Die Zeit, die ich in der englischen Zaubererschule verbrachte, war nicht anders zu beschreiben als mit dem Wort "magisch". Ich bewohnte ein kleines Zimmerchen in der Wohnung von Professor Dumbledore, dem Professor, der sich um mich und mein, nennen wir es "Problemchen" kümmerte. In den drei Wochen die ich nun schon hier war stellte ich immer mehr fest, wie freundlich, gütig, klug und vorausschauend der Verwandlungslehrer war.
In der ersten Woche ließ er mich größtenteils allein und ließ mir Zeit mich einzuleben und das Schloss zu erkunden. Newt besuchte mich ab und zu, ging aber ansonsten seiner Arbeit nach und inzwischen sah ich ihn fast gar nicht mehr. Anfangsschrieb ich ihm noch Briefe, in denen ich ihm erzählte was ich in den letzten Tagen gemacht und erlebt hatte, doch nach dem ich immer nur nichtssagende Antworten wie ein "Glückwunsch zu den Erfolgen, es ist schön das du dich wohl fühlst. Newt" zurück kamen, stellte ich auch das sehr bald ein. Hin und wieder erreichte mich ein längerer Brief meiner Schwestern, in dem sie mir erzählten was in New York passierte und was sie selbst erlebt hatten. Ausführlich schrieb ich ihnen jedes Mal zurück, mit dem Versprechen so bald wie möglich wieder nach New York zu kommen. Doch dieses Versprechen wurde von ihnen immer wieder abgelehnt, mit der Begründung ich solle erst kommen, wenn ich absolut keine Gefahr mehr war.
In der zweiten Woche versuchte Albus, wie ich den Professor nennen sollte, herauszufinden, wann der Obscurus herauskam und wieso ich keine magischen Anzeichen gezeigt hatte, wenn mir doch eine solche Kraft inne wohnte. Es ging nur schleppend voran. Die extreme Magie die in dem Schloss herrschte verleitete mich leicht mich dem Drang in mir nachzugeben, doch auch Trauer und andere starke Gefühle brachten meinen inneren Dämonen nach außen, weswegen der Professor schließlich aufgab und nun seit drei Tagen versucht mir beizubringen wie ich die Macht in mir kontrollieren kann.
In den nächsten Tagen will er mit mir in einen Zauberstabladen fahren, in der Hoffnung, dass sich die Magie so besser bündeln lässt und durch die Anwendung von Zaubern nicht einfach aus mir herausbricht. Es war ein verzweifelter Versuch mir zu helfen, dass wussten wir beide. Nie hatte ein Mensch, der einen Obscurus beherbergte, dies überlebt, warum sollte gerade ich diejenige sein, die es tat? Doch das war noch nicht mal das schlimmste, denn ich merkte, dass mir die Zeit davon rannte. Immer öfter brach der Obscurus aus mir heraus, selbst wenn ich gar nichts tat. Doch meinen Schwestern schrieb ich weiterhin, dass es mir gut ging und wir bestimmt bald einen Weg finden würden.
Immer öfter suchte ich die Nähe der Natur, besonders die des Dunklen Waldes, auf. Im Schatten der Bäume und von nichts als den Geräuschen des Waldes umgeben fiel es mir wesentlich leichter ich zu sein. Dies merkte auch der Professor, weswegen wir immer öfter am Waldrand den Unterricht fortsetzten. Doch auch das half mir sehr bald nichts mehr und ich wurde immer ungeduldiger.
Inzwischen war ich schon zwei Monate in diesem verregneten Land, doch nichts regte sich. Das einzige was sich verschlimmerte waren die Ausbrüche. Die Magie des Schlosses sperrte den Obscurus dann meistens in meinem Zimmer ein und verhinderte somit größeren Schaden, doch mir selber brachte es nichts, da ich mehr und mehr das Gefühl hatte mich selbst zu verlieren. Nicht nur meinen Verstand und die Kontrolle über mein Leben, sondern auch meine Identität. Mehr und mehr fing ich an daran zu zweifeln was richtig und was falsch war. Die Aufregung führte jedoch nur zu noch mehr Ausbrüchen, weswegen ich mich immer mehr isolierte.
Immer öfter blieb ich auch über Nacht im Wald und wagte mich immer weiter vor. Die Wesen die zwischen den Bäumen lebten ließen mich in Ruhe oder machten einen großen Bogen um mich. Die Ruhe half mir.
Je länger ich im Wald blieb, desto besser wurde es.
Je länger ich im Wald blieb, desto weniger Ausbrüche hatte ich.
Und schließlich, nachdem nach weiteren zwei Monaten, noch immer keine Fortschritte gemacht wurden und es auch nicht so schien, als würden wir irgendwas finden, reifte ein Entschluss in mir heran. Ich würde diese Schule und auch England verlassen. Nach Amerika würde ich aber auch nicht zurückkehren. Meine Schwestern schrieben mir zwar immer noch, aber es kam mir immer abweisender vor. Auf sie brauchte ich also keine Rücksicht zu nehmen, sie waren also auch kein Hindernis.
Ein weiterer Monat ging ins Land, während ich mich mehr und mehr auf meine Reise vorbereitete. Ich verbrachte viel Zeit im Wald, immer auf der Suche nach Zaubertrankzutaten, die ich dann an eine Apotheke verkaufte. Von dem Geld kaufte ich mir nicht nur eine Tasche mit unausführbarem Ausdehnungszauber, sondern auch neue Kleidung für warmes und kaltes Wetter. Mehr und mehr nahm meine Idee Gestalt an und an einem kalten Sonntag im Winter, als sich alle anderen in der Großen Halle befanden, machte ich mich, in einen dicken Mantel gehüllt, auf den Weg.
Ich wusste nicht wie, aber irgendwie schaffte ich es nach London. Doch wie es von dort weitergehen sollte wusste ich nicht. Zudem setzte mir die Großstadt mit ihrem Lärm und der Hektik zu und ich schaffte es manchmal nur noch gerade so einen Ausbruch zu verhindern. Doch wie sollte ich die Galeonen gegen Mugglegeld eintauschen, wenn ich zu keiner Zaubererbank kam?
Da ich nirgendwo bezahlen konnte nahm mich natürlich auch niemand bei sich auf, weswegen ich bereits seit Tagen durch die Stadt stromerte. Weiter außerhalb hatte ich eine leerstehende Hütte in der Nähe eines kleinen Flusses gefunden, in der ich die Nacht verbrachte. Morgens und abends wasche ich mich immer in dem eiskalten Wasser, doch das war auch keine Lösung. Aber heute hatte ich ein gutes Gefühl.
Gerade spaziere ich durch die Charing Cross Road, als ich an einem komisch angezogenen Paar begegne. Beide tragen lange Umhänge und komische Spitzhüte auf dem Kopf. Misstrauisch folge ich dem Paar, welches in einem Pub verschwindet. In der Absicht unauffällig zu sein folge ich ihnen und tue so als wüsste ich genau was ich zu tun habe. Zu meinem Glück gehen die beiden direkt durch den Schankraum ohne irgendwo stehen zu bleiben und verschwinden durch die hintere Tür in den Hinterhof. Dort zückt der Mann einen Zauberstab und klopft gegen die Mauer, die sich öffnet.
Kurz bevor sie sich schließt schlüpfe ich hindurch und blicke auf die wohl fantastischste Straße, die ich jemals gesehen habe.

DU LIEST GERADE
Ein Obscurus unter Zauberern
FanfictionAls Newt sich in Amerika befindet, begegnet er der amerikanischen Hexe Porpentina Goldstein, genannt Tina...// Soweit kennen wir alle die Geschichte, doch wie würde sich die Geschichte verändern wenn Tina und Queenie eine jüngere Schwester hätten, d...