Kapitel 1

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Unruhig stehe ich an den Docks. Teenie hatte mich gebeten dort auf die Ankunft eines Schiffes aus England zu warten, an dessen Bord sich Mr. Scamander befinden sollte. Er wurde vom Ministerium wegen eines Falles herbeordert, konnte aber nicht von meiner älteren Schwester abgeholt werden, weil diese zum einen in der Arbeit und zum anderen mit ihrem Freund beschäftigt war.

In einen Mantel gehüllt, der mir bis zu den Waden reicht, meine Haare, die ich entgegen der Mode lang trage, wallen unter einem Hut hervor und um meinen Hals einen Schal gewickelt, warte ich auf den englischen Zauberer. Nach einer halben Stunde erkenne ich ein Schiff und nach einigen weiteren Minuten des Wartens legt es tatsächlich an dem Dock an, an dem ich warte. In den ersten paar Minuten strömen die Menschen geradezu von dem Schiff herunter, doch ich sehe niemanden, der Teenies Beschreibung nach Newt Scamander sein könnte. Und dann nach weiteren Minuten des Wartens, sehe ich einen rot-braunen Wuschelkopf die Blanke herunter schreiten. In der rechten Hand hält er einen alten, hellbraunen Koffer, die linke ist in der Tasche seines blauen Mantels vergraben. Kaum das er auf dem Dock steht schaut er sich suchend um und Enttäuschung zeigt sich auf seinem Gesicht, als er meine Schwester nicht sehen kann. Vorsichtig laufe ich in seine Richtung und frage ihn. Leise:"Mr Scamander?" Überrascht nickt der britische Zauberer und sieht sich unsicher um. "Ich muss mich entschuldigen, dass Teenie sie nicht abholen konnte, sie hat in der Arbeit wahnsinnig viel zu tun und mich daher gebeten sie in Empfang und dann direkt zum MACUSA mitzunehmen", erkläre ich ihm auf seine unausgesprochene Frage. Bedrückt nickt der Magizoologe. Mit einem kurzen Blick auf meine Uhr stelle ich entsetzt fest, dass wir schon viel zu spät sind. Am Vormittag waren die Straßen entsetzlich voll und da ich als Squib nicht apparieren kann, würden wir wohl oder übel die Untergrundbahn nehmen müssen. "Nun kommen sie aber Mister Scamander, wir müssen uns beeilen, wenn wir die nächste Bahn zum MACUSA noch erwischen wollen um pünktlich zu kommen", gehetzt ziehe ich den Mann hinter mir her, der verwirrt stehen bleibt und mich irritiert anschaut:" Warum apparieren wir denn nicht einfach, wenn wir so spät sind?" Unsicher druckse ich herum:" Nun ja, sie können das natürlich tun, ich bin dafür jedoch nicht, ähm sagen wir - geeignet." Entsetzt sieht mich der jüngere Scamander Bruder an:"Sie sind eine Squib??" Stumm schaue ich ihn an, dann nicke ich und drehe mich mit Tränen in den Augen weg. "Entschuldigen sie, ich wollte sie nicht -", fängt Mister Scamander an, doch ich reagiere nicht darauf, sondern ziehe ihn nur in eine dunkle, kleine Gasse und sehe ihm tief in die Augen:"Mister Scamander, soweit mir Queeni erzählt hat, waren sie bereits einmal im MACUSA, währen sie also so freundlich uns beide dorthin zu bringen? Sonst kommen wir wirklich zu spät." Noch immer ein wenig verunsichert und von sich selbst entsetzt, nickt der angesprochene mechanisch, nimmt meine Hand in seine und appariert im selben Moment.

IN der Eingangshalle des amerikanischen Ministeriums tauchen wir einige Sekunden später wieder auf. Während Newt meine Hand mit einem roten Schimmer auf dem Gesicht schnell wieder los lässt, macht sich in meinem Magen ein unangenehmes Gefühl breit, das ich jedoch schnell als Nachwirkung des Apparierens abtue und den Briten durch das Ministerium zu den Büros der Auroren bringe. An Teenies Büro bleibe ich stehen und klopfe an. Ein kurzes Rumoren ist zu hören, dann ertönt die Stimme meiner Schwester von drinnen breit grinsend öffne ich die Tür. Mir einen Kommentar verkneifend beobachte ich die Braunhaarige dabei, wie sie ihre Haare wieder in Ordnung bringt und einen fahrigen Blick in Richtung Mister Grave wirft. Ein leises Glucksen entweicht mir, wofür ich von meiner Schwester mit einem bösen Blick bestraft werde, der mit einem leisen Lachen seitens ihres Gefährtens kommentiert wird. Ein unsicheres Räuspern hinter mir erinnert mich daran, dass ich noch mehr im Türrahmen stehe und meiner Begleitung somit den Eintritt erschwere. Schnell trete ich einen Schritt nach vorne und lasse Mister Scamander eintreten, auf dessen Gesicht sich ein Strahlen breit macht, als er meine Schwester sieht. Missmutig sehe ich von dieser zu ihrem britischen Verehrer und wieder zurück, dann schnaufe ich noch einmal abwertend und drehe mich zur Tür. "Da ich meinen Botengang erledigt habe, werde ich nun gehen. Wenn du mich nochmal brauchen solltest, ich bin in der Bibliothek Teenie. Guten Tag", dann schreite ich durch die Tür, die mit einem lauten Rumms ins Schloss fällt.  Ohne zu wissen was mir auf einmal eine solche schlechte Laune bereitet, gehe ich den Gang nach links zurück in die Eingangshalle und die Treppen nach unten in den Keller.

Eine halbe Stunde später ist die schlechte Laune verfolgen und ich tänzle zwischen den Regalen herum, während ich die zurückgegebenen und herumliegenden Bücher die nicht mehr gebraucht werden, aufräume. Obwohl ich ein Squib bin, darf ich drei Tage die Woche in der Bibliothek der MACUSA arbeiten, da es keinen Zauberer gab, der diesen Job übernehmen wollte. Zwei Tage die Woche arbeite ich einer No-Maj Bibliothek und halte dort die Ohren offen. Doch die Arbeit in der magischen Bibliothek gefällt mir bei weitem besser. Denn auch wenn ich keine Magie wirken kann, lieben tue ich sie dennoch, genauso wie ich Bücher liebe. Zufrieden mache ich eine kleine Pause und schaue auf den kleiner gewordenen Bücherstapel. Es müssen noch 15 Bücher zurück an ihren Platz gebracht werden und eines in das Abholfach gelegt werden. Das Abholfach war eine Erfindung meinerseits, die unterschiedlichen Abteilungen konnten mir eine kurze Memo schicken welches Buch sie bräuchten und müssen es dann nur noch abholen, da ich es in der Zeit, in der sie zu mir kommen, suchen und eintragen kann. Dadurch gehen unnötige Zeitverschwendungen verloren und ich muss mir nicht das Rumgemoser anhören, weil ich angeblich zu langsam arbeiten würde.

Um 18.00 Uhr hört für mich der Arbeitstag auf und entspannt laufe ich den Weg nach Hause. Als ich durch die Tür trete halte ich überrascht inne. Queenies Lachen klingt durch das kleine Apartment. Ich weis nicht wann ich sie das letzte mal habe lachen hören und so trete ich leise in die Küche, wo sie am Tisch sitzt und mit dem Mann, der ihr gegenüber sitzt, ein Gespräch führt. Als ich genauer hinsehe erkenne ich den No-Maj Mister Kowalski. Gerade als ich mich bemerkbar machen will, dreht sich meine Schwester um und lächelt mich breit an:" Essen steht auf dem Herd, wenn du was willst", dann wendet sie sich auch schon wieder dem Mann zu. Missmutig fülle ich mir einen Teller mit der Lasagne und schlurfe dann in mein Zimmer. Dort vergrabe ich mich mit einem Buch und dem Teller auf den Sessel vor dem Fenster. Während ich esse lese ich Seite um Seite und merke gar nicht wie die Zeit vergeht. Somit erschrecke ich auch wahnsinnig, als ich Teenies Lachen vor meinem Zimmer höre. In der Hoffnung nun ein normales Gespräch führen zu können, gehe ich mit dem leeren Teller in die leere Küche. Dort stelle ich den Teller in die Spüle, die sich gleich daran macht diesen zu säubern. Demnach müsste Queenies Geliebter also gegangen sein und es war kein No-Maj mehr in der Wohnung. Mit leeren Händen gehe ich in den Salon, möchte mich aber am liebsten gleich wieder in mein Zimmer verkriechen, als ich die dortige Szenerie sehe.

Teenie sitzt auf der Couch, links von ihr sitzt Mister Graves. Auf dem Sofa daneben sitzt Newt Scamander, der meine älteste Schwester fassungslos anschaut. Als ich seinem Blick folge sehe ich auf die verflochtenen Hände des Pärchens, das mit dem Rücken zu mir sitzt. Queenie hat das Gesicht verzogen, ob vor Mitleid oder Unglauben über die Dreistigkeit der Braunhaarigen weis ich nicht. 

Ungläubig starre ich den Hinterkopf meiner Schwester an. Sie hatte immer versucht ihre Gefühle nicht zu offensichtlich mit ihrem Freund herumzuturteln, zum einen um Queenie, die in einen No-Maj verliebt war, nicht zu verletzten und zum anderen um auch mich nicht weiter zu verletzten als ich es eh schon immer, aufgrund meiner Magielosigkeit, war. "Das ist jetzt nicht dein Ernst", wütend hallen meine gewisterten Worte durch den Raum, als ich die Tränen in den Augen des Briten sehe. Die vier Magier sehen mich überrascht an. Deutlich kann ich die Verwirrung auf Teenies und Mister Graves Gesicht sehen, Queenie wirft mir nur einen Traurigen Blick zu, da sie genau weis, was für Hasstiraden ich im Geiste meiner ältesten Schwester entgegen schreie, und Mister Scamander, der eigentliche Leidtragende dieser ganzen Pharse schaut mich einfach nur mit großen Augen an. Doch weder er noch meine blonde Schwester interessieren mich, wütend richte ich meine Augen auf die dritte Goldstein:" Vor einem halben Jahr, als Mister Scamander wieder zurück nach England ging warst du am Boden zerstört, als du dann nach einer Woche Mister Grave gefunden hast, ging es dir wieder besser. Du warst zwar immer noch ruhiger als sonst, aber du hast dich wenigstens nicht mehr versteckt. Du hast zwar wirklich versucht das wir nichts merken, was neben bei gemerkt bei Queenie sowieso der totale Schwachsinn ist, aber auch wenn ich eine Squib bin, bin ich definitiv nicht so blöd, wie du denkst. Meinst du ich hätte nicht gemerkt, wie du immer öfter immer länger in der Arbeit gewesen wärest? Was glaubst du, warum es keine Überrascung war, als du uns Mister Graves vor einem Monat als deinen Freund vorgestellt hattest? Wie kannst du so herzlos sein und Mister Scamander hierher bestellen, obwohl du genau weist, dass er in dich verliebt ist, und ihm auch noch Hoffnungen machen?? Sieh dir den armen Kerl doch mal an! Du bist eine herzlose Hexe!" Mit einem letzten wütenden Schnaufer drehe ich mich auf der Ferse um, schnappe mir meinen schwarzen Mantel und meinen hellbraunen Hut, ziehe mir meine schwarzen Schuhe an und eile durch die Tür. Keinen Moment länger würde ich es in einer Wohnung mit meiner verlogenen Schwester aushalten. Queenies verletztes "Warte" überhörte ich geflissentlich, auch wenn es mir um meine engelsgleiche Schwester leid tut, von Mister Scamander gar nicht erst zu reden.

Wütend renne ich durch die abendliche Stadt.

Ein Obscurus unter ZauberernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt