Die Herrin der Winde

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Vergangenheit

Die Hebamme wollte nicht glauben dass ihr König so grausam sein konnte. Sein eigenes Kind!
Sie stieg aufs Pferd und ritt durch den dunklen Wald so schnell sie nur konnte. Die Hebamme befürchtete, dass der König Wachen hinter ihr her schicken würde, um zu sehen ob sie seinen Befehl ausführte. Doch niemand folgte ihr.
Beim großen Fluss angekommen, stieg sie vom Pferd. Der Fluss war sehr tief und in der Nacht, wirkte er noch tiefer. Er schlängelte sich weit über die Lichtung, bis ins Innere des Gebirges. Der Fluss hatte seinen Ursprung tief im Inneren der Erde. Und die Menschen von Lasgard behaupteten, dass sein Wasser verflucht sei, weil man Nachts Stimmen hören würde.
Aber die Hebamme wusste es besser!
"Diese törichten Bauern! Doch sollen sie es nur glauben! Nicht wahr, Alissa?" Sie wiegte das schlafende Kind in ihren Armen.
"Keine Sorge, ich werde dich nicht dem kalten Atem des Todes überlassen! Nein, ich werde dich retten!"
Die Hebamme kniete sich ins hohe Schilf, schloss die Augen und konzentrierte sich.
Plötzlich wurde es ganz still um sie herum, selbst die Grillen zirpten nicht mehr.
Der Fluss stand ebenfalls still und da hörte man sie...Die Stimmen! Nur ein Flüstern zwar, aber noch deutlich genug.
Die Hebamme wiegte sich hin und her, und sprach:
"Herrin der Winde...Erbitte mein Flehen...Nimm dieses Kind in deine Obhut, sonst ist es dem Tode geweiht!"
"Warum sollte Ich dich erhören?"
fragte eine Stimme im Wind.
"Dieses Kind ist von königlichem Blut...Ihr Name ist Alissa und sie wurde in der Nacht des Blutmondes geboren! Ihre Mutter ist tod und der König befahl, sein Kind ebenfalls zu töten! Ich flehe dich an..."
Die Hebamme verstummte, als eine wunderschöne Gestalt erschien. Sie strahlte pure Energie aus.
"Ich werde dieses Kind an mich nehmen...Aber bedenke, dass sie niemals in die Welt der Sterblichen zurück kehren kann...Niemals! Sie wird dann für immer ein Kind der Winde sein! Hast du verstanden?"
Die Hebamme nickte und überreichte der Herrin der Winde das Kind.
Dann verschwand die wunderschöne Gestalt so schnell wie sie gekommen war. Auch die Stimmen waren nicht mehr zu hören. Und obwohl die Hebamme erleichtert schien, hatte sie doch ein ungutes Gefühl!
War es die richtige Entscheidung?
Jedenfalls war es besser als das Schicksal, dass der König für das Kind bestimmt hatte!
Und mit diesem Wissen kehrte die Hebamme zur Burgfeste zurück.

Der Fluch der KräheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt