Dizzi~Ramble!

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Bedrückt saß ich auf Felix' Couch und beobachtete ihn dabei, wie er die letzten Einstellungen an der Kamera überprüfte. Wir wollten jetzt »ramble!« drehen, was auch der Grund dafür war, dass ich an einem Donnerstagabend um kurz vor elf noch bei Felix war. Und obwohl wir mit Simon, Ardy und Rewi einen echt coolen Tag hatten, war meine Laune am Tiefpunkt. Der Grund dafür? Das Thema, über das wir ramblen wollten.

Homosexualität.

Beziehungsweise die gleichgeschlechtliche Ehe, die gerade in Teilen Amerikas legalisiert wurde, womit die USA den Deutschen zumindest in einem Punkt vorraus war.

Ich hatte absolut kein Problem mit Homosexuellen. Wäre auch ganz schön heuchlerisch, wenn man bedachte, dass ich selbst dazu gehörte.
Ja, richtig gelesen.
Ich, Alexander Hazy, besser bekannt als Izzi, war schwul.
Woran ich das gemerkt hatte?
Nun, die Antwort auf diese Frage setzte sich gerade neben mich auf die Couch und lächelte mich an.
Felix von der Laden, auch bekannt als Dner. Mein bester Freund. Für den ich weitaus mehr empfand, als Freundschaft.
Und das, war der Grund für meine schlechte Laune. Ich würde mit der Person über etwas reden, was mich selbst betraf, ohne dass sie wusste, dass ich davon betroffen war. Denn ich hatte diese Gedanken ihm gegenüber nie geäußert. Wieso auch? Dass er was von Kati wollte, mit der wir auch auf dem #WestCoastTrip gewesen waren, war offensichtlich. Sogar die Community hatte das gemerkt.
Sowieso war Felix durch und durch heterosexuell. Da brachte es nichts, ihm meine Gefühle unter die Nase zu reiben, das war meinem Kopf klar. Aber mein Herz schrie förmlich danach, ihm endlich die Wahrheit zu sagen. Einfach, weil da noch dieser ganz kleine Funken Hoffnung war, der sich ständig bemerkbar machte, wenn Felix mich anlächelte oder auf humorvolle Art auf Dizzi anspielte.

Dizzi.

Auch so ein Wort, wo meine Laune in den Keller sank. Es bezeichnete ihn und mich. Nicht als Freunde. Als Paar. So, wie ich es mir immer wünschte. So, wie es nie sein würde.

"Können wir loslegen?", riss Dners Stimme mich aus meinen Gedanken. Ich zwang mich zu einem Nicken und richtete meinen Blick in die Kamera.
"Also wenn du mit dieser Miene aufnehmen willst, verschreckst du die Zuschauer nur", lachte Felix und ich grummelte nur etwas Unverständliches, bevor ich mir ein falsches Lächeln abrang. Und als Felix die Aufnahme startete, bemühte ich mich um eine betont fröhliche Anmoderation. Aber nichts davon war echt. Nur meine Gefühle für Felix. Aber ausgerechnet die durfte ich nicht zeigen.

"Heute wollten wir uns mal mit 'nem ganz aktuellen Thema beschäftigen. Der gleichgeschlechtlichen Ehe. Ich glaub' jeder von euch hat mitgekriegt, dass Teile der USA diese »legalisiert« hat. Im Gegensatz zu uns Deutschen", begann Felix das Thema und betonte das Wort »legalisiert« fast verächtlich.
"Also Izzi, was hältst du von dieser »Legalisierung«?" Wieder diese verächtliche Betonung. Was ich davon hielt war klar. Und ich wusste auch, was Felix davon hielt.

Da. Da war er wieder dieser kleine, lächerliche und fatale Funken Hoffnung. Mein Verstand sagte mir, dass es doch was vollkommen normales war, dass man auch andere Sexualitäten akzeptierte, eventuell sogar unterstützte. Aber mein Herz ließ mich da wieder viel zu viel hinein interpretieren. Sätze wie »Natürlich findet er das gut, er ist ja selbst davon betroffen« oder »Sowas nicht zu unterstützen wäre für 'nen Homosexuellen aber echt untypisch« spukten in meinem Kopf herum.
Ich musste schlucken und Felix fragender Blick suchte meine Augen, als keine Antwort kam. Kurz blitze sowas wie - War das Angst? Nein, nein, das bildete ich mir ein - in seinen Augen auf. Ich starrte also diese Augen an, in die ich mich schon vor Monaten verliebt hatte und kämpfte mit meinem Herzen, dass verlangte, ihm die Wahrheit zu sagen. »Du bist es ihm schuldig«, »Er wird das verstehen« und Ähnliches spukte in meinem Kopf herum. Am schlimmsten waren aber Sätze wie »Vielleicht liebt er dich auch«. Diese verursachten immer mehr Risse in meinem sowieso schon angeschlagenem Herzen, sobald sich mein Verstand wieder einschaltete und mir klar machte, dass das Schwachsinn war.
Als sich auch noch Felix warme Hand beruhigend auf meine Schulter legte und sein Blick besorgt wurde, konnte ich nicht mehr. Ich riss mich von seinen Augen los und sprang auf.

Youtuber OS // BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt