Kapitel 6 - Auferstanden

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[Musik noch nicht spielen. :) ]

Das Einzige, worauf ich mich nun konzentriere, ist der Ritt durch die Bäume. Ich darf keinen Fehler begehen, wenn ich nicht will, dass jemand von uns stirbt. Dieser Tag ist der reinste Horror!

Kuro strengt sich auch an, an meiner Seite, beziehungsweise; hinter mir zu bleiben. Sayus Dolche scheinen ihr nun auch ausgegangen zu sein, doch das soll uns jetzt nicht weiter belasten.  “LINKS!“, höre ich Kuro rufen, worauf ich schnell nach links drehe und durch die nächsten Bäume reite.
Bemerkenswert, wie man nach nicht mal einem ganzen Tag von Leuten abhängig werden kann und sie einem so ans Herz wachsen.
Sayu holt mich mit einem Tippen auf meine Schulter aus den Gedanken: “Huh?“ “Wir sind fast alle Monster los!“, sie scheint sehr begeistert. “Ich sehe da hinten eine Stadt!“, sagt Kuro nun, “Lass uns zu der reiten.“
Während wir langsam aus den Bäumen kommen, baut sich die Stadt immer weiter auf. “Die ist ja riesig! Das Gerücht stimmt wohl.“, sage ich beeindruckt von der gigantischen Mauer, doch bemerke ich langsam Kopfschmerzen. “Ich brauche kurz eine Pause..“, gebe ich darauf kurz zu, was auch Kuro, wie auch mich dazu bewegt anzuhalten. Schnell steige ich vom Pferd ab. Ich habe glatt meine Wunde vergessen, welche ich nun überrascht anstarre. “Alles gut?“, fragt Sayu, doch sammelt sich langsam etwas Spucke in meinem Mund, weshalb ich nicht antworte und mich nur auf die Erde setze und meinen Kopf halte. “Kopf...“, gebe ich von mir, während meine Umgebung langsam dunkler wird und verschwimmt. Die weiteren Stimmen klingen eher wie ein Summen, als ich langsam umkippe.
Bin ich nun am Ende? Bin ich verblutet oder liegt es an einem Zauber? Eine weder maskuline, noch feminine Stimme erscheint in meinem Kopf: “Bald seid ihr bereit!“
...
Bevor ich Fragen stellen kann, wird alles langsam wieder etwas klarer. Irgendetwas warmes überdeckt mich. Wahrscheinlich eine Decke.
[Musik]
“Guten Morgen, Dornröschen.“, eine bekannte Stimme meldet sich. Es scheint jemand gewartet zu haben, jedoch warte ich erst, bis mein Sehen wieder intakt ist. Meine Augen tasten langsam die Umgebung ab. Ich liege in dem Bett eines gemütlich wirkenden Zimmers. “K...Kuro?“, sage ich stotternd mit einer noch ziemlich rauen Stimme. “Hmmh.“, er nickt, als ich Augenkontakt aufbaue und mich leicht aufsetze: “Gut geschlafen?“, er lächelt sarkastisch. “Uhh.. klar. Das Nickerchen war ziemlich entspannend.“, meine ich zu meiner Verteidigung und versuche selbst etwas zu lächeln. “Nickerchen? Du hast vier Tage durchgeschlafen. Also wenn das ein Nickerchen war..“, der junge Mann guckt überrascht, weshalb ich ihn mit großen Augen anstarre: “Wirklich?!“ Er lächelt wieder: “Nein, es war nur einer.“ Ich würde eine böse Miene versuchen, würde ich mein Gesicht richtig spüren, deshalb frage ich weiter: “Wo ist Sayu?“ “Essen holen. Schließlich hast du bestimmt Hunger!“ “Hunger ist kein Ausdruck dafür. Normal hungrig bin ich schließlich immer.“, bei diesen Worten rutsche ich etwas vom Bett und sehe zum Boden. “Neue Schuhe?“, frage ich durcheinander. “Sie sehen aus, wie deine Alten, sind jedoch aus Metall.“, bekomme ich als Antwort, was mich nur weiter durcheinander bringt: “Wir haben doch gar nicht so viel Geld...“ Kuro lächelt: “Wie war das mit dem Souvenir? Ich hatte mir etwas vom falschen Händler mitgenommen.“ “Und sagen, dass ich nicht klauen darf. Du bist mir ja ein Kandidat.“, schmerzhaft verdrehe ich meine Augen und rutsche langsam vom Bett, wodurch ich nur einen besorgten Blick bekomme. “Meinst du, Stehen ist schon okay?“ “Ich muss.. wir müssen hier irgendwie weg, aus dieser Welt.“, entgegnete​ ich ihm selbst mit einem leicht besorgten Blick, bevor ich meine Füße auf das Parkett fallen lasse. Als ich jedoch versuche zu stehen verliere ich das Gleichgewicht und werde von Kuro gefangen, der sofort von seinem Stuhl aufstand: “Sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe.“ Ich gucke zu meinen Füßen und merke, dass einer mit einem leichten Stoff bandagiert wurde und versuche eine genervte Miene hinzubekommen. “Bild dir darauf nur nichts ein.“, trotz dem Spruch hält er mich aber noch fest. Plötzlich kommt Sayu in das Zimmer: “Hey, hey! Mit deiner Verletzung solltest du doch nicht tanzen.“ Ich gucke sie gespielt verärgert an, was plötzlich wieder funktioniert und setze mich zurück auf das Bett: “Wenn ich wieder laufen kann, bist du dran!“. Anstatt, wie erwartet zu reagieren, gibt sie mir einen Apfel: “Immer, wenn du hungrig bist..“, meint sie kichernd. Frustriert beiße ich ein großes Stück aus dem Apfel: “Iff riefe daf Fleif, waf du dabei haft.“ Schnell starre ich sie wieder an. “Das bekommst du auch noch, keine Sorge.“ “Schon besser!“ Während ich den Apfel noch schneller esse, wende ich den Blick aber nicht ab. Was Sayu schon dazu überredet das Fleisch aus dem Stoffbeutel zu nehmen und auf einen Teller zu platzieren. Währenddessen esse ich den Apfel und stelle die Überreste auf den Nachttisch. Direkt danach gibt mir Sayu das Fleisch: “Solange du mich nicht frisst.“ Bei den Worten muss ich breit grinsen: “Dich doch nicht!... Danke, Sayu.“ Schnell inhaliere ich auch das Fleisch: “Ich denke, ich habe wieder etwas mehr Kraft.“. Nun versuche ich nochmal aufzustehen, was mir überraschenderweise gelingt. “Essen hilft immer!“, schreie ich hinaus, um kurz darauf zu lachen, doch ist Sayu eher verwirrt: “M-Meinst du nicht, das ist etwas voreilig?“ “Sayu, die Welt dreht sich weiter, ob wir stehen bleiben, oder nicht. Wir gehören nicht in diese Welt und es gibt Dinge, die mir Sorgen bereiten. Vielleicht sollten wir auch in diese Welt, doch scheint sie dem Untergang geweiht. Wir wollen wohl nicht mit ihr untergehen.“, schnell nehme ich den Stoff von meinem Fuß und schlüpfe in meine neuen Schuhe. “Wenn wir warten, bis die Wunde verheilt ist, dann geht uns Zeit verloren. Ein Tag Verlust ist schon viel zu viel!“. Sayu und Kuro gucken mich verdutzt an. Sie sind wohl erschrocken von meiner Energie, weshalb mir auch niemand widerspricht. Ich lächle, gehe zur Tür des Zimmers und melde mich wieder zu Wort: “Bereit?“ und trete ohne eine Antwort abzuwarten aus dem Zimmer. Vor mir ist nun eine putzige Holztreppe mit einem wundervoll verzierten Geländer. DAS ist eindeutig was für das Ego, nur muss ich nun einen hartnäckigen Gegner überwinden: Die Treppe. Also mache ich nun das, was mir als Sinnvollstes erscheint; Ich klammer mich an das Geländer und quäle mich die Stufen runter. Der Schmerz ist mir egal. Ich brauche Antworten und wenn ich die eben nicht anders bekomme, muss ich das akzeptieren. Sayu scheint nun auch wieder reden zu können: “Was habe ich dir gesagt? Das Ding könnte sich entzünden!“ Sie scheint mich eher überzeugen zu wollen umzudrehen und im Zimmer zu bleiben, doch wenn ich eine Meinung habe kann man mich schwer vom Gegenteil überzeugen. Während ich mich auf die Stufen konzentriere merke ich plötzlich, dass mich jemand stützt. Es ist Kuro, der mir nun zuzustimmen scheint. “Kuro! Das ist nicht sehr verantwortungsbewusst!“, Sayu ist eher nicht einverstanden, doch scheint Kuro mir wirklich zuzustimmen: “Sie hat recht. Wir wissen nicht, wann die Welt vollkommen überfallen wird. Anstatt sie zu versuchen, zu überzeugen, sollten wir Sayo helfen. Sie lässt sich eh nichts einreden.“ Sayu nickt zustimmend und geht langsam hinter uns her. Laut denkend murmel ich etwas vor mich hin: “Eine Bibliothek könnte bei Nachforschungen helfen, genau wie eine Kirche.“
Am Ende der Treppen lässt sich nun ganz klar erkennen, dass wir in einem ziemlich durchschnittlichen Gasthaus sind. “Dankeschön.“, sage ich lächelnd, als ich das Pakett nach der letzten Stufe erreiche, “Wir müssen nur noch herausfinden, wo die Bibliothek ist.“ Auf dem Weg zu einem jungen Mann an der Bar merke ich erst, dass meine Haare aussehen, als wäre ich ein explodiertes Kopfkissen. Hoffentlich kann ich das irgendwie ändern. Selbstbewusst stelle ich mich neben ihn: “Entschuldigung. Ich muss kurz stören. Könnten sie mir sagen, wo ich hier eine Bibliothek finde?“ “Huh? Natürlich. Die ist aber in einem anderen Teil der Stadt! Am besten lassen sie sich hinbringen. Sie müssen, wenn sie draußen sind einfach nach Westen. Irgendwo müsste ein Stall sein. Vor diesem biegen sie nach Osten, auf eine größere Straße ab und laufen diese entlang. Danach müssten sie zu einem Marktplatz kommen und von diesem aus laufen sie bis zum Ende. Dort sollten sie die Stadtbibliothek finden.“ “Das nenn ich mal Wegbeschreibung, danke!“, lächelnd entferne ich mich wieder und gehe mit meinen Mitreisenden langsam aus dem Gasthaus.

Vor diesem befindet sich eine wirklich lange Straße. “Und hier soll man sich durch finden?“, meint Sayu und sieht sich um. Ich überlege nach ihrem Satz kurz und laufe gen Westen. Die Stadt scheint recht modern auf mittelalterlichen Standards zu sein. Es sind für diese Zeit viele Menschen auf den Straßen. Alte, sowie auch Kinder. Alle scheinen glücklich... wirklich, wirklich glücklich. Niemand lächelt einfach so. Man kann es nicht mit unserer Welt vergleichen. So langsam wünschte ich auch, dass wir hier bleiben könnten. In unserer Welt hält mich nichts. “Sayo!“, Sayu ist etwas lauter. Ich starre sie verwirrt an: “Huh?“ Sie lächelt mich breit an und fährt fort: “Nicht schlafen! Du wärst fast an der Straße vorbei gelaufen.“ “O-Oh, tut mir leid!“  Schnell laufe ich um die Ecke. Mein Fuß scheint von dem Schuh gestützt zu werden, denn langsam nimmt der Schmerz ab. “Oh, da sind diese Stallungen! Wir sind gleich da!~“, sage ich, nicht merkend, wie laut ich dabei geworden bin. Der Weg ist gar nicht so weit, wie ich dachte... Das könnte aber auch daran liegen, dass ich ein Stück vom Weg gar nicht mitbekommen habe. Rasch biegen wir nochmal ab und laufen danach zum Marktplatz. Hier ist auch nicht sehr wenig los! Überall preisen die Händler hier mit günstigen Waren. Es scheint, als würde es hier fast alles geben! Das soll uns nun aber nicht weiter ablenken, schließlich haben wir noch eine ganze Bibliothek vor uns... ~Yaaaay~ und eine Menschenmenge am Marktplatz, durch die wir uns nun bahnen, doch wenn Leute an mir vorbei gehen kann ich mich nicht einfach dazwischen drängeln. Ich möchte ja selbst keine Gruppen trennen.
Schneller als gedacht sind wir aber schon an der Bibliothek. “Wooow“, sage ich beeindruckt von dem großen, Rathhausähnlichem Gebäude, “Es... ist riesig!“ Auch für Kuro und Sayu scheint es überraschend groß. “Hier wird die Suche beginnen, huh?“, langsam treten wir auf den knarzenden Holzboden und blicken in die Reihen. Es sind so viele Regale! Erst jetzt realisiere ich aber, dass es wohl zu viele Bücher sind, um sich hier schnell zu informieren, aber das wird schon..

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