Sechzehn

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Vergangenheit

Es war nun schon fast ein Jahr vergangen und Alissa hatte sich gut eingelebt. Sie erledigte ihre Aufgaben verantwortungsbewusst und sie durfte sich wie versprochen, ein eigenes kleines Häuschen bauen. Es war schlicht und erfüllte seinen Zweck. Mehr brauchte sie nicht und Alissa liebte es.
Die Jahre ihrer Kindheit bei der Herrin der Winde, waren fast vergessen.

Doch die Herrin, hatte Alissa keines Wegs vergessen. Sie wurde von der Herrin all die Zeit über beobachtet.

Und dann kam der Tag ihres sechzehnten Geburtstages...

Alissa erwachte in ihrem Stroh bedeckten Bett und fühlte sich überaus glücklich. Die Sonne zauberte eine wunderbare Wärme auf ihr Gesicht.
"Das Leben hier bei diesen Menschen ist wundervoll! Ich würde dieses niemals eintauschen wollen!" dachte Alissa laut. Dann fiel ihr plötzlich ein, dass sie Heute Geburtstag hatte. Alissa stand auf, wusch sich und machte sich für die Feldarbeit fertig. Dann klopfte es an ihrer Tür.
"Ja? Wer es auch ist, er möge eintreten!" sagte Alissa fröhlich.
Eine junge Frau, ungefähr in Alissas Alter, trat ein und lächelte übers ganze Gesicht.
"Mina! Wie schön dass du mich abholen kommst!" Alissa umarmte Mina stürmisch.
"Nein nein, Liebes, ich hole dich nicht zur Feldarbeit ab...Nicht Heute!"
"Wieso das nicht? Was ist denn Heute?" fragte Alissa ganz unschuldig.
Mina hob gespielt ernst ihren Zeigefinger und kniff ein Auge zu.
"Junge Dame! Sie haben doch nicht etwa ihren sechzehnten Geburtstag vergessen?"
Sie blickten sich gegenseitig an und im nächsten Augenblick konnten sie sich vor Lachen nicht mehr halten.
"Oh Mina, ich bin so froh hier sein zu dürfen! Das möchte ich nie mehr missen!"
"Ich bin ebenso froh dass du in unser Dorf gefunden hast! Aber nun komm, alle sind auf den Beinen und treffen schon Vorbereitungen für deine Überraschung!"
"Wie meinst du?" Alissa war sprachlos vor Rührung.
"Aber..."
"Kein aber, Alissa! Alle geben sich große Mühe deinetwegen!" antwortete Mina.
"Das macht es auch nicht gerade besser...Jetzt bin ich echt nervös! Aber es freut mich natürlich sehr!"
Alissa konnte es nicht glauben. Das alles nur für sie? Noch nie hatte ihr jemand ein Geschenk gemacht! Es schien alles so perfekt...

Tatsächlich war das ganze Dorf auf den Beinen und traf Vorbereitungen für ein kleines Fest. Es hingen selbst gemachte Girlanden aus Tannenzapfen und Beeren an den Häusern. In der Mitte des Dorfes, dem Dorfplatz, wurde eine große Feuerstelle errichtet und um das Feuer herum, legte man lange Baumstämme zum Sitzen. Ein Dorfbewohner, Namens Wilsons, spielte sogar auf einer Panflöte. Auch große Fackeln wurden ringsherum um das Dorf aufgestellt. Es gab Trank und Speisen. Die Stimmung war ausgelassen.
All das rührte Alissa zu Tränen.
"Ich...Ich weiß nicht was ich sagen soll, außer, dass ich euch allen so dankbar bin! Ich bin voller Stolz, ein Teil von euch geworden zu sein! Dieses Fest ist so wunderbar!"
Der Dorfälteste trat vor und sprach:
"Wir alle gratulieren dir zu deinem sechzehnten Geburtstag! Drum lasst uns anstoßen und Feiern...Auf Alissa!"
Die Dorfbewohner jubelten ihr zu. In diesem Augenblick war Alissa der glücklichste Mensch von ganz Lasgard!

Doch als am Abend die Nacht anbrach, geriet das Leben von Alissa aus den Fugen und ihre heile Welt stürzte in sich zusammen...

Alissa und Mina unterhielten sich mit einigen Dorfbewohnern, als in diesem Moment die Sonne unterging. Alle bewunderten das wunderschöne Farbenspiel am Himmel, als Alissa ihre Stimme im Wind hörte.
Nur Alissa konnte die flüsternen Worte verstehen...
"...auf schwarzen Schwingen...Nacht für Nacht...auf Ewig!"
Alissas Augen weiteten sich voller Entsetzen und plötzlich krümmte sie sich vor Schmerzen. Als die Dorfbewohner es bemerkten, fingen sie an zu schreien und gaben den Blick auf Alissa frei. Mina schreckte ebenfalls vor dem Anblick entsetzt zurück. Jetzt konnten es alle sehen!
Alissa verwandelte sich! Aus ihrer Haut wuchsen schwarze Federn und ihre Arme wurden Flügel...Alles veränderte sich! Dann erhob sich eine Krähe, so schwarz wie die dunkelste Nacht! Mina war fassungslos! Nichts erinnerte mehr an ihre Freundin...

...Nur die tief-blauen Augen, die voller Trauer auf die geliebten Menschen schauten!

Die Krähe schlug mit ihren Flügeln und verschwand am nächtlichen Himmel. Nur an ihrem Krächzen, konnte man  ihren Schmerz erahnen!

Der Fluch der KräheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt