Brady

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Gewidmet: trapqueen_16

Die Tage die Collin mit seiner Familie bei uns waren, vergingen wie im Fluge. Collin und ich lernten uns besser kennen und wir versprachen uns gegenseitig, dass wir uns bald wieder besuchten.

Es war Montag und das bedeutete Schule. Wir hatten keine eigene Schule im Reservat, weshalb ich auf die staatliche Schule musste. Meine Mum war Lehrerin an meiner Schule und ich hatte es nicht ganz einfach. "Isabella White!" schrie meine Mum von unten. Ich war mal wieder spät dran und ich wurde schon das dritte Mal gerufen. Ohne Essen verließ ich mit Mum unser Haus und durfte mir gleich eine Predigt anhören. "So geht das echt nicht. Wir können nicht jeden zweiten Tag zu spät kommen. Wenn du morgen wieder nicht aus dem Knick kommst, fährst du mit dem Bus." ich nickte stumm und strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
Ich rannte durch die leeren Gänge der Schule und klopfte an die Tür. Mein Biologie Lehrer sah mich warnend an und verwies mich auf meinen Platz. Ich stutzte, als ich sah, dass ich meinen Tisch nicht mehr für mich alleine hatte. "Ms. White, wenn sie morgen wieder zu spät kommen, können sie sich auf eine Strafarbeit bereit machen." das ist schon die zweite Predigt an diesem Tag und dann sitzt da auch noch ein fremder Junge an meinem Tisch. Geräuschlos setzte ich mich und versuchte den Jungen zu ignorieren. Nach wenigen Sekunden gab ich es auf. "Wer bist du?" fragte ich flüsternd. "Brady" also gesprächig war er nicht. Er schien nicht gerne zu reden und plötzlich staute sich Wut in mir auf. Warum saß er eigentlich nicht neben Leon? Warum musste er sich hier hin setzen und warum tat er auf abweisend? Die Wut breitete sich immer mehr in mir aus und meine Hände wurden schwitzig. Ich hatte so viel Wut in mir, dass ich anfing zu zittern. Mir war auch unendlich warm. Ruckartig stand ich auf. "Ms. White? Was soll das?" mein Biologie Lehrer war entsetzt. "I-ich... mir war warm." ich versuchte meine Stimme etwas zu regulieren. Mein Lehrer nickte und ließ mich das Fenster öffnen. Der kühle Wind ließ mein Gemüt etwas herunter fahren und ich drehte meinen Bleistift zwischen meinen Fingern. Mein Atem ging noch immer unendlich schnell. Meinen Blick hatte ich nach draußen gerichtet. Dieser dumme Brady. Der macht mich so wütend! Der Bleistift überlebte es keine 10 Sekunden länger zwischen meinen Fingern, bevor ich ihn kurzer Hand in der Mitte zerbrach. Geschockt sah ich auf meinen Bleistift und dann sah ich auf meine Hände. Wo kommt den bitte diese Kraft her? Es musste an meiner Wut liegen... Ich hob zitternd meinen Arm. "Ms. White?" nahm mich der Lehrer dran. Ich wollte etwas sagen, aber meine Kehle war staubtrocken. "Geht es Ihnen gut? Begleitet Sie bitte jemand ins Krankenzimmer?" ich hatte gar nicht mitbekommen, wie Amanda neben mir stand und meine Sachen zusammenpackte. Erst vor der Tür, nahm ich mein Umfeld einigermaßen wahr. Die Gänge waren leer, woraus ich schloss, dass noch Unterricht war. Ich wusste gar nicht wo vorne und hinten war. Erst als wir an der Tür mit dem roten Kreuz ankamen, wusste ich, dass wir am Krankenzimmer waren. "Kommen Sie rein meine Liebe. Sie sind ganz bleich." Amanda setzte mich auf das Bett und legte meine Sachen ab. "Sie ist ganz heiß, aber ganz blass." schilderte Amanda meine Situation. Die Krankenschwester drückte mir ein Glas Wasser in die Hand und wühlte dann im ihrem Schrank herum.Noch immer wusste ich nicht genau was eigentlich mit mir los war, aber zumindest wusste ich wo ich mich befand. "Ich kann mir, um ehrlich zu sein, auch nicht erklären weshalb sie eine stark erhöhte Körpertemperatur haben, aber sie so blass wie frischer Schnee aussehen." wie kann ich so blass wie Schnee aussehen, wenn ich doch einen wirklich sehr dunklen Hautton habe? "Ich schreibe ihnen eine Entschuldigung für heute, aber bitte gehen sie zum Arzt." ich hatte zwar jedes Wort der Krankenschwester verstanden, aber mir war es schleierhaft, dass mich Amanda nach Hause brachte.

