Liyan machte sich keiner Sorgen, dass ihr etwas passieren könnte. Er kannte dieses Stück Wald, wie ein Mann sein eigenes Haus. Nur ihre Gedanken beunruhigten ihn. Er hatte sehr wohl darüber nachgedacht, wie sie sich fühlen mochte. Dann aber hatte er befunden, dass man erleben musste, bevor man etwas ganz verstehen konnte. Eigentlich war er nur einem inneren Drang gefolgt, etwas sagen zu müssen, um das eisige Schweigen zu brechen.
Am darauffolgenden Morgen sass Szouma mit bereits verstautem Gepäck neben ihrem ruhenden Pferd und redete sanft auf die Stute ein. Nachwind hab immer wieder den Kopf oder schüttelte ihn, wie um zu zeigen, dass sie ihr zuhörte.
Liyan versuchte sich in einem schüchternen Lächeln und richtete sich auf. Die Elfe merkte auf und erwiderte das Lächeln beinahe emotionslos. Sie warf ihm ein Beutelchen zu.
"Euer Frühstück. Ich möchte so schnell wie möglich ankommen." Der Barde verstand ihre Anweisung und machte sich gefügig daran, alles zusammenzupacken. Gerade als er aufsitzen wollte, trat Szouma an ihn heran und neigte den Kopf.
"Es tut mir Leid, Barde, was gestern über meine Lippen kam. Ich bitte nicht um Verzeihung, vielmehr um Verständnis. Wenn Eure Vision so grauenhaft war, wie die Meine, so ist es bestimmt schwer für Euch, mit mir zu reisen. Mit einer Gestorbenen."
Liyan konnte sich den traurigen Worten und ihrer Art, wie sie ihre silbrigen Kopf bewegte, nicht entziehen. Zu gerne hätte er sie in den Arm genommen, um sie zu trösten und das verwirrte ihn zutiefst. Für einen Elfen war er noch sehr jung. Das Bardenleben war sein erster Beruf und er war es noch lange nicht überdrüssig.
Sollte das dieses süsse Gefühl sein, das ein Elf verspürte, wenn sein Herz seine Liebste gewählt hatte, von dem er sooft sang? Selbst erlebt hatte er es noch nie. Doch wenn es das war, was er gerade fühlte, dann hatte er nie ein wahrhaftes Lied über Liebe gesungen.
Der fragende Blick der Elfe riss ihn aus seinen wirren Gedanken.
"Dama Souma, ich sollte es sein, von dem eine Entschuldigung zu hören sein sollte. Für mich erscheint es als kostbares Glück, Euch lebend in meiner Nähe zu wissen. Hört mich an..." Der Elf hatte einen Entschluss gefasst.
"So wahr wir leben und hier stehen, will ich Euch geloben, Euch zu beschützen, so gut es eben geht und wenn es sein muss, so auch mit meinem Leben!" Er war auf ein Knie gesunken und hielt seinen Kopf gesenkt, derweil die Handfläche nach oben geöffnet, damit sie seinen Schwur annehmen konnte.
"Barde, Ihr wisst, dass gerade unser langes Leben Euer Gelöbnis zu einer unsagbar schweren Last werden könnte? Und was gibt Euch den Anlass zu glauben, ich wäre gern in Eurer Gesellschaft?" Ihre Worte trafen ihn, denn sie entsprachen seinen eigenen Zweifeln. Doch hatte er in dieser Nacht viel darüber nachgedacht und auch darüber, dass es sicher kein Zufall war, dass sie beide Visionen gleicher Natur erlebt hatten. Und genau diese hatte ihn so tief berührt, dass er alles dafür geben würde, um sie vor einer Erfüllung zu bewahren.
"So nehmt mein Gelöbnis an, für die Zeit, die Ihr mich neben Euch duldet. Ich könnte es nicht ertragen, Euch in dieser Art..." Die letzten Worte nur noch flüsternd, konnte er den Satz nicht beenden. Wieder erschien in seinem Kopf das Bild, wie er seinen Dolch hob und auf die vor ihm kniende Elfe hinabstarrte. Doch Szouma hatte bereits verstanden.
Sie beugte sich vor und berührte mit den Lippen seine Handfläche, um einen Kuss darauf zu hauchen. "Ich nehme Euren Schwur an, für die Zeit, die ich Euch neben mir dulde", wiederholte sie seine Worte besiegelnd. "Ich bin dankbar, einen aufrichtigen Gefährten an meiner Seite zu wissen, Elor Liyan, ist doch der Grund meiner Reise der Gleiche, wie der Eure. Ein Wesen zu retten, dass zu vernichten wir bestimmt sind.
Aber nun, Elor Liyan, bitte ich Euch um Schweigen, denn ich bin in Trauer. Aber grämt Euch nicht, ihr habt mich sehr getröstet mit Eurem Gelöbnis", meinte sie, als sie das enttäuschte Gesicht des Barden sah.
Die Gefährten beeilten sich sehr und so erreichten sie bereits am Mittag des fünften Tages ihrer Reise die Waldstadt Karas, der Sitz des Fürsten der Beleor-Wälder. Hier, im Herzen des Waldes, waren die Bäume noch viel älter und grösser als in dem Walddorf, von welchen sie aus geritten waren.
Dies war die Geburtsstätte des Barden Liyan. Er war schon längere Zeit nicht mehr hier gewesen und hätte die Elfe an seiner Seite gerne ein wenig unterrichtet, doch die Zeit der Trauer hatte bis jetzt angehalten. Mit immer düsterer Laune führte Liyan sie zu drei zusammengewachsenen Greisenbäumen, auf und in dem der Wohnsitz des Fürsten lag.
Liyan hatte vor Erreichen der Stadt die Kapuze seines grünen Mantels tief ins Gesicht gezogen, die kleine Laute sorgsam an seinem breiten Ledergurt verstaut, gut sichtbar, wenn er seinen Mantel zurückschlug. Die ledernen Stiefel machten keinen Laut, als über in weiches Moos schritten. So sah er aus wie der Minnesänger der in schwarze Seide gehüllten Elfe, die mit starrer Miene und beherrschten Schritten dem Barden folgte.
Ställe gab es keine, dafür aber eine grosse Weide hinter den mächtigen Greisenbäumen. Der Barde entlud die Pferde, redete Nachtwind und Silberle beruhigend zu, worauf sie sich sogleich auf den Weg zu der Weide machten. Dort wurden sie wiehernd von weiteren Elfenpferden begrüsst. Zwei Elfen in rot-weiss gehüllte Gewänder kamen auf die Gefährten zu und verneigten sich vor ihnen, als Liyan die Kapuze zurückstreifte. Wortlos nahmen sie das Gepäck der Beiden und führten sie durch die Grösste alles Eichentüren, die Liyan in seinem jungen Leben bisher gesehen hatte. Es hatte sich nichts verändert.
"Elor Liyan!" Die Silberhaarige beschleunigte ihre Schritte, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte. "Werden Gäste immer so empfangen oder wurden wir bereits erwartet? Das kann ich kaum glauben"
Liyan lächelte beinahe gequält. Es war schön, ihre Stimme wieder zu hören, doch was er ihr hatte sagen wollen, dafür war es nun zu spät.
"Weder noch, Dama, weder noch."
So kaugummimässig zieht sich das jetzt schon noch ein bisschen hin, aber bald gibts ein bisschen Aktion;) Aber auf ein Wort: Wie findet ihr Liyan und Szouma?! Ich versuche sie so richtig elfenhaft distanziert, aber gleichzeitig doch irgendwie durch die Vision vertraut darzustellen. Habt ihr schon Vermutungen, welche Rollen die Beiden einnehmen, was hinter Szoumas Trauer für ein Geheimnis steckt? Liyan ist ein ziemlicher Gentleman, alte Schule, wie er sich einfach Mal fünf Tage an ihr Geschweige gehalten hat *_* Ich werde ihn euch schon noch schmackhaft machen;)
Ich würd mich über die ein oder andere Rückmeldung sehr freuen! Bis baaaald, eure Seri
DU LIEST GERADE
Das Schicksal der Candad
Viễn tưởng«Ich sah dich sterben», setzte er noch einmal an und schluckte trockenen Mundes, «... durch meine Hand, Szouma.» Eine Traumvision des Todes verbindet vier Wesen unterschiedlicher Rassen und Herkunft miteinander und ein Jeder versucht anders mit dem...