sinken - eher aus Reflex. Verwundert wandten sie sich mir zu, und in dem Moment, wo ich etwas sagen wollte, fiel mir der Mann auf, der in einem Feuerring stand. Sein Gesicht versteinerte sich, als er mich sah, und er wurde blass.
»Castiel meinte, ihr seid verschwunden«, sagte ich. Ich steckte die Waffe zurück und trat näher. »Aber anscheinend habt ihr alles unter Kontrolle.« Ich nickte dem Mann zu. »Wer ist das?«
»Gabriel«, erklärte Sam. »Einer der vier Erzengel.«
Ich stockte. Erst jetzt verstand ich, warum er bei meinem Anblick so reagiert hat.
»Du bist Cat«, meinte der Engel und ließ seinen Blick an mir hinunterwandern. »Ich hab' von dir gehört. Von dir und von dem, was du bist.«
Ich antwortete nicht, sondern sah stattdessen unsicher zu Sam.
»Hätte nicht gedacht, dass meine Brüder dich am Leben lassen.«
Ich wandte mich mit einem ernsten Ausdruck an den Engel. »Sie wollten mich töten. Danke der Nachfrage.« Ich sah wieder zu Sam. »Was ist das hier?«
»Heiliges Feuer«, meinte dieser. »Keine Sorge. Er kommt da nicht raus.«
Dean sagte neben mir kein einziges Wort. Ich wusste, dass ihm die Situation überhaupt nicht gefiel. Ihm gefiel nicht, dass ich hier war.
»Also, was jetzt?«, fragte Gabriel. »Wollen wir nun uns bis in alle Ewigkeit anstarren?«
»Als Erstes wirst du jetzt Cas zurückholen«, befahl Dean. »Wo auch immer du ihn versteckt hälst.«
»Oh, werd' ich das, ja?«, gab der Engel zurück.
»Ja. Oder wir werden dich in heiliges Öl eintauchen und dann frittieren wir uns einen Erzengel«, drohte Dean.
Gabriel sah kurz zu Sam, dann hob er die rechte Hand und schnipste einmal.
»Cas!«, rief Dean erleichtert, als der Engel hinter uns erschien. Getrocknetes Blut haftete an seiner Nase und er atmete schnell. »Alles in Ordnung?«
»Es geht mir gut.« Castiel blickte zu dem Erzengel. »Hallo, Gabriel.«
»Hey, Bruderherz. Wie läuft denn die Suche nach Daddy so? Lass mich raten. Grauenvoll.« Der sarkastische und aufgesetzte Unterton war nicht zu überhören. Es war, als würde das alles nur ein Spiel für ihn sein.
Castiels Haltung straffte sich. Er schien es nicht so witzig zu finden.
»Schön, wir verschwinden«, verkündete Dean und wandte sich ab. »Komm mit, Sam.« Zögernd folgten wir dem Winchester.
»Ähm, okay ...? Ähm, Jungs! Und, äh, und jetzt?« Gabriel schien Panik zu bekommen. »Wollt ihr mich für immer hier stehen lassen?«
Wir verharrten an der Tür.
»Nein. Werden wir nicht, weil wir nicht so mit Leuten herumspringen wie du«, meinte Dean. »Und um das klarzustellen: Hier geht es nicht um irgendein Preisboxen zwischen deinen Brüdern oder ein Schicksal, dass nicht aufgehalten werden kann. Hier geht es um dich und darum, dass du Schiss hast, deiner Familie die Stirn zu bieten!« Dean klang wütend. Ich wusste nicht, worüber sie zuvor gesprochen hatten, doch es schien ihm sehr ans Herz gegangen zu sein.
Der Winchester lief einige Schritte zurück und aktivierte mit dem Ellenbogen einen Feueralarm. Sogleich wurden die Sprenkler aufgedreht und das Wasser regnete in Strömen auf den Engel herab. Gabriel sah uns nur an, schweigend, doch sein Blick verriet, dass die Aussage des Mannes einen wunden Punkt getroffen hatte.
»Sag nicht, ich hätte nie etwas für dich getan«, sagte Dean, bevor er, Sam und Cas die Halle verließen. Ich verharrte noch kurz. Das Feuer erlosch und Gabriel sah mich an. Wie bei Luzifer überlegte ich, ob dieser Erzengel mein Vater war. Ich wusste es nicht.
Ich ließ den Blick sinken und trat schließlich ebenfalls hinaus. Der Feueralarm trällerte immer noch.
»Was machen wir jetzt?«, hörte ich Dean fragen.
»Keine Ahnung«, sagte Sam.
»Weißt du, im Augenblick wünscht' ich mir, ich wär' wieder in so einer Fernsehserie.«
»Ich mir auch.« Sam sah zu mir. »Hey, Cat, willst du vielleicht mit uns mitkommen -«
»Ich hätt' nicht herkommen sollen«, sagte leise, den Blick starr nach vorn gerichtet.
»Was?«
Ich hob den Kopf und sah ihn an. »Es war ein Fehler, hierherzukommen.« Ich deutete auf die Halle. »Der Mann da drinnen, der Engel ... ich hätte nicht kommen dürfen.«
»Cat«, seufzte Sam. »Komm schon.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Euch geht's gut. Das war der einzige Grund, warum ich hier war - um nach euch zu sehen. Euch geht's gut, das heißt ich kann gehen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr davon.1171 Wörter
Wer, denkt ihr, ist Cats Vater?
Danke für die Unterstützung und das tolle Feedback <3 fühlt euch geknuddelt :*
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Human || Supernatural Staffel 5
FanfictionBuch 3 »Und jetzt würde sich herausstellen, ob Engel fliegen können.« Catherine konnte sich nicht daran erinnern, wie sie in die Kirche gekommen war, doch sie lebte - und das war das Wichtigste. Chuck fand sie und erzählte ihr, dass Dean und Sam am...