Mein Dad stand auf der Veranda, als wir ankamen und mittlerweile ging es mir auch besser. "Was ist passiert?" fragte Dad sofort, als wir in der Küche saßen. "Ich kann es mir auch nicht ganz erklären, aber mir wurde unglaublich heiß und im nächsten Moment habe ich dann auch schon meinen Bleistift zerbrochen. Dad ich habe Angst. Wo kommt diese Kraft her? Und warum wird mir aus unerfindlichn Gründen extrem heiß?" Dad sah nachdenklich in die Ferne. Wie mechanisch griff er nach seinem Handy und rief unseren Stammesältesten und unseren Arzt aus dem Reservat an. Mum hatte kurzer Hand ihren restlichen Unterricht abgebrochen und kam ebenfalls nach Hause. Amanda hatte Dad nach Hause geschickt. "Hallo Isabella. Wie geht es dir?" ich schluckte, weil ich Angst hatte das meine Stimme versagen könnte. "B-besser als in der Schule." Will nickte und der Arzt Emin kam auf mich zu. Er fasste mir an die Stirn und notierte sich etwas in seinem Buch. Meine Mum saß direkt neben mir und Dad beobachtete jede Handlung von Emin. "Und?" fragte Mum nach. "Es scheint alles in Ordnung zu sein. Ich denke es handelt sich um einen leichten Schwächeanfall." Erleichtert atmete Mum aus. Dad brachte Will und Emin noch zur Tür. "Gut das es nur ein Schwächeanfall war und nichts schlimmeres." Ich beschloss kurzer Hand schon eher ins Bett zu gehen, um morgen nicht nochmal einen Schwächeanfall zu haben.

Am nächsten Tag in der Schule fand ich meinen Platz leer vor. Mum war zu Hause geblieben, denn schon seit einer Woche ging es ihr nicht gut und letzte Nacht wurde sie dann regelrecht überrollt und verbrachte die Nacht auf dem Klo. Amanda und ein paar andere erkundigten sich nach meinem Zustand. Ich stattdessen fragte mich immer zu wo Brady nur war. Er tauchte auch nicht nach der ersten Stunde auf, denn ich dachte er hatte vielleicht verschlafen, aber vielleicht hat ihn auch einfach die Grippe überrollt. "Ein Glück bist du nicht krank geworden." brabbelte Amanda auf mich ein. Ich nickte abwesen. "Sag mal Amanda. Hat sich dieser Brady eigentlich vorgestellt?" Amanda nickte schnell un schien noch mal an seine Worte zurück zu denken. "Wenn ich mich recht erinnere, heißt er Brady Campbell und ist mit seiner Familie hergezogen. Vorher wohnten sie in Toronto. Er ist 17 Jahre alt und naja... er sieht echt heiß aus." ich nickte. Das er heiß war stellte ich für mich in Frage. Für meinen Geschmack war er viel zu blass und er hatte einen komischen Geruch. Er hatte auf jeden Fall ein Deo benutzt und das roch alles andere als gut. Eins stand fest, dieser Brady war der komischste Typ, der mir je über den Weg gelaufen ist.

Wenn die Sonne dich küsst *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt