Ich blinzelte und schaute direkt in Carens Gesicht. Mein Bett war zu warm und weich, um motiviert aufstehen zu können. "Ach Luna, es ist immer dasselbe mit dir!", beschwerte sich meine Schwester. "Ich verkuppel dich gleich mit Joschka, wenn du nicht aufstehst!" Sollte mir doch recht sein, also blieb ich als Antwort liegen und grinste. "Da hat sich wohl jemand verknallt?", stichelte Caren. "Nicht wirklich, aber süß ist er schon.", gab ich zu. "Ich gebe euch bis zum Ende der Sommerferien, dann seid ihr zusammen!", lachte sie.
Wir fuhren noch kurz mit dem Fahrrad zu Wilson. "Hier müsste Joschka auch irgendwo wohnen, dann können wir immer zusammen zu unserem Freund fahren!", freute sich Caren. "Zum letzten Mal, ich bin nicht verknallt!", protestierte ich. Das glaubte ich nicht einmal mir selbst und je mehr ich es leugnete, desto mehr schien es doch die Wahrheit zu sein. Ich wartete draußen, während Caren noch kurz bei Wilson ein paar Sachen abholte. Vielleicht 3 Minuten wartete ich, als ich plötzlich eine Nachricht bekam. Die Nummer war mir unbekannt. "Auf wen wartest du?", schrieb die Person. "Wer bist du und woher weißt du, dass ich gerade warte?", fragte ich. Ich hörte eine Tür, sie war drei Häuser weiter. Meine Augen schienen mir schon Streiche zu spielen, denn ich sah Joschka, wie er auf die Straße trat und mir entgegen kam. "Luna! Was tust du hier?", fragte er verblüfft. "Ich warte auf Caren. Ihr Freund wohnt hier." "Sie ist mit Wilson zusammen?" Nun war er erstaunt. Ich nickte kurz, dann war er bei mir angekommen und umarmte mich. Er war so riesig, dass ich mein Gesicht ungewollt in seiner Schulter vergrub. Joschka grinste mich an. "Möchtest du nicht zu mir rüber kommen? Ich habe Langeweile und meine Eltern sind nicht da.", schlug er vor. "Gern, aber ich muss Caren vorher Bescheid geben, sonst vermisst sie mich noch."
Ich zog meine Schuhe ungeschickt aus und folgte Joschka auf die Wendeltreppe. Sein Zimmer befand sich im obersten Stock und durch die lange Treppe war meine Orientierung fast vollständig erloschen. Es war heute ziemlich kühl und er fragte, ob ich nicht einen Pullover haben wollte. Da konnte ich nun wirklich nicht nein sagen. Er reichte mir einen quietschgrünen Pullover. Jetzt konnte ich es einfach nicht mehr leugnen, dass ich Joschka mehr als süß fand. Wir saßen auf seinem Bett und unterhielten uns über allerhand Dinge. Ich überlegte kurz, wie unheimlich dämlich das alles war, denn ich sah diesen Typen jetzt zum zweiten Mal und saß bereits auf seinem Bett, eingemummelt in einen seiner großen Pullover. "Schon am knutschen?" Caren hatte mir eine Nachricht geschickt. "Nein, aber fast. ", antwortete ich ironisch. Kaum hatte ich mein Handy gezückt, schaute Joschka mich an. In seinen Augen meinte ich etwas Böses erkennen zu können. "Soll ich wieder gehen?", fragte ich vorsichtig. "Ja...", murmelte er leicht traurig. Ich wusste nicht, was ich falsch gemacht hatte, aber ich wusste, dass ich jetzt wirklich gehen sollte. Joschka brachte mich noch herunter und umarmte mich kurz zum Abschied. Mir fiel auf, dass ich immer noch seinen Pullover trug. Das schrieb ich ihm gleich, aber er antwortete, dass ich ihn ruhig erst einmal behalten konnte. Ich ging zu Caren und wir machten uns auf den Weg zu unserem Vater, ich auf meinem Fahrrad und sie auf dem Gepäckträger. Ich erzählte ihr zunächst nichts von Joschkas merkwürdigem Verhalten.

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The Way Of Love
RomanceDie 16-jährige Luna Leyermann wohnt mit ihrer Mutter in der Großstadt. In ihrer Freizeit fahren beide immer in die Heimat, um Lunas Vater und ihre Halbschwester zu besuchen. Luna treibt sich nachts mit ihrer Schwester im Dorf rum und lernt dabei den...