3. Ava 3. Fynn

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3. Ava

Unser Flugzeug landet spätnachmittags. Ich habe Fynn nicht explizit gesagt, wann ich zurück sein werde. Es hätte sowieso nichts gebracht, da seine Gedanken sich das ganze letzte Semester ausschließlich um Rugby gedreht hat. Er arbeitet hart, um in der höchsten Klasse spielen zu können.

Ich hätte mir gewünscht, dass er von sich aus mich gefragt hätte, wann genau ich denn zurück sein würde und ob er mich am Flughafen abholen solle.

Nein, er hat in den letzten drei Wochen kein einziges Mal angerufen.

Eigentlich kann ich es ihm nicht übel nehmen. Wir sind nicht deswegen zusammen, weil wir uns lieben, sondern weil wir uns sexuell zueinander hingezogen fühlen und weil das unseren Eltern glücklich machen. Die Eastons und die Vaughns sind nämlich seit Generationen befreundet.

Papas Chauffeur fährt Jeremiah und mich nacheinander nach Hause.

„Tschüss, großer Bruder. Der Urlaub war wieder mal großartig mit dir", scherze ich.

„Kann's kaum erwarten, es zu wiederholen", erwidert er gedehnt und steigt aus dem Auto.

Ich schaue seiner großen, athletischen Statur nach und schätze mich auf einmal sehr glücklich, von so vielen gutaussehenden Kerlen umgeben bin.

„Grüß Isla von mir!", schreie ich aus dem geöffneten Fenster des Mercedes, als er schon fast außer Sichtweite ist. Er streckt seinen Arm in die Luft und gibt mir einen Daumen nach oben.

Jeremiahs Uni liegt gut eine halbe Stunde von meiner entfernt. Dankend verabschiede ich mich von Andrew und trete durch das Glastür des Hochhauses, in dem ich wohne. Das Rollen meines Koffers echot in der luftigen Eingangshalle. Ich grüße den Rezeptionist, dessen Gesichtsausdruck einem toten Fisch gleicht, mit einem Lächeln und steige anschließend in den Aufzug.

Nachdem Fynn seinen Eltern erzählt hatte, dass er nun in einer Beziehung mit mir, der Tochter der Eastons, sei, haben seine Eltern darauf bestanden, dass ich zu ihm ins Penthouse ziehen sollte. Kurz darauf haben sich unsere Familien getroffen, um die großartige Neuigkeit zu zelebrieren. Mrs Vaughn hat sogar angefangen, über eine Verlobung zu sprechen, was mich total erschreckt, meiner Mutter aber wiederum total begeistert hat. Sie waren gleich Feuer und Flamme, eine Verlobungsfeier zu organisieren. Zum Glück konnte Fynn seiner Mutter am Ende die Idee aus dem Kopf schlagen. Mit der Ausrede „Es ist noch ganz frisch. Ava und ich wollen erst einmal abwarten, was die Zukunft mit sich bringt. Außerdem stehen bei uns beide vorerst das Studium an erster Stelle".

Ich gebe das Passwort ein, um die Haustür zu entsperren.

In der Wohnung herrscht Totenstille. Der Raum verweilt im beinahe verschwindenden Tageslicht. Die Digitaluhr neben dem Flachbildfernseher zeigt 21:16. Ich seufze betrübt. Die Beziehung zwischen Fynn und mir läuft wohl wirklich nur über den Sex hinaus, was?

Ich schleppe meinen Koffer ins Ankleidezimmer. Bevor ich mit dem Auspacken anfange, werfe ich einen Blick ins Schlafzimmer, das sich direkt daneben befindet, und stelle überraschend fest, dass das Licht an ist. Die Silhouette des Bettes spiegelt sich in dem Panoramafenster wider. Fynns Handy liegt auf dem Nachtisch. Zeitgleich höre ich die Dusche im Badezimmer rauschen.

Er ist zu Hause?

Perfekt. Dann werde ich gleich Schluss machen. Er ignoriert mich seit einem halben Jahr und ich soll das dulden?

Wir sind kein Liebespaar. Aber wir sind Freunde. Und Freunde reden ehrlich miteinander. Er möchte seinen Fokus ausschließlich aufs Training legen. Schön. Dann soll er das mir laut und deutlich sagen, damit ich mir einen anderen suchen kann. ICH HABE AUCH BEDÜRFNISSE. Ist ja nicht so, dass hinter mir keiner her ist. Ava Faith Easton muss nur mit den Fingern schnipsen, dann kommen alle angekrochen.

The Right One - Dir hinterherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt