Legenden

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Gebannt lauschte ich dem Stammesoberhaupt der Quileute. Auch wenn ich die Legenden schon auswendig kannte, war  es immer wieder aufs neue interessant. Der Stamm der Quileute und mein Stamm der Hoh lagen einige Meilen auseinander und waren trotzdem verwandt. Laut der Legenden können sich Mitglieder aus unseren Stämmen in riesige Wölfe verwandeln. In den Legenden nannte man uns Gestaltenwandler. Ein weiterer Punkt der Legende besagt, dass sich nur männliche Hoh und Quileute verwandeln können und trotzdem glaube ich daran, dass es auch weibliche können. "Das Wolfsgen wird nur dann richtig zur Kenntnis genommen, wenn die kalten Wesen in unserer Nähe sind." ja so sagten es die Legenden, aber was waren die kalten Wesen? Und wie merkte man, dass man das Wolfsgen in sich trug? Das alles waren Fragen die ich hatte, aber meine Mutter rief mir immer wieder ins Gedächtnis, dass es sich nur um Legenden handelte. Dieses Jahr besuchten uns die Quileute und so konnte ich entspannt in meinem Bett schlafen. Wir würden auch eine Familie der Quileute bei uns im Haus schlafen lassen und das hinderte mich daran in ruhe schlafen zu gehen. "Bella, Schatz. Kommst du?" ich nickte und sprang regelrecht von meinem Baumstamm. Ich verabschiedete mich noch von Sue und unserem Stammesältesten Will, bevor ich meinen Eltern folgte. In unserem Haus brannte schon Licht. Dad stand mit einem anderen Mann in der Küche. "Mein Frau Ella und meine Tochter Bella. Das ist Marcus." meine Eltern unterhielten sich noch mit Marcus und seiner Frau Mary. Ich ging währenddessen schon in mein Zimmer. Ich hatte mein Zimmer noch nicht richtig betreten, da riß ich schockiert meine Augen auf und stieß eine  spitzen Schrei aus. Der mir unbekannte Junge hielt mir den Mund zu und zog mich in mein Zimmer. "Nicht schreien." ich nickte stockend und langsam nahm er seine Hand weg. Wir hatten die gleiche Körpertemperatur. Sie war etwas wärmer als bei anderen Menschen, aber nicht zu stark. "W-was m-machst du ... in meinem Z-zimmer?" meine Stimme zitterte leicht und mein Atem ging noch immer ziemlich schnell. "Ich bin Collin und dein Dad sagte mir ich solle in dieses Zimmer." Collin sah mich leicht verunsichert an, was ich auch verstehen konnte. Ich nickte nur und setzte mich auf mein Bett. Collin stand hilflos in meinem Zimmer und schien immer nervöser. Ich schmunzelte über seine Unsicherheit in meiner Gegenwart. "Du kannst auf dem Sofa schlafen." er nickte und ging zu dem Sofa in der Ecke neben dem Fenster. Es herrschte eine Weile Stille, bis er diese mit seiner tiefen Stimme unterbrach. "Die Legenden lassen mich immer eine Gänsehaut bekommen. Manchmal hoffe ich, dass diese Legenden wahr sind." erstaunt sah ich ihn an. Wir hatten die gleichen Gedanken. "So geht es mir auch öfters. Ich bewundere deinen Stamm." Collin sah mich verwundert an. "Ihr habt eure eigene Schule, euren eigenen Strand und seit auch so selbstständig und nicht an Forks gebunden.", "Ihr seid dafür der modernere Stamm und schafft es trotzdem die alten Legenden beizubehalten und alles so zu übermitteln, wie seit Jahren ist. Bei uns haben die Leute Angst, dass es verloren geht." Collin hatte wahrscheinlich recht. Wir beide unterhielten uns noch eine Weile, bis wir schließlich doch unsere Augen und Münder schlossen.
*****
Als ich am Morgen vom Geruch frischer Waffeln geweckt wurde, saß Collin bereits fertig auf dem Sofa. Ich lächelte ihn verschlafen an und schaute auf meinen Nachttisch. Es ist seit wenigen Monat zur Angewohnheit geworden. "Darf ich fragen, wer das ist?" Collin saß schon längst nicht mehr auf dem Sofa, sondern neben mir auf dem Bett. "Mein Bruder Dave. Vor wenigen Monaten hat er uns verlassen." Collin legte mir seine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. Ich lächelte ihn tapfer an. Es war schön jemanden zu haben, der einfach nur da war und nicht weiter nachfragte. Mum zerstörte diesen kleinen, aber trotzdem schönen Moment. Aus unerfindlichen Gründen, stieg mir leichte Röte ins Gesicht. Ohne Worte verließ Mum mein Zimmer. Collin bat mich, ihm noch etwas von unserem Reservat zu zeigen, was ich gerne tat. Während ich im ein paar besondere Ort zeigte, sprach ich mit stolzer Stimme. Am Ende führte ich ihn zu dem Grab von Dave. Wir sagten nichts, sondern schauten einfach nur auf die Blumen. Die Sonne hatte es mit viel Mühe geschafft, sich hinter den Wolken durch zu kämpfen und schien nun auf uns und das Grab herab. Sonne war hier selten und jedes mal, zauberte sie mir ein Lächeln auf mein Gesicht. "Du strahlst wie die Sonne, nur noch heller." hatte mein Bruder immer zu mir gesagt. Jedes mal war es ein wunderschönes Gefühl. Diese Momente waren unbezahlbar, denn dann, war ich am meisten mit ihm verbunden. Die Sonne Verband uns schon immer und ich bin froh, dass auch heute die Sonne schien und Collin durfte daran teil haben.
"Du strahlst wie die Sonne, nur noch heller." nuschelte ich und schloss meine Augen.
 

Wenn die Sonne dich küsst *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt