Übung, Übung macht den Meister

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"Fühlst du es?" fragte Dad. Ich schüttelte den Kopf und ließ mich frustriert in das Gras sinken. "Ok. Wir müssen das wohl anders angehen.", " Können wir nicht erst mal heraus finden, wie es zu der Verwandlung kam?" fragte ich hoffnungsvoll. Ich war jetzt 1 Woche zu Hause und seit dem hatte ich mich kein einziges Mal mehr verwandelt. "Dad es bringt nichts. Der Grund meiner Verwandlung muss etwas anderes sein und ich möchte beim besten Willen nicht mehr zu Hause sein." flehte ich Dad an. Er nickte nachdenklich. "Ok. Du hattest Fieber und wurdest von Übelkeit geplagt." ich nickte und sprang ihm in die Arme.

Am nächsten Tag stand ich dann mit zitternden Knien vor der Schule und spielte bereits zum 1000 mal die Lüge ab. Lügen war noch nie meine Stärke. Ich atmete tief durch und ging durch die großen Flügeltüren. Ich war heute sehr zeitig dran. Durch die Fenster schien die Sonne. Der Himmel war strahlend blau und das Zimmer wunderschön aufgewärmt. Ich schloss die Augen und genoss die Sonne auf meinem Gesicht.

"Bella!" rief eine mir bekannte Stimme. Amanda schmiss sich um meinen Hals und drückte mich fest an sich. "Endlich bist du wieder da. Wir haben was neues über Brady rausgefunden. Letzte Woche schien zwei mal die Sonne und beide Male war er nicht da. Keine Ahnung warum, aber ich bin ziemlich sicher, dass er heute auch nicht kommen wird." ich nickte nachdenklich. Soll er doch nicht zur Schule kommen. Ich würde auch nicht kommen, aber meine Eltern würden mich in die Schule prügeln.

Brady fehlte auch die ganze restliche Woche und die darauf folgende. Mir sollte es recht sein, ich hasste ihn eh abgrundtief. Ich hatte mich seit meiner Verwandlung nicht nochmal verwandelt, weil der Grund dazu nicht in Reichweite war.

"Streng dich an!" drängte Dad. "Ich kann das nicht. Ich brauche den Grund dafür, sonst geht es nicht." Dad schüttelte den Kopf. "Ich brauche doch auch nicht den Grund meiner ersten Verwandlung." ja das stimmte, aber ich war auch nicht Dad der so talentiert war. Das Talent hatte er mir wohl nicht weiter vererbt. "So klappt das nicht." Dad schloss die Augen und schien zu überlegen. Plötzlich sprang er auf und schlug sich die flache Hand an die Stirn. "Kannst du dich noch genau erinnern? An die aufkommende Hitze und alles was dann passiert ist?" ich nickte zaghaft. Ich vermutete schon was Dad wollte, deshalb schloss ich meine Augen und erinnerte mich an den Moment zurück, als die Hitze in mir aufkam. Wie sie sich langsam von meinen Füßen empor zu meinen letzten Haar kroch und meinen ganzen Körper zum zittern brachte. Wie meine Atmung unregelmäßig wurde und wie ich versuchte dieser Hitze zu entfliehen. Und wie das reißende Geräusch von Sachen ertönte.

"Haha ja!" ich öffnete meine Augen und sah wie Dad herum sprang und sich seine Sachen abstreifte. Ich blickte nach unten und sah da meine schneeweißen Pfoten. Ich hatte es geschafft. Mit der bloßen Erinnerung an meine erste verwandlung. Um mich herum lagen meine zerrissenen Sachen. Wieder das reißende Geräusch und ich blickte zu Dad, der jetzt als grauer Wolf mit schwarzen Akzenten vor mir stand.

Wahnsinn! Ich hätte mir nie erträumen lassen, dass meine Tochter ein Wolf ist!

Dad freute sich wie ein Honigkuchenpferd und auch ich freute mich irgendwie mit.

Das liegt daran, dass wir in einem Rudel sind und wir jegliche Empfinungen der anderen Spüren und natürlich die Gedanken hören.

Ich brummte. Nur zu gut konnte ich mich daran erinnern, wie die ganzen Stimmen in meinem Kopf waren.

Und jetzt verwandel dich zurück.

Nein Dad! Können wir nicht noch etwas durch die Wälder streifen?

Dad nickte und schon rannten wir los. Dad wusste genau, warum ich das machen wollte. Ich hatte Angst mich zurück zu verwandeln.

Nach ein paar Minuten verlangsamten wir unser Tempo. Wir waren schon längst nicht mehr zu zweit. 2Zwei andere aus unserem Rudel hatten uns aufgespürt und nun machten wir zu viert den Wald unsicher. Wir tollten als riesen Wölfe herum und spielte wie kleine Kätzchen, mit ihrem Wollknäuel. Ein Wolf zu sein war richtig schön. Du konntest in wenigen Minuten mehrere Kilometer hinter dir lassen und warst noch nicht mal aus der Puste. Deine Glücksgefühle stiegen und Schmerz und Trauer wurde vermindert. Du konntest dich mit deinen Rudelmitgliedern unterhalten, auch wenn sie noch so weit weg waren. Der Nachteil am Wolf sein, war dann wohl, dass die Förster nach den riesigen Tieren ausschau hielten, die das Wild rissen.

Wir sollten zurück, deine Mutter macht sich bestimmt Sorgen.

Wir brummten und rannten gemeinsam zurück. Dad sollte recht behalten, denn Mum stand bereits auf der Veranda mit dem Telefon bewaffnet und schaute besorgt in den Wald. Sie konnte uns noch nicht sehen, wir sie um so besser. Als wir dann aus dem dichten Wald heraus traten, rannte sie auf uns zu. Sie warf sich um meinen Hals. "Ich dachte schon, dir ist etwas passiert." flüsterte sie in mein Fell. Ich schnaubte und drückte meinen Kopf an ihren Rücken. Nach gefühlten Stunden ließ sie mich los. Dad stand etwas abseits und hatte sich das Schauspiel angesehen, was wir ihm boten.

Ok, Engel. Dann wollen wir mal.

Das zurück verwandeln, stellte sich als deutlich einfacher heraus. Ich dachte nur daran, wie es war ein Mensch zu sein und auf 2 Beinen zu laufen und schon war ich kein Wolf mehr. Mum legte mir eine Decke um und gemeinsam gingen wir in unser Haus. Aber wir waren nicht allein, denn Collin und seine Familie saßen in unserem Wohnzimmer. "Hey" machte ich auf uns aufmerksam. Sie schienen erleichtert, woraus ich schloss, dass Mum sie angerufen hatte. Ich setzte mich gegenüber von Collin hin und betrachtete ihn. Seine Haare waren etwas kürzer und er sah etwas stämmiger aus. Meine Eltern redeten wie ein Wasserfall. "Es ist schön zu hören, dass dir das verwandeln doch so gut gelingt und du doch das Talent deines Vaters hast." bei diesen Worten sah ich auf und lief sofort rot an.

"Collin?"

"Hm?"

"Wollen wir vielleicht nach oben in mein Zimmer gehen?" fragte ich irgendwann, denn unsere Eltern schienen sich noch eine Weil zu unterhalten. Collin nickte verhalten und folgte mir dann nach oben. Ich ließ mich auf das Sofa fallen, auf dem er das letzte Mal geschlafen hatte. Hilflos stand er in der Mitte meines Zimmer. Ich klopfte neben mich und forderte ihn somit auf, zu mir zu kommen. Er schien echt zurückhalten, aber ließ sich neben mich plumpsen. "Echt schön, dass du das so kannst." ich nickte und sah ratlos in die Ferne.

"Was hast du mit deinen Haaren gemacht?" platze es dann doch aus mir heraus. Er schien erschrocken über meine Frage und zögerte kurz. "I-ich habe mich auch verwandelt. Nachdem ich dich gesehen hatte, als Wolf, wollte ich auch einer werden und habe es echt versucht. Am nächsten Tag habe ich mich dann in unserer Küche verwandelt.", "Das ist der wahnsinn! Aber das erklärt nicht deine Haare." Collin nickte und kramte in seinem Kopf.

"Bei uns ist es üblich, die Haare zu schneiden, wenn man ein Wolf ist. Angeblich würden wir über unser Fell stolpern." ich nickte und dann schwiegen wir auch schon wieder. Es war schön einfach schweigend hier zu sitzen.

Alles in allem war der Tag wunderschön. Mein Dad hatte es geschafft mich zum verwandeln zu bringen und ich selber war froh darüber, nicht allein zu sein mit der neuen Erfahrung.

Wenn die Sonne dich küsst *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt