Es dauerte mal wieder Jahre, bis Mrs. Hudson zur Tür gehumpelt kam und diese geöffnet hatte. Sie war vor einer Woche die Treppe hinuntergestürtzt und da Sherlock keinen Fuß rühren würde, um uneingeladenen Gäste die Tür zu öffnen, blieb die ganze Prozedur immer wieder an seiner Haushälterin hängen. "Ach Jules, sie sind es!" Ich umarmte Mrs. Hudson. Sie war inzwischen wie eine Oma für mich geworden. "Sie sollen doch aufhören mich zu siezen", ermahnte ich sie lächelnd. Mrs. Hudson zwinkerte. "Sie sind doch nun schon eine junge Dame, da gehört sich das nun mal." Mir fielen keine Wiederworte ein, weswegen ich es einfach dabei beließ.
"Wie läuft es mit ihrer Wohnung?", fragte Mrs. Hudson aufgeregt. "Ist sie schon wohnbereit?" Ich schüttelte den Kopf. "Leider noch nicht. Die Arbeiter sind echt lahmarschig. Aber ich bin eigentlich wegen Serlock hier. Ist er da?" "Na sicher", nickte Mrs. Hudson. "Er und John haben gerade einen Klienten da. Vielleicht sollten sie nicht..." Doch ich hatte schon die schmale Treppe nach oben erklommen und wollte gerade meine Hand heben, um gegen die transparente Wohnungstür meines großen Bruders zu klopfen, als diese schwungvoll geöffnet wurde und fast mein Gesicht zertrümmerte. Vor mir stand mein Bruder. Seine dunklen Locken standen verwirrt von seinem Kopf ab. Er trug wie immer seinen ollen und schrecklichen Morgenmantel, darunter seinen Schlafanzug und ein paar heruntergekommene Hausschuhe. Er schien mich noch nicht bemerkt zu haben. Seine volle Konzentration galt einem gut gekleidetetn Mann mittleren Alters, der wutentbrannt in der unordentlichen Wohnung stand."Sie können mich nicht einfach rauswerfen!", schrie er.
"Doch", erwiderte Sherlock.
"Ich bin Banker! Eine bedeutende Person für sie!"
"Das sehe ich nicht so", sagte mein Bruder und seine Stimme triefte voll Verachtung.
"Bitte?", keuchte der Banker.
"Ich sagte, das sehe ich nicht so! Schließlich haben sie MICH aufgesucht. Ich brauche sie nicht in meiner Wohnung zu haben. Wenn sie diese nun bitte verlassen würden?" Stumm rang der Mann mit sich, holte dann tief Luft, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. "Auf Wiedersehen, Mr. Watson!", sagte er knapp, bevor er wutendbrannt an Sherlock und mir vorbei die Treppe hinunter stürmte. Zwei Sekunen später hörte man die Wohnungstür zuschlagen. Sherlock sah mich kurz an und verschwand in der Wohnung. Ich fühlte mich Willkommen. Die Wohnung sah wie immer furchtbar aus. Überall Bücher, Zeitschriften, Tassen und Teller, Sofakissen und Kekskrümel. John Watson, der beste Freund von Sherlock saß in einem der kuscheligen, alten Sessel, die sich gegenüber mitten im Raum standen. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt und schien seinem Blick nach zu urteilen abwesend. Ich warf beiden einen fragenden Blick zu. "Ist alles in Ordnung? Hier bei euch? Wer war das eben?" "Henry Fletcher", erklärte Sherlock. "Ein Mistkerl!" "Und von der Bank", ergänzte John. Ich hörte, dass er wütend war. "Sherlock, was denken sie sich dabei so mit ihm zu reden. Sie haben die Bank in einem Interview wirklich nicht in gutes Licht gestellt und er hat ganz normal mit ihnen geredet, hätten sie das nicht auch tun können?" "Oh John, sind sie blind!" Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Sherlock war eindeutig gereizt und John beleidigt. "Er hatte von Anfang an die Absicht frech zu werden. Haben sie nicht seine Haltung gesehen? Die Hände schön hinter dem Rücken, damit man seine zitternden Fäuste nicht sehen konnte. Und was kann ich dafür, wenn sein Laden ein Reinfall ist. Ich wünschte er hätte es getan! Ich hätte zurück geschlagen!" Er keuchte vor Wut, trat gegen seinen Schreibtisch, sodass ein Stapel Papiere durch den Raum segelte. "Hat er was genommen?", flüsterte ich John zu. Sherlock fuhr herum und deutete mit seinem Zeigefinger auf mich. "Was willst du hier Jules. Und nein, ich werde dir nicht bei deiner Wohnung helfen, dass hier alles musste ich mir ebenfalls selber erarbeiten." Ich strich mir durch mein Haar und verdrehte die Augen. "Nein großer Bruder. Ich bin wegen etwas anderem hier. Einmal wegen den fünf Pfund für das Taxi vor zwei Tagen und um dir zu erzählen, dass mein Chef mich gefeuert hat." Meine Miene verfinsterte sich. "Der olle Blödmann hat mich rausgeworfen, um so eine attraktive Tus..." "Wird in der Familie Holmes immer so viel geflucht?", meldete sich John zu Wort. Wir beachteten ihn nicht. "Und deswegen kommst du hier vorbei?", fragte Sherlock, für einen Moment ungläubig. "Ich musste noch einkaufen", erklärte ich. "Also, hast du die Telefonnummer von Molly?" Nun starrte nicht nur Sherlock verdutzt drein. "Molly?", fragten John und Sherlock gleichzeitig. "Ja, Molly Hooper. Ihr kennt sie doch. Sie arbeitet im Leichenschauhaus und ich dachte das wäre der perfekte, neue..." "Oh nein, Jules, ich denke das ist nichts für dich", sagte John hastig. Dabei bedachte er Sherlock mit einem Seitenblick. "Das was Molly macht, hat mit toten zu tun. Du wirst einige Leichen sehen, Verletzungen, Blut, Innereien, Knochen..." "Perfekt!",rief ich und klatschte in die Hände, tanzte kurz um meinen Bruder herum und nahm ihm dabei sein Telefon aus seiner Morgenmanteltasche. Dann sendete ich meiner eigenen Nummer kurzerhand Molly Hooper's Nummer. "Danke! Wir werden uns hoffentlich bald bei Ermittlungen sehen. Ach ja, hast du in letzter Zeit mal wieder etwas von Moriartygehört?" Die Miene von Sherlock verfinsterte sich. "Nein, es ist seltsam ruhig hier. Es herrscht eine unheimliche Totenstille! Aber er wird schon auftauchen wenn ihm langweilig ist und er Lust hat, wieder ein paar Menschen in die Luft zu jagen." Sein Mund verzog sich schlagartig wieder zu einem Lächeln. "Hier sind deine fünf Pfund. Und jetzt geh wieder, ich würde mir diesen Morgen noch ein wenig schön machen, wenn du nichts dagegen hättest." Ich nickte bloß, verabschiedete mich von John und wollte hinausgehen, als mir noch etwas einfiel, was ich meinen Bruder unbedingt hatte fragen wollen. "Dein Blog", sagte ich knapp. "Das mit den Tabaksorten war doch nicht wirklich Ernst gemeint, oder?" John begann zu lachen und Sherlock rief mir nur ein lautes: "Raus hier!" hinterher.-LucilleAlex-Eng DANKESCHÖN FÜR DAS WUNDERVOLLE COVER!!! ES IST ECHT SUPER GEWORDEN!!!!
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Jules Holmes
FanfictionDie kleine Schwester des Sherlock Holmes, ist das komplette Gegenteil von ihm. Zudem stellen Geschehnisse, rund um ihren zweit ältesten Bruder, Jules Leben ziemlich auf den Kopf. Da kommen ihr eine neue Mitbewohnerin und ein freilaufender Kirminelle...