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Am nächsten Tag durchliefen wir unser altbekanntes Training. Zuerst Nahkampf, dann Schießübungen und danach noch technische Verteidigung.

Später gingen wir, nach einer kurzen Mittagspause, mit normaler Straßenhüter-Uniform in den südwestlichen Teil der Provinz. Hier lebten hauptsächlich Faber. Sie errichteten einmal im Monat einen großen Markt, auf dem sie selbst gemachte Kleidung, Malereien oder andere Sachen verkaufen.

"Schön wieder an der frischen Luft zu sein, nicht wahr Calder?" meinte Sawyer, als wir auf dem Markt ankamen.

"Ja schon, aber richtig entspannend ist es auch nicht." antwortete ich genervt. "Was ist denn los mit dir ? Du hast schon die ganze Woche solche Stimmungsschwankungen. Bei dir ist es nur sodass, du entweder genervt, wütend oder enttäuscht bist." erzählte Sawyer und musterte mich.

Ich irgnorierte seine Aussage. Sawyer hatte nie verstanden wieso ich mich so selten entspannen konnte. Er hatte ein glückliches Leben, bei seinen Eltern gehabt und musste sich kaum sorgen um Unterkunft, Geld oder Essen machen. Seine Eltern waren Civiu, wie er, sie arbeiteten als Lehrer an Schulen und verdienten ganz gut. Sawyer selbst war ein Einzelkind. Seine Eltern waren ziemlich alt gewesen, als er auf die Welt kam , da sie sich viel um ihre Arbeit gekümmert hatten.

Ich hingegen war arm geboren worden. Als man dann auch noch meine Mutter erschossen hatten, fand mein Vater es am besten uns in einem Waisenhaus abzugeben. Einen Monat dannach erhielten wir dann einen Brief,in dem stand, dass unser Vater tot sei. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch eine nette Betreuerin, sie war aber 3 Jahre später an einer schlimmen Krankheit gestorben.

Sawyer und ich schlenderten an den Ständen vorbei während uns viele Leute mit Misstrauen beobachteten. Straßenhüter waren nicht bekannt für ihre Freundlichkeit, deswegen waren wir ziemlich verhasst. Wir blieben an einem kleinen Zwischendurchgang stehen. Sawyer unterhielt sich mit einem weiteren Straßenhüter und ich lauschte den Gesprächen der Leute zu. Viele konnte man garnicht verstehen, da es auf dem Markt ziemlich laut war.

Hinter mir huschte ein Schatten vorbei. Ich drehte mich um und schaute hinter das Zelt. Dort standen zwei Personen in schwarzen Mänteln und unterhielten sich sehr leise, weshalb ich näher an den Zeltrand treten musste.

"Weißt du schon wann die nächste Lieferung fährt?" fragte die eine Person. An ihrer Stimme konnte man erkennen, dass es eine junge Frau war."Ich habe gehört, dass sie mit der nächsten U-Bahn kommen soll" krächzte eine etwas ältere Frau.

Was zum Teufel ist eine U-Bahn?

Ich versuchte noch näher ranzukommen, um sie besser verstehen zu können. Doch als ich einen weiteren Schritt machte, gab der Pfahl an den ich mich anlehnte nach und ich stürzte nach vorne, während das Zelt auf einer Seite zusammen brach.

Die Frauen schrien auf und die ältere rief: " Ein Straßenhüter! Lauf Ro!" Die jüngere lief in einem sehr schnellen Tempo los. Ich folgte ihr und hatte Mühe, mit ihr mitzuhalten. Ich verfolgte sie mehrere Straßen Richtung Norden. Sie war ziemlich geschickt. Sie schien sich hier auszukennen oder einfach nur gut, im abhauen zu sein.

Langsam holte ich sie ein. Als ich endlich nah genug an ihr dran war, versuchte ich sie mittels ihres Umhangs zu Boden zu reißen. Plötzlich stolperte ich, schaffte es aber, ein Stück ihres Umhangs zu bekommen. Sie jedoch wurde nicht davon beeinflusst und rannte weiter. Ich rappelte mich hoch und folgte ihr, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.


Als sie wenige Minuten später in eine Seitenstraße abbog, folgte ich ihr, jedoch war sie nicht mehr da. Sie war wie vom Erdboden verschluckt worden. Ich schaute mich nochmal um. Es war ein seelenruhiger Ort an dem ich stand.


Ich hatte jeden Moment die Befürchtung, sie könnte aus einem anderen Winkel der Straße kommen und mich angreifen.Die kümmerte mich jedoch wenig, denn ich betrachtete jedoch den Fetzen in meiner Hand genauer. In der ganzen Aufregung hatte ich völlig vergessen, dass ich ihn noch bei mir hatte. Auf der einen Seite war die Hälfte eines Wappens , wie ich vermutete drauf. Auf der Anderen waren, in Gold eingestrickte, Buchstaben zu sehen.


Ro

Province 108 #SparkleAward2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt