The Right One - Dir hinterher

10. Fynn

10. Fynn

Gestern nach dem Training rief mich Coach zu sich und erzählte mir, dass Abbeyfield daran interessiert sei, mich im kommenden Jahr unter Vertrag zu nehmen.

Abbeyfield.

Die beste Rugbymannschaft des Staates.

International auf Rang drei.

„ABER", betonte Coach, bevor ich vor Freude die Faust in die Luft schlagen konnte, „sie sind genauso daran interessiert, Luke Reyes unter Vertrag zu nehmen."

„Was-"

„Und am Ende wird nur einer von euch der Glückliche sein."

Vor Wut hätte ich am liebsten Coach an dem Kragen gepackt und geschüttelt und ihn gefragt, wie zum Teufel das passieren konnte und was für einen Scherz das sei.

Ich, Fynn Tyler Vaughn, wurde von klein auf von dem renommiertesten Coach trainiert.

Ich habe schon immer in der besten Mannschaft meiner Generation gespielt.

Es gibt keinen anderen gleichaltrigen Stürmer mit derselben hohen erzielten Punktanzahl.

Kein Spiel, in dem ich vertreten war, ist jemals schlecht ausgegangen.

Zusammengefasst: Ich, Fynn Tyler Vaughn, bin der Größte. Der beste Stürmer meiner Generation. Der angeborene Sieger. Der Mittelpunkt jeglicher Angelegenheit.

Die erste Wahl, wenn es zu solchen Fragen wie ‚Wen nehmen wir unter Vertrag?' kommt.

Was zur Hölle ist bei denen von Abbeyfield falsch gelaufen?!

Luke Reyes oder ich?

Was für ein beschissener, verfickter Witz.

Coach klopfte mir auf die Schulter. „Streng dich also gefälligst an. Den Statistiken nach hast du zwar die höhere erzielte Punktanzahl, jedoch besitzt Luke Reyes die besseren körperlichen Voraussetzungen und ist damit stabiler, was die Technik angeht."

Ich knirschte mit den Zähnen. Luke Reyes soll den besseren Körperbau und die stabilere Technik haben. Nicht das ich gelacht hätte. Ohne Zweifel ist er groß und stämmig. Aber seine Technik? Seine verfluchte Technik?!

Die besteht einfach nur daraus, dass er wie ein Stier, dem beim Kampf ein rotes Tuch vor den Augen gehalten wird, wutentbrannt jeden umrennt.

Das ist dermaßen lächerlich, dass es noch nicht einmal als vernünftige Technik bewertet werden kann. Sind die von Abbeyfield außerdem blind?

„Was muss ich tun?", knurrte ich.

„Wir werden an deiner Technik arbeiten müssen, und außerdem jedes Spiel der Saison gewinnen. Da mache ich mir wenig Sorgen, ehrlich gesagt. Das kriegt ihr locker hin. Die Herausforderung besteht höchstens darin, dass du in jedem Spiel mindestens einen Versuch erzielen solltest."

Ich schluckte hart. Mein Blick verweilte kurz auf dem Rasen. Dem Ort, an dem ich die meiste Zeit meines Lebens verbracht habe.

Verdammt. Das würde nicht leicht werden. Es sind acht Stürmer auf dem Feld, die des gegnerischen Teams dazu gezählt sind es insgesamt sechzehn. Mindestens ein Versuch pro Spiel.

„Das schaffe ich", sagte ich mit fester Entschlossenheit.

Coach nickte und verschwand anschließend in sein Büro, ließ mich allein auf dem Spielfeld zurück, wo ich für eine Ewigkeit stand. Theoretisch sollte ich mich freuen, dass die drittbeste Mannschaft der Welt Interesse an mir zeigt, obwohl ich nicht mal mit dem Studium fertig bin. Der Grund, weshalb ich dies nicht tat, war die Tatsache, dass es mir nicht gefiel, dass ich mit jemand niveaulosem verglichen werden würde.