7.

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Am nächsten Tag startete ich meinen Arbeitstag etwas später. Als ich aufwachte, war Marcus schon in der Firma. Was mir von ihm blieb, war ein Zettel und frische Btötchen vom Bäcker in unserer Straße, die er auf den Küchentisch in ein kleines Körbchen gelegt hatte.
Auf dem Zettelchen stand in Schönschrift geschrieben, dass er sich in einem Meeting befand und nicht gestört werden wollte. Er wünschte mir viel Erfolg bei der Ausarbeitung des Vortrags über das mir zugesendete Buch.

Eingeschnappt schnaubte ich und zerknüllte den Zettel.
Was bildete er sich ein?
Heute würde ich ganz sicher nicht ins Büro gehen. Schließlich konnte ich auch genau so gut von Zuhause aus arbeiten. Also las ich mir zuerst den Klappentext durch und entschied dann, dass ich es komplett lesen sollte, damit ich einen möglichst genauen Überblick hatte. Zum Glück gefiel mir das Buch auf Anhieb. Also las ich die nächsten zwei Stunden, bis es Mittag war und kochte dann Spaghetti, denn gefrühstückt hatte ich immer noch nicht.
Nach dem Essen las ich das Buch zuende und fügte dann Zitate in meinen Text mit ein. Zuletzt erstellte ich eine PowerPoint und ging noch einmal den Ablauf durch. In vier Tagen sollte ich also diesen Vortrag halten.
Weil ich immer sehr sorgfältig war, beschriftete ich mir Karteikarten und übte den Vortrag einmal. Obwohl, besser waren zweimal.
In meinem Kopf summte es und ich war der Meinung, dass ein Spaziergang helfen würde. Ich wickelte mich in meinen geliebten Mantel, schloss die Wohnung ab und schritt auf die Straße.

Zur gleichen Zeit verließ mein Nachbar die Wohnung. Er war nicht allein, eine bildhübsche Brünette folgte ihm und hakte sich bei ihm unter. Der Anblick versetzte mir einen Stich und als die beiden sich noch anlachten, war meine Laune am Boden. Zerstört und plattgetreten.

Die beiden setzten langsam ihren Weg fort und gingen Richtung Park. Sie wirkten sehr vertraut und unterhielten sich angeregt. Es dämmerte bereits, deshalb drehte ich nur eine kleine Runde und war um 18:00 Uhr wieder in der Wohnung.
Ich zählte die Stunden, bis ich wieder bei Dave anrufen konnte.
Als es endlich soweit war, rief ich gespannt an, doch es nahm wieder die gestresste Frau ab.
Das konnte doch nicht sein? Sie hatte keine Schicht. Dave hatte doch gesagt, dass er immer um diese Uhrzeit erreichbar war!

"Ähm entschuldigen Sie bitte. Aber ist sonst nicht Dave in der Leitung?" fragte ich unsicher, leicht verzweifelt.

"Ich kenne keinen Dave, Miss. War das Ihre Frage?" erwiderte sie genervt.

"Ja..." brachte ich hervor und legte dann auf.
Na super. Und was sollte ich jetzt machen? Hatte Dave mich reingelegt? Angelogen? Warum kannte diese Frau keinen Dave?

Ich konnte unmöglich auf den nächsten Tag warten, aber genau das blieb mir nur übrig.
Ich checkte nochmal meine E-Mails und entdeckte eine neue Nachricht von Lucie24. Ein weiteres Treffen übermorgen in meinem Lieblingsitaliener stand bevor. Moment mal. MEIN Lieblingsitaliener. Nein, unser Restaurant?
Das konnte doch kein Zufall sein. Misstrauisch schrieb ich mir die Uhrzeit auf und blockierte dann diese Zicke.

Ich ging früh zu Bett, wenn auch aufgewühlt, und schlief schnell, in kindlicher Erwartung, dass Dave morgen wieder erreichbar sein würde, ein.

~
Am nächsten Tag konnte ich mich kaum konzentrieren und Marcus neue Sekretärin schnauzte mich an, da mein Arbeitsbericht nicht schnell genug fertig wurde.

"Sie wissen doch, dass Mr. Williams nicht gerne wartet." sagte sie mit erhobenem Kinn und stöckelte dann des Weges.

Wenig später schickte ich Marcus den Bericht per E-Mail. Ich hatte definitiv keine Lust auf einen weiteren launischen Anfall seinerseits.

Heute Abend musste ich Dave zur Rede stellen, das war klar. Diese Ungewissheit machte mich noch verrückt.

Aufgewühlt fuhr ich nach der Arbeit zum Apartment. Marcus hatte ich heute nur kurz gesehen und ich war froh darüber.

Call me Dave - Liebe auf den letzten AnrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt