Mein Handy klingelte. Molly warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Ich sah sie nur entschuldigend an und hob ab. Es war John. "Und?", fragte ich. "Ist das Urteil bestimmt? Ist er schuldig?" "Er hat keine Zeugen vorgeladen!", rief John außersich. "Er hat keine Beweismittel vorgebracht, die etwas für ihn aussagen würden. Die Geschworenen beraten sich gerade! Was hat er nur vor?" "Das weiß wohl nur Sherlock", sagte ich. Panik stieg in mir auf. "Und der sitzt seit gestern in der Wohnung und sagt kein Wort mehr. Er wollte auch nicht zum Prozess kommen. Ich denke er weiß wie es ausgehen wird." "Aber er muss schuldig sein!" Ich schrie jetzt fast. Molly rollte mit den Augen. "Es ist wichtig", zischte ich ihr zu. Und zu John gewand flüsterte ich: "Halt mich auf dem laufenden." Dann legte ich auf. "Muss das immer sein?", fragte Molly. "Ich weiß der Prozess ist dir wichtig, aber ich mache schon Überstunden. Es wäre cool wenn du mir ein bisschen unter die Arme greifst." "Wortwörtlich?", witzelte ich und entlockte Molly so ein Kichern. Ben tauchte hinter ihr auf. "So Molly, deine Schicht ist beendet. Du sollst Pause machen!" Er zwinkerte mir zu und setzte sich dann vor ein Mikroskop. Erleichtert nickte Molly und verließ das Labor. Ich säuberte weiter stumm das Waschbecken vor mir und versuchte mein rot werdendes Gesicht irgendwie zu verstecken. Doch da es mein Gesicht war, fiel mir dies sehr schwer. "Wie steht es mit der Verhandlung?", fragte Ben beiläufig. "Ich habe von einem Verbrecher des Jahrhunderts gehört." "Ja, Moriarty", sagte ich knapp. "Kannst du dich noch an die vielen Bombenanschläge erinnern? Das war alles er." Ben seufzte. "Meine alte Nachbarin ist dabei umgekommen. Und noch zich andere aus unserem Haus. Ich war zu dem Zeitpunkt bei meinen Eltern, aber meine Wohnung stand nur noch zur Hälfte." Ich schwieg, wusste nicht was ich sagen sollte. Es klopfte an der Labortür. "Ich gehe", sagte ich und eilte zur Tür, öffnete sie und starrte in das Gesicht einer rothaarigen Frau. Sie war in einen kurzen, teuren Rock gekleidet, ein dunkelblaues Jacket und einen knielangen Mantel. Sie lächelte mich breit und künstlich an. Ben trat hinter mich. "Kann man ihnen helfen?", fragte er und hob eine Augenbraue. Die Frau ignorierte ihn und streckte mir eine Hand entgegen. "Kitty Riley. Von der Presse. Sie sind sicher Jules Holmes, die Schwester des berühmten Detektivs, nicht wahr?" Stumm nickte ich. "Dann wären sie sicher bereit für ein Interview", fuhr sie unbeirrt fort. "Also ich bin gerade bei der Arbeit und da..." "Geh nur", sagte Ben grimmig. Er warf Kitty Riley einen mahnenden Blick zu. "Falls sie keine Lust mehr hat ihre Fragen zu beantorten, lassen sie sie gehen!" Mein Herz schlug schneller. "Natürlich", erwiderte die Reporterin und zog mich hinaus in den Gang. Ich atmete einmal tief durch. "Also. Vorerst, sie können mich ruhig Kitty nennen. Ich bevorzuge diesen Namen, er klingt doch unglaublich süß, nicht?" Nein', dachte ich im Stillen. "Okay. Wir fangen an. Könnten sie mir zuerst das Verhältniss zwischen ihrem Bruder und ihnen beschreiben?" "Er ist wie er ist! Lässt sich von niemandem etwas vorschreiben. Erst Recht nicht von mir. Aber wir verstehen uns super, er teilt sehr viel mit mir und sagt was er gerade denkt." Kitty notierte. "Ja, das habe ich auch schon mitbekommen. Finden sie es gut, wie er mit den Leuten umgeht, die er als dumm bezeichnet?" Ich runzelte die Stirn. "Ich denke, dass er einfach das sagt was er denkt. Und meistens stimmt das ja auch. Er ist nur hart zu den Leuten, die es auch verdient haben." Ich versuchte ein neutrales Gesicht zu machen, dennoch war es schwer die kleine Lüge zu verstecken, die sich in meine Aussage hinein geschmuggelt hatte. Während Kitty schrieb murmelte sie etwas von: "Ich habe es also verdient, pahh!" Ich schluckte, dieses Interview gefiel mir ganz und gar nicht. "Worauf wollen sie hinaus?", fragte ich plötzlich. Kitty hob den Kopf. "Sie wissen, dass ihr Bruder gestern gegen den Bösewicht Moriarty ausgesagt hat. Ich war natürlich auch da, doch Sherlock Holmes hat keinerlei Respekt vor anderen Menschen, die vielleicht etwas viel besseres als er sie." Ich unterdrückte abermals eine gewagte Bemerkung. "Warum erzählen sie mir das?", fragte ich weiter. "Denken sie nicht ich sollte hier die Fragen stellen?" "Anscheinend sind sie nur hier um Informationen über Sherlock zu bekommen, damit sie schlechtes über ihn in der Zeitung schreiben können. Also! Antworten sie bitte." "Ich habe ihm meine Hilfe angeboten", knurrte sie. "Er braucht jemanden der auf seiner Seite steht um die DInge wieder gerade zu biegen, denn glauben sie mir, so jemand wie Moriarty wird seinen Ruf mit nur einem kleinen Finger zerstören können. Aber er hat abgelehnt. Ich wäre ihm zu wieder!" Ja, mir auch', murmelten meine Gedanken. "Sie wussten doch sicher genau auf was sie sich da eingelassen hatten", konterte ich. "Sie haben es förmlich darauf angelegt, schlechte Dinge über ihn zu schreiben." Kitty verdrehte die Augen. "Sie sind so naiv. Das Gegenteil ihres Bruders." "Ich denke wir wären dann ferig", erwiderte ich und ging zurück zur Labortür. "Das Urteil, wie denken sie wird es ausgehen?", fragte Kitty. Ich wandte mich um. "Schuldig?!" Kitty lachte. "Natürlich, was denn sonst. Ich kenne die Wahrheit. ich weiß vielleicht mehr als ihr großer Bruder." Sie deutete erst auf ihr, dann auf mein Augenpaar und verschwand dann mit einem wütenden Gesichtsausdruck, den Gang hinunter. Ich seufzte und tastete nach der Türklinke, als mein Handy sich aus meiner Tasche meldete. Ich fischte es heraus und hörte eine Sekunde später John's Stimme an meinem Ohr. "Und?", fragte ich. "Er ist Unschludig!", schrie John in den Hörer. "Sie haben ihn für Unschuldig empfunden. Nicht schuldig?!" Entsetzt starrte ich gegen die weiße Wand. "Jules, du legst jetzt nicht genauso auf wie dein Bruder. Er hat es geahnt. Ich weiß nur nicht wie." Ich wusste nicht was ich sagen sollte. "Jules?" "Ja, ich muss jetzt, ähm, arbeiten. Man sieht sich." Ich legte auf.
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Jules Holmes
FanfictionDie kleine Schwester des Sherlock Holmes, ist das komplette Gegenteil von ihm. Zudem stellen Geschehnisse, rund um ihren zweit ältesten Bruder, Jules Leben ziemlich auf den Kopf. Da kommen ihr eine neue Mitbewohnerin und ein freilaufender Kirminelle...