Dizzi~Nach dem Leid

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Dner's Sicht:

Als ich die Wohnungstür unserer WG aufschloss und bemerke, dass niemand zu Hause war, schmiss ich mich auf die Couch und wollte nach der Schale mit den Erdnüssen greifen, die aber nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz stand. Nach ein paar Sekunden raffte ich mich endlich auf und ging in mein Zimmer, wo ich die Erdnussschale vermute. Mein Blick schweifte suchend durch das Zimmer, bis er an einem bislang unbekannten Gegenstand auf meinem Schreibtisch hängen blieb.

Ich trat einen Schritt näher an meinen unordentlichen Schreibtisch heran und betrachtete den Gegenstand genauer. Es war eine kleine, zierliche, schwarze Box, die auf all dem Papierkram, den ich schon seit Ewigkeiten nichtmehr sortiert hatte, drauf lag. Ich machte einen weiteren Schritt zu meinem Schreibtisch und sah, dass sich unter der Box ein kleiner, blauer Zettel befand.

Für Dner stand in Izzis Handschrift darauf. Verwirrt griff ich nach der kleinen Schatulle und hob zögerlich den Deckel. Darin befand sich ein weiteres beschriebenes Stück Papier, dass ich vorsichtig auseinanderfaltete.

Lieber Felix,
Ich weiß nicht so genau wieso ich dir diesen Brief schreibe. Wahrscheinlich weil ich, trotz unserer innigen Freundschaft, Angst habe.
Angst vor deiner Reaktion.
Angst vor der Zukunft unserer Freundschaft.
Angst ohne dich Leben zu müssen.
Doch ich kann mich nicht weiter verstellen. Es ist so als ob mich dieses Geheimnis Stück für Stück von innen zerfrisst.
Es tut mir leid Felix, aber ich habe mich in dich verliebt.
-Alex

Das kann nicht wahr sein. Das muss ein Traum sein. Doch, tatsächlich. Auf dem Zettel in meiner Hand, stand es schwarz auf weiß in Izzis Handschrift. Er liebte mich. Aber das war unmöglich. Warum sollte Alex, der perfekteste Mensch auf Erden, sich in mich verlieben?!

Das komische war, ich war nicht glücklich. Obwohl ER, die Liebe meines Lebens, mir gerade seine Liebe gestanden hatte. Ein ganz anderes Gefühl rührte sich in mir. Sorge. Nein, Angst. Wo war Izzi eigentlich? Warum war er nicht hier? Normalerweise wäre er um diese Zeit schon längst zu Hause., also warum heute nicht?

Tausende Fragenschwirrten in meinem Kopf umher. Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn auch liebte und er sich keine Sorgen um unsere Freundschaft machen musste. Hektisch zog ich mein Handy aus der Hosentasche und versuchte ihn zu erreichen, doch er nahm nicht ab. Was, wenn ihm etwas passiert war?

Ich wartete mit einem mulmigen Gefühl auf ihn. Es vergingen Sekunden. Minuten. Stunden. Doch er tauchte nicht auf. Mit der Zeit machte ich mir immer mehr Sorgen. Ich versuchte ihn die ganze Zeit immer wieder anzurufen, doch er nahm nicht ab.

„Fuck!", rief ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Eine einzelne Träne verließ meine Augen und rollte meine Wange hinab. Ich musste ihn suchen! Entschlossen, mit immer noch feuchten Augen, verließ ich die Wohnung.

Höllische Angst machte sich in mir breit und verdrehte mir den Magen. Was, wenn er sich etwas angetan hatte, aus Angst, dass er unsere Freundschaft zerstört hatte?! Ich fing an zu rennen. Verloren hetzte ich durch die dunklen Straßen. Ich musste Izzi finden, bevor...bevor es vielleicht zu spät war. Egal wo ich ihn suchte, nirgends war auch nur eine Spur von ihm. Hoffnungslos suchte ich weiter nach meines großen Liebe, bis mir plötzlich ein schrecklicher Gedanke in den Sinn kam. Nein, nein, so durfte ich nicht denken.

Trotzdem kehrte ich um und rannte los in Richtung der Hohenzollernbrücke. Ich versuchte nicht an die ganzen Liebesgeschichten zudenken, die mir beim Anblick der Brücke in den Sinn kamen. Bitte, bitte lass es nicht zu spät sein, betete ich. Dort angekommen sah ich geschockt in die Ferne. Oben auf der Brücke sah ich eine Person stehen und als ich weiterlief, erkannte ich die Person. Alex.

Ich rannte zu ihm und schrie laut: „Alex, spring nicht!" Er drehte sich zu mir und sah mich mit seinen blauen, verweinten Augen an. „Ich kann so nicht leben, Dner!", entgegnet er leise, über das Gelände kletternd. „NEIN!", schrie ich, „Izzi warte!"

„Das alles tut mir so leid, doch ich kann nicht aufhören dich zu lieben, Felix...", flüsterte er. Ich erreichte ihn gerade noch rechtzeitig, um nach seiner Hand zugreifen. „Izzi! Hör mir zu...nein, zuerst kletterst du da runter, dann hörst du mir zu!" Wiederwillig kletterte Izzi wieder vom Geländer.

„Ich weiß, dass du mir nie verzeihen wirst und..." Ich unterbrach ihn und hauchte „Ich liebe dich." bevor ich meine Lippen auf seine legte. Zaghaft erwiderte er nach einer Weile den, durch seine Tränen, etwas salzigen Kuss. Glückshormone durchfluteten meinen gesamten Körper und brachten meinen Bauch zum Kribbeln. Noch nie war ich so glücklich gewesen, wie in diesem Augenblick.

Viel zu schnell löste er sich von mir, aber trotzdem blickte ich in seine ozeanblauen Augen mit einem breiten Lächeln auf meinen Lippen. „Meinst du das ernst, Dner?" „Ja", antworte ich nur und verlor mich sofort wieder in seinen wundervollen Augen. Jetzt sah ich ihn das erste Mal heute Lächeln. Wie mir dieses Lächeln gefehlt hat. Wie er mir gefehlt hätte, wenn er gesprungen wäre....

„Ich bin gerade der glücklichste Mensch auf Erden, Izzi." „Der zweitglücklichste. Nach mir", grinste er, bevor er seine weichen Lippen wieder auf meine legte.

Youtuber OS // BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt