Kapitel 8 – Verbündete
«Dama Szouma, ich bitte um Verlaub, aber ich denke nicht, dass wir es rechtzeitig schaffen» Mongha schüttelte seinen riesigen Adlerkopf und neigte sich zu der Eiselfe herab, sodass sie ihn oberhalb des Schnabels, zwischen den klug dreinblickenden Augen streicheln konnte.
Ein leises Seufzen drang zwischen ihren Lippen hervor und sie liess zum wiederholten Male den Blick über die nun rastende Gruppe schweifen.
Als sie gerade dabei war ein Feuer zu entzünden, hatte sie der Knall und die grüne Leuchtwolke aufgescheucht und sie war sofort zum Ausgangspunkt gehastet, nicht jedoch ohne das Notwendigste, das zum Glück noch unangetastet neben den Pferden lag, auf ebenjene zu hieven. Am Lager der Kentauren staunte sie nicht schlecht, da sie den Elfen bewusstlos und an eine Art riesenhaften Spiess befestigt gewahrte.
Die Kentauren nun erwiesen sich als äusserst traditionelle Wesen, die noch immer die Legenden um den Krieg der Sommer ausführlich dokumentiert an jede neue Generation weitergegeben hatte und erkannten in der Elfe sofort den altbekannten Verbündeten. Somit war der Barde gerettet und wurde nicht den Göttern des Glücks geopfert.
Eben dieses brauchten sie nun wirklich, denn mit dem weithin sichtbaren Signal hatten sie einen mächtigen Feind auf sie aufmerksam gemacht.
Gerade hob Liyan stöhnend seinen Kopf und fuhr sich träge durch die Haare, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten und ihm nun wenig elfenhaft in Strähnen ins Gesicht fielen.
«Bei Yale, was ist hier nur geschehen...» Er hatte den Satz kaum begonnen, als ihm der blonde Kentaur ein Horn mit einer warmen, süsslich nach Honig riechenden Flüssigkeit reichte. «Wir nennen es Met, wärmt deine Knochen auf, versprochen.» Skeptisch nippte er an dem Getränk, nachdem er einen Moment den Blick Szoumas gesucht und gefunden hatte.
Die Silberhaarige brach in glockenhelles Gelächter aus und es dauerte nicht lang, bis auch die beiden Kentauren dröhnend mit einstimmten. Liyan schmunzelte lediglich, zu sehr genoss er diesen befreienden Moment.
«Verzeiht, aber jeder andere, vernünftige Elf, hätte niemals den Becher mit seinem Entführer geteilt!» Ganz zu schweigen von der mehr als unangemessenen Umgangsweise der rüpelhaften Gestalten von der anderen Seite des Flusses. Aber Szouma traute er und das reichte ihm mehr als genug, um auch den prügelnden Halbwesen zumindest nicht auf die Füsse zu treten. Vertrauen konnte er diesen Wilden freilich nicht, doch in seiner Verfassung und angesichts ihrer physischen Überlegenheit erschien es ihm als vorteilhafter, sie zunächst einmal zu beobachten.
«Dama...» Szouma nickte und räusperte sich. «Wir sollten schnellstmöglich wieder aufbrechen, es ist noch immer nicht sicher, ob sie die Verfolgung aufgenommen haben.» Verwirrt fixierten Liyans graue Augen das Blau der Ihren und versuchte darin zu lesen.
«Wir werden möglicherweise verfolgt. Die beiden Kentauren hier, Qais und Xembur...» Der Blonde hob grinsend eine Pranke, während Qais düster dreinblickte «... haben auf dieser Seite des Flusses Zuflucht gesucht. Nur angesichts ihrer misslichen Lage werden sie vermutlich auch hier nicht sicher sein.»
«Von welch misslicher Lage spricht meine Dama?» Der Elf liess seinen Blick fragend über die Kentauren schweifen, erhielt seine Antwort jedoch aus einer völlig unerwarteten Richtung.
«Weil sie uns gerettet haben, Elor Liyan. Darum sind sie auf der Flucht.» «Gerettet, pah! Und jetzt halten sie uns als ihre Gefangenen. Ich kann bis jetzt noch keinen grossen Unterschied zu unseren bisherigen «Besitzern» feststellen!» Die Augen geweitet starrte Liyan zwischen dem älteren, grossen Greif und dem Kleineren, der sich jetzt beleidigt von ihnen abwandte und einen Satz in Richtung Futtereimer machte.
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Das Schicksal der Candad
خيال (فانتازيا)«Ich sah dich sterben», setzte er noch einmal an und schluckte trockenen Mundes, «... durch meine Hand, Szouma.» Eine Traumvision des Todes verbindet vier Wesen unterschiedlicher Rassen und Herkunft miteinander und ein Jeder versucht anders mit dem...