Kapitel 2

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Ziellos schlendere ich durch die Stadt. Selbst jetzt bei Nacht war die Stadt nicht dunkel, Straßenlaternen und Lichter das aus den Fenstern fiel, erhellte die Gehsteige und Straßen. Meine Wut war verraucht und machte somit Platz für ein schlechtes Gewissen. Noch nie hatte ich meine Schwestern angeschrien und noch nie war ich so böse gewesen.

Was war, wenn sie mich nun nicht mehr bei sich haben wollten?
Sie waren doch das einzige was ich noch hatte! Sie waren es, die sch damals, nach dem Tod meiner Eltern um mich gekümmert hatten und sich um mich gekümmert hatten, obwohl ich eine Squib war.

Aber ich war so unsagbar wütend gewesen. Teenie hatte ein solches Glück und hätte sogar einen solchen interessanten Mann we Newt Scamander haben können, der gerade einmal 4 Jahre älter als sie war. Statt dessen hatte sie einen Zauberer genommen der wahrscheinlich doppelt so alt wie sie war, wenn man seine grauen Haare bedachte. Ich verstand meine Schwester einfach nicht!

Ich wollte doch nur das Beste für sie!

Aber man müsste Percival Graves zugute halten, dass er äußerst freundlich und zuvorkommend war und Porpentina jeden Wunsch von den Augen abliest.

Ich wünschte ich würde auch einen solchen Mann kennenlernen....

Aufgrund meiner Grübeleien habe ich nicht auf den Weg geachtet und so bin ich im Central Park gelandet. Obwohl Sommer war hätten die warmen Temperaturen noch nicht ganz eingesetzt und auch die schwülen Sommernachttemperaturen vermisse ich schrecklich, als ich mir meinen Frühlingsmantel enger um den Körper wickle und mit dem dazugehörigen Gürtel festbinde. Seufzend lasse ich mich auf eine Bank in der Nähe fallen und schaue auf den vor mir liegenden See. Dort hatten Mister Scamander und Mister Kowalski eines der magischen Tiere gefangen, das damals aus dem Koffer des Briten entflohen war. Wie sehr bereue ich es damals nicht dabei gewesen zu sein. Was das für ein Abenteuer gewesen wäre, was für eine Freude! Endlich hätte ich einmal etwas erlebt und wäre Teil des ganzen gewesen und nicht nur ein unnötiges Anhängsel, das ich zweifelsohne für meine beiden Schwestern war. Zwar nicht immer, aber häufig, das spüre ich immer wieder. Gerade dann, wenn sie sich mit "ihren Männern" treffen, wie ich es so gerne nannte, kam ich mir fehl am Platz vor.

Traurig hebe ich ein paar Steinchen vom Boden auf und schmeiße das erste in den See.

"Warum war ich damals so doof und habe Queenie und Teenie nicht geschrieben, als Mum und Dad krank geworden sind?" - das nächste Stinchen landet im Wasser.

"Warum bin ich ein Squib?" - ein weiterer Stein landet mit einem Platschen im See.

"Warum haben Queenie und Teenie ein solches Glück während es mir verwehrt bleibt?", wütend schreie ich auf, während ich einen besonders großen Stein ins Wasser schleudere.

Weinend sinke ich auf der Bank zusammen und schluchze auf, während mir Träne um Träne die Wangen hinabfließt. Ich bin so in mein Selbstmitleid versunken, dass ich nichts um mich herum wahrnehme. So höre ich auch nicht die Stimmen, die nach mir rufen und zucke zusammen als mich eine Hand an der Schulter berührt. Zuerst erkenne ich das Gesicht vor meinem nicht, weil die Tränen meine Sicht noch immer verschleiern. Ich blinzle mehrmals, bis ich die feinen Gesichtszüge von Queenie erkenne, die mich erleichtert in den Arm nimmt, als ich ein jämmerliches:"Queenie!", ausstoße. Kaum, dass mein Kopf ihre Schulter berührt, fange ich schon wieder an zu Schluchten:"Es tut m-m-mir soo schluchz soo lei-ei-eid!!" Immer wieder wiederhole ich diesen Satz, während Teenie, die nach dem Ruf Queenies zu uns geeilt war, versucht mich zu beruhigen. Queenie hält mich nur hilflos im Arm und streicht mir wieder und wieder über den Kopf.

Schließlich habe ich mich doch noch beruhigt, nachdem meine Schwestern mir versprochen haben, mich trotz allem noch lieb zu haben. Wir waren zwar alle nur immer 10 Monate voneinander getrennt, aber dennoch kam ich mir vor wie ein kleines unwissendes Kind. Auf dem Weg nach Hause gesellte sich Newt Scamander und Percival Graves zu uns, die sich in einigen Metern Abstand auf eine Bank gesetzt hatten, um uns Zeit für uns zu geben. Als ich einen scheuen Blick aus meinen verquollenen Augen auf den Briten werfe, sehe ich, wie er mich mit grüblerischem Blick anstarrt, seinen Kopf jedoch schnell wegdreht, als er sieht, dass ich ihn ansehe.

Zuhause angekommen verfrachten mich meine Schwestern in mein Bett und Queenie, die gute Seele, bringt mir eine Tasse meines heiß geliebten Kakaos, den nur sie so hinbekommt, wie Mum ihn immer gemacht hatte. Wehmütig starre ich das schwarz-weiß Foto meiner Eltern an, das auf meinem Nachtschränkchen steht.  Breit lächeln mich die Gesichter an und eine weitere einsame Träne rollt mir die Wange herab. Vor meiner Tür höre ich Teenie und Queenie diskutieren, doch schließlich scheint sich unsere Blondine durchzusetzen und meine Tür öffnet sich einen Spalt breit:" Hey Kleines, zieh dir deinen Morgenmantel drüber und komm ins Wohnzimmer ja? Ich mach dir auch einen neuen Kakao." Dann schnappt sie sich meine leere Tasse und verschwindet wieder. Missmutig schwinge ich meine Beine aus dem warmen Bett, streife mir meinen dunkelgrünen Morgenmantel über und schlurfe barfuß in unseren Salon. Teenie sitzt wieder neben Mister Graves auf der Couch und lächelt mich sanft an, als ich mich auf den Sessel ihr gegenüber setzte. Sofort ziehe ich meine Füße auf das Sitzpolster und verstecke sie unter meinem Morgenmantel.

Und dann geschehen mehrere Dinge gleichzeitig. Zum einen kommt Queenie mit meinem Kakao aus der Küche. Im gleichen Moment öffnet sich der Deckel des Koffers, der bis jetzt unbeachtet auf dem Boden lag, und Mister Scamander kommt in genau dem Moment herausgeklettert, als Teenie von ihrem Freund einen Kuss auf die Schläfe gedrückt bekommt. 

Für einen Moment kommt es mir so vor, als würde die Zeit still stehen, während der Magizoologe die beiden anstarrt. Im ersten Moment denke ich, dass er sich gleich wieder zurück in seinen Koffer verzieht, doch anscheinend habe ich mich getäuscht, denn ein schmales, kaum zu sehendes Lächeln erscheint auf seinen Lippen. Fasziniert beobachte ich die leichte Regung auf seinem Gesicht. Das Heben seiner Mundwinkel ist nur minimal, dennoch erscheinen kleine Grübchen auf seinen Wangen. Verwirrt schaue ich von ihm zum Sofa. War etwas geschehen während ich durch die Stadt geirrt war?

Ein Obscurus unter ZauberernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt