16.

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Unsere Finger waren wie selbstverständlich verflochten und ich lauschte seinem Herzschlag.
Mein Kopf war an seinen warmen Oberkörper gelehnt und ich sah in den nun sternklaren Nachthimmel, den ich durch das Dachfenster direkt über seinem Bett beobachten konnte. Es musste so gegen 21:00 Uhr sein, doch ich hatte mein Zeitgefühl verloren, seitdem ich bei ihm war. Ich hatte immer noch nicht herausgefunden, wonach er roch, oder welches Parfüm er benutzte, aber ich genoss seinen mysteriösen Geruch sehr.

Wir sagten nichts und das schon seit einer halben Ewigkeit, doch es war eine angenehme Stille.
Sanft strich sein Daumen über meinen Handrücken und ließ mich an seine leidendschaftlichen Berührungen zurück denken. Ich erschauderte.

"Warum hast du mich nicht gleich angesprochen...?" fragte er schließlich und seine Stimme hatte einen kratzigen, rauen Unterton.
Er blickte mich aus seinen blauen Augen unergründlich an und ich drohte sogleich, in diesem Meer zu ertrinken.

"Ich..." setzte ich an und wusste nicht so recht, wie ich anfangen sollte.
"...hatte einfach Angst. Du...bist perfekt und ich bin nur irgendjemand, ohne Job, ohne Wohnung..."

Er seufzte und setzte sich aufrecht hin. Nach einigen Sekunden Überlegung begann er mit ruhiger Stimme zu sprechen.
"Ann, ich bin nicht perfekt."
Gedankenverloren legte er seine Stirn an meine und schloss die Augen.
"Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Du bist ein wundervoller Mensch mit einem großen Herzen. Ich habe deine Entwicklung miterlebt; wie du von Anruf zu Anruf stärker geworden bist und jetzt deinen eigenen Weg gehst. Ich bin verdammt stolz auf dich und ... ich möchte nicht, dass du dir weiter so viele Gedanken über dich machst und Angst hast, Fehler zu machen. Wir alle machen Fehler..."

"Ich weiß", hauchte ich und nutzte die Gelegenheit, um ihn genauer zu mustern. Auch er hatte leichte Schatten unter den Augen und eine kleine Narbe am Nasenflügel und eine dort, wo der Blinddarm gesessen hatte, doch er strahlte eine solche positive Energie aus, die ich nicht erwartet hätte und mich jedes Mal aufs Neue überwältigte.

Dann sprach er weiter und ich sah, wie sorgfältig er seine Worte auswählen wollte.

"Ich habe mich in dich verliebt, obwohl ich nicht wusste, wie du aussehen würdest und jetzt... ich kann es kaum fassen, dass wir uns endlich gefunden haben."

Er öffnete die Augen wieder.
"Ich kann dir nicht sagen, wie glücklich du mich machst, nur wenn du hier mit mir liegst und wir nichts sagen, weil ich weiß, dass ich dir die Welt anvertrauen kann. Und genau das zählt... ich habe diesen Drang, dich zu beschützen und glücklich machen zu wollen, von Anfang an... und ich will, dass du bei mir bleibst, damit ich für immer bei dir sein kann... " fügte er leise und etwas unsicherer hinzu. Er vermied es, mich anzusehen. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass er sich als einen Loser ansah. Er hatte es nicht geschafft, seinen Vater zu retten und er ließ seine Mom alleine zurück.

Ich strich über sein weiches Haar und war überwältigt von seinen ehrlichen Worten. Mir selbst fehlten sie und keine Ansprache der Welt, würde den Gefühlen gerecht kommen, die ich für ihn empfand.
"Dave..."

Er beugte sich zu mir herunter und flüsterte, bevor er mich sanft, aber bestimmt küsste.
"Allein wie du meinen Namen aussprichst... das gibt mir den Rest."
Er grinste, als ich seinen Kuss erwiderte und wir wieder zurück ins Bett fielen. Meine Hände fanden automatisch und wie selbstverständlich den Weg zu seinen Wangen und wir vertieften den Kuss.
So etwas hatte ich mit noch keinem Mann erlebt, mit niemandem vor Marcus, schon gar nicht mit Marcus, sondern nur mit Dave.
Ich hatte das Gefühl, dass ich mich nur bei ihm fallen lassen konnte und er mich so annahm, wie ich wirklich war. Die unzähligen Schmetterlinge hörten auch nicht nach dem neusten Kuss auf, wie wild in meinem Magen herumzuschwirren.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 21, 2018 ⏰

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Call me Dave - Liebe auf den letzten AnrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt