De Entschluss Szoumas, das Kind zu retten, schien ihr neue Kraft gegeben zu haben. Statt der schwarzen Seide Kleider trug sie nun einen ledernen Brustharnisch, braune Jagdhosen, sowie ein weiches, weinrotes Hemd. Darüber zog sie einen braunen Umhang und war somit perfekt auf die anstehende Reise vorbereitet.
Liyan wechselte lediglich seine Laute gegen einen Langbogen, den er, an gekreuzten Ledebändern befestigt, auf dem Rücken trug, ebenso wie einen Köcher. Dieser war gefüllt mit verschiedenartigen Pfeilen. An einigen waren stählerne Widerhaken befestigt, andere hatten ein verdächtiges Schimmern an sich haften, wieder andere waren durch rote Bändchen als Giftpfeile auszumachen.Die Gefährten bekamen den Elfenfürsten nicht mehr zu sehen. Lediglich Liyans Bruder stand bei ihrer Abreise bei den Ställen und beobachtete argwöhnisch das Geschehen.
Die Elfen in Karas verneigten sich sich ein jeder, als Liyan als Fürstensohn vor der silberhaarigen Eiselfe durch die Stadt trabte.Ihr Plan war es, ein Tor im Osten der Beleor-Wälder zu erreichen und durch dieses nach Kwentia zu reisen.
Szouma fand es sonderbar angenehm hinter dem stillen Barden durch den warmen Wald zu reiten. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie hunderten Jahren des harrenden Wartens endlich wieder ein Ziel vor Augen hatte. Einen Grund für ihr Dasein, der mit dem Tod ihres Kindes verloren gegangen war.
Ein wenig merkwürdig fand sie es zwar schon, dass der Elf scheinbar ohne Bedenken versprochen hatte, sie zu begleiten. Doch sie konnte es sich nicht vorstellen, wie es für ihn sein musste, der Sohn eines Fürsten zu sein. Von den hier lebenden Elfen schien er zumindest respektiert zu werden, oder sie täuschte sich noch immer in den fremdartigen Gesichtern. Die offensichtliche Ablehnung seines Vaters jedoch hätte nicht einmal ein Mensch übersehen können.Sie fragte sich, was er wohl für einen Grund hatte und was es sich mit seinem Bruder Auf sich hatte. Und sie dachte darüber nach, ob es wohl unhöflich wäre, ihren Begleiter danach zu fragen. Es dauerte jedoch nicht lange und der Barde unterbrach ihre Gedanken und begann selber das Gespräch mit leiser, doch energischer Stimme.
"Verzeiht bitte das Verhalten meines Bruders Liyarus und auch, dass Euch mein Vater so unelfisch empfangen hat. Es hatte allein den Grund, dass Ihr mit mir dort aufgetaucht seid. Wäret ihr allein gegangen, so hätte es wohl ein Fest zu Ehren der Eiselfe gegeben."
Szouma runzelte die Stirn, schwang da etwa ein Hauch Eifersucht mit? "Sprecht nicht so, Elor Liyan. Ich empfände ihn sicher auch so als nicht sonderlich angenehm. Darf ich Euch fragen, weshalb Euer Vater Euch so behandelt? Ich möchte nicht unhöflich sein."Liyan senkte seinen Blick, der sowohl Zorn als auch Bedauern widerspiegelte. Erst nach ein paar Augenblicken begann er wieder leise zu erzählen.
"Mein Vater... ist ein sehr wichtiger Mann. Und seine Rolle erforderte schon immer viel Mut, Kühnheit, Verstand und auch eine gewisse Härte. Ich bin nicht der erste Sohn. Seine erste Frau starb bei seiner Geburt und ihr Sohn in einer Schlacht, gefeiert als Kriegsheld. Mein Vater hat lange darauf gewartet, dass sie ihr neues Leben beginnt. Irgendwann endete seine Suche, da er von ihrem Wiederbeginn und ihrem anschliessenden Übergang ins Kristallwasser. Die Erkenntnis, dass er einen falschen Weg beschritten hatte, hat ihn kalt gemacht. Er war seinen Gefühlen für eine Frau gefolgt und nicht seiner Vernunft."Etwas an dem Gesagten schien ihn zu stören, denn eine Mischung aus Wut und Verzweiflung legte sich wie ein dunkler Schatten auf sein Gesicht. Es dauerte wieder eine Weile, bis er weitersprach und Szouma wollte ihn nicht drängen. Als er von Neuem begann, bebte seine Stimme vor Anstrengung, nicht herauszubrechen.
"Er hat meine Mutter zur Frau gemacht, weil er eine Fürstin an seiner Seite brauchte. Der Ältestenrat hatte es gefordert, da er ja einen Erben brauchte." Liyan lachte hart und laut. "Da war Dama Alana eine sehr gute Wahl, eine blinde Seherin, nützlich und doch schwach. Seine Stimme wurde wieder sanfter, als er den erschrockenen Blick seiner Begleiterin auf sich gewährte."Ich wurde geboren als Thronfolger. Aber bereits als Kind erwies ich mich als untauglich. Ich mochte lieber meiner Mutter lauschen und im Wald mit sen Vögeln zu singen, als mit Vater Schwertkampf zu üben."
Szouma schüttelte barsch den Kopf, sodass ihr einige silbrig glänzende Strähnen ins Gesicht fielen. "Kein Wunder, dass ihr Elfen für neuerliche Generationen noch keinen Platz machen könnt. Ihr wollt einfach nicht aus eurer Geschichte lernen. Was macht denn einen Herrscher aus? In Kriegszeiten sicher ein Feldherr mit kühlem Kopf und Mut. Und in Zeiten der Armut? Sollte da nicht jemand die Krone tragen, der klug und bescheiden wandelt? Und sollte ein trauerndes Volk nicht einen mitfühlenden, stillen König haben? Versteht Ihr, was ich Euch sagen möchte?""Oh, Dama!" Der junge Barde zügelte sein Elfenpferd und lächelte sie bitter an. "Natürlich bin ich mir bewusst, dass es so sein müsste, wie Ihr sagt. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass mein Vater darum weiss. Aber ich weiss auch, dass wir unvollkommen sind. Nur weil wir unsterblich sind, ist unser Wissen noch nicht so unermesslich, wie es bei euch der Fall gewesen ist."
Szouma fühlte beim letzten Satz einen Stich in ihrem Herzen. "Euch" hatte er gesagt, "anders" hatte er gemeint. Er grenzte sie also von sich ab. Die hübsche Eiselfe seufzte innerlich, auch wenn sie einander so ähnlich sahen, so würden sie doch nie einem gemeinsamen Volk anhängen. Und es würde noch sehr lange dauern, bis diese junge Rasse der Elfen einer neuen Art Wesen Platz machen könnte, um sich auch weiterzuentwickeln.
"So war das doch nicht gemeint, Dama Szouma. Bitte hört mir noch bis zum Schluss zu. Alles was ich sagen wollte,ist, dass Macht so ein furchtbar verlockendes Ding ist, dem mein Fürst letzten Endes einfach unterlegen ist. Und mein Bruder auch..."
Er seufzte vernehmlich und starrte leeren Blickes auf die Zügel, die er hatte sinken lassen. "Ich fürchte, ich habe kein Zuhause mehr, zu dem ich zurückkehren kann."
"Sagt so etwas nicht, Liyan! Euer Vater wird mit wachsender Erkenntnis anders zu denken lernen."
Der Barde schüttelte seinen Kopf, ws mehr wie ein trauriges Hin- und Herwiegen aussah. "Ach, meine Dama. Ihr seht alles so beneidenswert sorglos. Nein, ich kann nicht mehr zurück. Meine Mutter wird mit dieser letzten Vision erfüllt haben, was sie noch erfüllen musste. Sie ist sicher shon fort. Sie war so glücklich, dich noch gesehen zu haben."Dann wurden seine Züge hart. "Und bei einer, sehr unwahrscheinlichen sei dabei angemerkt, Rückkehr, wir auch mein Vater sicher schon gegangen sein. All die Zeit hoffte er, ich würde eines Tages als ruhmreicher Krieger zurückkehren. Das störte meinen Brude sehr, denn er war ja ebendieser Krieger. Mein Vater muss das nun auch verstanden haben und wird auch das Kristallwasser suchen. Und mein Bruder..."
Ohne einen weiteren Blick auf Szouma riss er an den Zügeln und liess Silberle aufsteigen.
"Mein Bruder Liyarus wird mich töten, wenn ich seinem Fürstentum noch einmal näherte!" Er stürmte los, während Szouma in Gedanken hinzufügte: "DEINEM Fürstentum, Fürst Liyan von den Beleor-Wäldern."Hallööö, wie habt ihr das Wochenende verbracht? Wart ihr auch so fleissig am Lesen wie ich?;)
An der Stelle möchte ich mich gern bei Lilli_Chico bedanken, die all meine Kapitel gelesen und dafür gevotet hat, merciiii <3Foto Rechte: http://mystical-academy.forumieren.eu/t72-elfenwald
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Das Schicksal der Candad
Fantasy«Ich sah dich sterben», setzte er noch einmal an und schluckte trockenen Mundes, «... durch meine Hand, Szouma.» Eine Traumvision des Todes verbindet vier Wesen unterschiedlicher Rassen und Herkunft miteinander und ein Jeder versucht anders mit dem...