Herzschlag

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Brady stellte das Auto am Waldrand ab und gemeinsam stiegen wir aus. Ich hatte schon längst keine Ahnung mehr, wo wir waren, aber solange Brady bei  mir war, würde ich auch heil nach Hause kommen. Wobei ich wahrscheinlich stärker als jeder Muskelproz und Anaboliker war. Ich musste leicht über meine verrückte Fantasievorstellung lächeln. Ich und ein Anaboliker im Kampf. Brady beobachtete mich von der Seite, aber sprach mich nicht auf mein dummes Grinsen an.

Wir liefen stumm neben einander, aber ich war mir sicher, dass wir beide über das Geschehen nachdachten. Die ganze Situation war komisch und gar nicht nachvollziehbar. Ich mochte Brady wirklich sehr. Wenn er einfach aus meinem Leben verschwinden würde, würde ich mir das nie verzeihen und wahrscheinlich würde ich ihm überall hin folgen. "Es tut mir leid, wegen vorhin." gab ich kleinlaut von mir. "Du musst dich nicht für deinen Dad entschuldigen." flüsterte er. Ich lächelte ihn erleichtert an, aber sein Gesicht zeigte keine Reaktion. Keine Gefühle. "Brady? Ist wirklich alles ok?" er lachte sarkastisch und sah mich undurchdringlich an. "Ja, klar. Es ist alles ok!" seine Stimme bebte und er hatte Mühe leise zu sprechen. "Was ist jetzt los?" fragte ich mit zitternder Stimme. Er lachte auf und lief schneller.

"Verdammt Brady! Rede mit mir!" brüllte ich ihm nach. "Wozu? Wir sollten uns gar nicht treffen!"

"Brady! Was bist du?" meine Stimme zitterte leicht und ich befürchtete mich gleich zu verwandeln. "Du weißt es doch!" spuckte er und seine goldenen Augen sahen mich kalt an. Noch nie hat er mich mit diesem Blick angesehen. Ich wollte auf ihn zu gehen und ruhig mit ihm sprechen, aber Brady knurrte mich an und dann war er verschwunden. Für menschliche Augen wahrscheinlich nicht erkennbar, aber für meine perfekten Augen, konnte ich ihn noch eine ganze Weil ausmachen.

Die Legenden waren also immer wahr gewesen. Die kalten Wesen gab es wirklich. Genau so wie die Werwölfe. Anfangs waren wir noch Kinder des Mondes, aber unsere Gene hatten sich verfeinert und jetzt konnten wir uns immer verwandeln, wann wir es wollten.

Die kalten Wesen waren dafür bekannt, dass sie rote Augen hatten und Menschen Blut tranken, aber Brady hatte schon immer diese goldenen Augen gehabt und deshalb ging ich davon aus, dass er etwas anderes war und kein kaltes Wesen.

Da stand ich also. Alleine im Wald und mit der nackten Wahrheit, das Brady nicht der war für den ich ihn hielt. Aber ich konnte nicht mal annähernd böse sein. Ich war wie gebrochen und doch wollte ich zu ihm. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich sackte ihn mich zusammen. Ich legte meine zitternden Hände um meine Beine und schauckelte mich selber. Die Tränen floßen unhaltsam meine Wangen hinab.

Er konnte mich nicht einfach hier allein lassen und denken, er könnte aus meinem Leben verschwinden. Er hatte sich in mein Leben geschlichen und da könnte er nicht einfach so verschwinden. Ich ballte meine Hand zu Fäusten und im nächsten Moment war ich nicht mehr das kleine zarte Mädchen, sondern der große weiße Wolf. Meine Instinkte sagten mir genau wo ich hin musste. In mir ging alles auf und ab und die Stimmen, die sich in meinem Kopf lautstark unterhielten, machten meine Situation nicht besser. Ich sah nicht viel, aber als ich mein Ziel erreicht hatte, grub ich meine Pfoten in den Schmutz und stoppte meinen Wolfskörper. Ich starrte auf das große Haus vor mir und dann spürte ich die Anwesenheit von Brady und seiner Familie. Ich spürte dieses unsichtbare Band, was mich zu ihm zog.

"Bella"

Mr. Campbell stand mit verschränkten Armen vor seinem Haus und sah mich skeptisch an. Ich war noch immer ein Wolf und so könnten wir uns garantiert nicht verständigen, aber ich wollte mir auch nicht de Blöße vor ihm zu geben. "Das wird nicht nötig sein. Ich kann deine Gedanken lesen und ich weiß, dass du zu meinem Sohn willst, aber er ist in schlechter Verfassung."

Was bedeutet das?

"Er kam hier und die Türen knallten nur so. Seine Gedanken konnte er nicht vor mir verbergen und seine Gefühlschaos, kann ich mir nur zu gut vorstellen."

Vielleicht könnten sie so sprechen das ich sie verstehe.

"Seine Gedanken, zeigten euren Streit, wobei du eher verwirrt schienst"

Das bin ich noch immer. Ich habe keine Ahnung, was er mir sagen wollte. Ich weiß wirklich nicht was ihr seid und ich möchte einfach nur klar sehen.

"Wir sind Vampire, meine Liebe. Wir sind der natürliche Feind deiner Spezies. Aber wir sind anders."

Sagen Sie bloß. Ich habe bereits gemerkt, dass Sie anders sind, aber endlich redet mal jemand Klartext. Hören Sie zu. Mein Dad hat seit heute was gegen Brady und ich weiß nicht warum, aber ich weiß, dass ich auf der Stelle und ohne Umwege zu ihrem Sohn muss!

Mr. Campbell nickte und ging ins Haus. Lässt er mich einfach hier stehen? Ich war mehr als nur verwirrt und noch viel verwirrter, als eine Frau zu mir kam. Sie lächelte mich schüchtern und legte mir etwas vor die Pfoten. Als ich irgendwann verstand, verwandelte ich mich hinter einen Baum und zog die Sachen an. Verdammt! Das waren die absoluten Marken Klamotten. Noch mehr davon und ich werde zur Marken Bitch.
Zögernd ging ich in das Haus und ließ mich von dem unsichtbaren Band zu ihm leiten. Vor einer hellen Eichentür klopfte ich und wartet gefühlte Minuten, dass sie sich endlich öffnete.

"Hey" sagte ich schüchtern. Ich spürte seine Anwesenheit hinter der Tür.

"Ich wusste es wirklich nicht." ich flüsterte nur, weil ich Angst hatte das meine Stimme versagen würde.

Es war still und dann drehte sich der Schlüssel im Schloss und die Tür öffnete sich langsam. Er sah mich einfach nur an. Seine Augen sahen in meine und ich spürte diesen kribbeln im Bauch und wie das Adrenalin in meine Adern schoss. Wir brauchten keine Worte, um zu verstehen, dass wir uns beide nur so nach Berührungen sehnten. Unsere Herzschläge verschmolzen zu einem und alles um uns herum verschwamm. Es gab niemanden, nur noch uns.

Wenn die Sonne dich küsst *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt