Kapitel 9 - Todestanz

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[Achtung! Dieses Kapitel enthält Gewalt und das Thema Misshandlung. Außerdem enthält es Drohungen. ❤]

Der Mann in Rüstung tritt näher und hebt den Morgenstern nochmal etwas höher. Gleich wird sich entscheiden, wessen Schicksal siegt. Ich laufe im Gang nochmal etwas weiter zurück. Es verschafft mir Zeit, zu überlegen, wie ich am besten viel Zeit schaffe. Hoffentlich kommen die anderen zurück... Hoffentlich haben sie mich nicht zurückgelassen, um sich ihre eigene Haut zu retten. Schließlich bin ich wegen meinem Bein, im Moment, das schwächste Mitglied.

Der Gerüstete wirbelt den Morgenstern langsam senkrecht neben sich umher um Schwung zu holen. Ein Treffer und ich könnte dir Engel singen hören. Ein Treffer und mein Schicksal hat ein Ende.

Das mir andere Menschen mal zu viel wert sind, tch...

Ich wende meinen Blick aufmerksam auf das Geschehen, um eine Schwachstelle zu finden und... es kommt mir tatsächlich eine Idee. Sie klingt lächerlich, aber wenn sie klappt...

Ich sprinte so schnell ich kann auf den Menschen zu, um ihn zu verwirren, doch beeindruckt ihn das nicht. Er schwingt den Morgenstern parallel zum Boden auf meiner Brusthöhe. Schnell mache ich mir den leicht nassen Boden des Kerkers zu Nutze, um unter ihm durchzuschliddern. Doch auch von hier kann ich nichts ausrichen, merke ich, als ich mich wieder aufrichte und wieder weiter nach hinten laufe. Hätte ich nur eine Klinge...
Sein Helm lässt am Genick und um den Hals eine schmale Öffnung. Nur eine Klinge könnte mich dort weiter bringen.

Noch einmal sehe ich mich flüchtig um, als ein Morgenstern direkt vor mir landet. "Na hör mal! Das hätte ins Auge gehen können!", versuche ich belehrend zu sagen, um meine eigene Angst zu unterdrücken. Langsam trete ich weiter zurück. 'Ich kann diesen Menschen nicht besiegen. Vor allem nicht allein. Ich bin doch selbst keine Kriegerin.', denke ich verzweifelt, doch habe ich keine Wahl. Ich muss diesen Menschen aufhalten, wenn ich Sayu und Kuro helfen will. Sie sind das Einzige, was ich habe... auch, wenn ich sie noch nicht lang kenne. Vielleicht kann ich ihn hinhalten?

Mit entschlossenem Blick beiße ich die Zähne zusammen und gucke zum Wächter. 'Wenn ich in Bewegung bleibe, sollte mir Nichts passieren, richtig? Daweil der den Morgenstern beschleunigt bekommt, bin ich wieder weg. Da kann man gar nicht verlieren.', fasse ich nochmal schnell in meinen Kopf zusammen, bevor ich wieder auf die Person zurenne und wiedereinmal schnell unter ihr durchschlidder. Der Person fängt wieder an, den Morgenstern zu beschleunigen und dreht sich zu mir um. Im richtigen Moment sehe ich noch auf, um hinter sie zu laufen. "Bin ich zu schnell für dich, Dickerchen?", frage ich rhetorisch, bevor ein Grinsen mein Gesicht durchzieht. Der Wächter überlegt nicht lange und dreht sich mit dem Morgenstern im Kreis. Um auszuweichen krabbel ich auf allen Vieren weg. "Ein Treffer...", murmel ich leise zu mir selbst und krabbel aus dem Radius. 'Die Person wird bei dem Gewicht den Schwung nicht so schnell verlieren. Das heißt, dass sie eine Zeit lang unfähig ist, etwas anderes zu tun.'. Meine Gedanken sind komplett beim Kampf und darauf aus, überlegen zu sein.

Und es passiert, was passieren muss. Der Morgenstern trifft die Wand und bringt die Person zum Fall. Durch diesen Fall paralysiert schafft es mein Gegner nicht, sofort wieder aufzustehen. Ich renne zu ihm und nehme ihm den Helm ab, mit den Worten: "Bereit zu sterben?".

Doch anstatt einen Menschen hinter dem Helm zu sehen, ist dort... nichts.
Die Rüstung fällt in sich zusammen. Dort war kein Mensch drin, geschweige denn, irgendein Lebewesen. Die Welt scheint, wie ein Albtraum. Ein sehr realistischer Albtraum. Doch für Philosophie ist jetzt keine Zeit. Ich muss Kuro und Sayu finden. Diese Aufgabe steht jetzt im Mittelpunkt.

Schnell renne ich also aus der Tür, aus welcher Sayu, Kuro und der Rest gegangen sind. Dahinter befindet sich ein weiterer, schmaler Weg. Ein Schreibtisch befindet sich in der Ecke. Das Papier auf diesem ist bereits vergilbt und unlesbar, da die Tinte in der Feuchtigkeit schon verlaufen ist. Schnell renne ich weiter, durch die nächste, sehr schwere Tür.
Weiter gucke ich mich um. Ich bin außerhalb der Mauern, aber auf der inneren Seite das Schlossgrabens.

Jedoch ist noch immer keine Spur von Kuro und Sayu. Haben sie mich tatsächlich zurückgelassen? Eine heiße Träne fließt über meine Wange, als ich meine Hände fest, vor Wut, zu Fäusten forme. Ich vertraue immer den falschen Menschen. Plötzlich spüre ich auch wieder den Schmerz von meinem Bein, trotzdem laufe ich weiter.
Der Schmerz wird mit jedem Schritt unerträglich. "Ich lass mich doch jetzt nicht von sowas stoppen!?", schreie ich mir selbst zu, bis plötzlich meine Sicht wieder schwarz wird.

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Ich liege auf dem Boden. Mitten in einem Raum voller Leere... In einem tiefen, schwarzen Abgrund. Als meine Sicht klarer wird, sehe ich drei Leute um mich. Meine Mutter, mein Vater und... die dritte Person ist mir vollkommen unbekannt.
Ich gucke zu den Personen hoch. Ein paar Worte verlassen meinen Mund: "M...Mutter, Vater?"
Mein Vater sieht mich verachtend an. "Nichtsnutz! Du erreichst nie etwas! Versuch es erst gar nicht! Zu nichts bist du zu gebrauchen!", schreit Vater, bevor er eine Holzdiele aus dem Boden reißt und auf mich einschlägt. Ich versuche meinen Kopf mit meinen Armen zu schützen und Rolle mich zur Seite. Darauf folgt ein Tritt in meinen Magen und einer in die Rippen. "M..Mutter bitte...", als ich sie mit nassen Augen anflehe, dreht sie sich um und geht in die Leere. Um daraufhin zu verschwinden. "Diese Schlampe wird dir nicht helfen können, sie ist schwach, wie du!", schreit Vater und schlägt die Diele noch einmal gegen meinen Kopf.
Nachdem ich keine Schläge mehr spühre, versuche ich langsam nachzusehen, ob er weg ist. Zu meinem Überraschen ist er das, worauf ich direkt anfange zu weinen und kurz aufzuschreien mit der vollen Kraft meiner Lunge.

Der Unbekannte tritt langsam heran. "Armes Kind.", sagt er knapp, bevor er fortfährt, "Gehasst von Allen. Allein gelassen und verachtet. Immer hast du die Wut abbekommen.".
"Geh weg!", schreie ich, während ich meine Zähne kräftig zusammenbeiße. "Oh, oh, du musst die Menschheit hassen... Niemand hat dir je geholfen. Sehnst du dich denn nicht nach Rache.", sagt der Unbekannte gespielt. Hasserfüllt gucke ich ihn an und fauche: "Was weißt du schon? Du weißt nichts über mich!". "Oh, das meinst du?", sagt er gespielt, während ein böses Lächeln sein Gesicht durchzieht, "Ich weiß mehr, als du denkst.". "Tch, trotzdem glaube ich dir nicht und jetzt lass mich in Ruhe, bevor ich dich außeinandernehme.", sage ich drohend. "Ich will für dich da sein und dich nicht verletzen. Du hast sowas nicht verdient.", antwortet er ruhig. "Ich soll einem fremden glauben? Was gibt dir überhaupt das Recht, so in meine Privatsphäre einzudringen? Es ist besser, mich in Ruhe zu lassen. Ich bringe kein Glück mit mir.", sage ich, noch immer mit Hass in meiner Stimme. "Naja, ich könnte dir bei deiner Rache helfen.", meint der Unbekannte freundlich, lächelnd. "Das beantwortet meine Frage nicht. Außerdem will ich die Welt besser machen und nicht so werden, wie... er..", antworte ich. "Er hat dir wehgetan. Die Welt währe besser ohne ihn oder Menschen wie ihn.", sagt der Unbekannt nachdenklich. "Ich traue dir nicht.", schnaufe ich wütend. "Natürlich, du traust nicht mal dir selbst!", lacht mein Gesprächspartner.

'Er hat Recht. Er scheint mich tatsächlich zu kennen. Er hat Recht bei allem. Was er sagt.'

"Überleg dir, ob du dir helfen lässt. Hier ist die Beschreibung, wie du mich findest.", meint der Unbekannte, bevor er mir einen Umschlag gibt, denn ich in meinen BH stecke und auch er im Dunkeln verschwindet und meine Sicht wieder verdunkelt wird.

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Ich kneife meine Augen wegen dem Tageslicht zusammen. Es brennt förmlich. Doch, wo bin ich?

Das Gras unter mir ist.. verschwunden?

Inner DemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt