Picknick

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Der Test war nicht allzu schwer, allerdings schweiften Sams Gedanken mehr als einmal ab. Er glaubte immer noch Luzifers Hand auf seiner Schulter zu spüren, wo sie ein bisschen länger als nötig verweilt war, als er Sam viel Glück bei seinem Test gewünscht hatte. Es fiel ihm schwer, sich auf die nächsten Fragen zu konzentrieren, und schließlich war er einer der Letzten, die den fertigen Test abgaben. Sam eilte nach draußen und dorthin zurück, wo er den weißen BMW geparkt hatte. Er sollte sich nicht so sehr drauf freuen, Luzifer wiederzusehen, aber das änderte nichts daran, dass er genau das tat.

Der Autodieb wartete bereits beim Auto auf ihn, ein Korb stand zu seinen Füßen. Sam zog überrascht eine Augenbraue nach oben. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir picknicken gehen würden."

„Gefällt dir die Idee nicht?"

Sam war klar, dass es dafür wahrscheinlich längst zu spät war, aber ein etwas belebterer Ort, würde dafür sorgen, dass er sich bei ihrem ersten ... na ja ... Date deutlich besser fühlte. „Es gibt hier in der Nähe ein nettes Café."

Luzifer runzelte die Stirn. „Hast du plötzlich Angst, mit mir allein zu sein?"

Offensichtlich war Sam einfach zu durchschauen. Er zuckte mit den Schultern.

„Sam, du bist heute Morgen zu mir ins Auto gestiegen."

„Während Dean zugesehen hat und sich höchstwahrscheinlich dein Gesicht und das Nummernschild gemerkt hat."

Als Luzifer eine Augenbraue hochzog, zuckte Sam wieder mit den Schultern. „Ich bin sein kleiner Bruder. Er meint, er müsste mich beschützen."

„Also geht es tatsächlich darum, ob du mir vertrauen kannst?"

„Du hast mich mit einem Messer bedroht!

„Das wirst du mir noch ewig nachtragen, oder?"

„Gestern Nacht! Und du hast mein Auto gestohlen und ich weiß immer noch nicht, was damit passiert ist."

„Ich musste es in einen Fluss steuern."

„Was?"

Luzifer setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. „Es war eine etwas knappe Angelegenheit. Tut mir leid. Es kann auf jeden Fall nicht mit irgendwelchen Verbrechen in Verbindung gebracht werden, das verspreche ich." Er hielt inne und tippte sich mit dem Finger nachdenklich gegen die Unterlippe, verleitete Sam damit dazu, etwas zu lange genau dorthin zu starren. Fast verpasste er den nächsten Satz. „Wahrscheinlich solltest du ihn trotzdem gestohlen melden. Nach dem Essen." Luzifer hob den Korb auf und deutete Richtung Wagen. „Wenn ich bitten darf? Du hast die Schlüssel."

Das hätte Sam fast vergessen. Er fischte die Autoschlüssel aus seiner Tasche, auch wenn er immer noch nicht davon überzeugt war, dass es eine gute Idee war, mit Luzifer picknicken zu gehen. „Als ob du Schlüssel bräuchtest."

Luzifer grinste. „Dieses Baby hier ist brandneu. Da würde ich lieber nicht riskieren den Lack zu beschädigen."

Brandneu? Konnte es sein, dass Luzifer das Auto tatsächlich gekauft hatte? Warum?

Sam drückte den Knopf an dem Schlüssel, und die Verriegelung des Wagens öffnete sich mit einem Piepsen. Luzifer stellte den Korb auf dem Rücksitz ab und drehte sich dann zu Sam um. „Hör zu, ich mag Menschenansammlungen nicht. Ganz in der Nähe gibt's ein nettes, ruhiges Plätzchen, und ich verspreche, ich werde dir nichts tun."

Sam stieß einen langen Atemzug aus, immer noch nicht sicher, ob er sich darauf wirklich einlassen sollte. Er war jetzt zweimal zu Luzifer ins Auto gestiegen, wenn auch das erste Mal nicht aus eigenem freien Willen. Aber es war ihm nichts passiert. Dennoch, diese Sache hier kam ihm noch mehr wie etwas vor, von dem einem Eltern immer sagen, dass man es auf keinen Fall tun sollte – oder in seinem Fall Dean, der ihn mehr oder weniger allein aufgezogen hatte.

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