Sein Körper drehte sich zu mir, seine Aufmerksamkeit galt ganz mir. ,,Ich habe heute Lillie getroffen.'' Ich wurde immer unsicherer, die Übelkeit stieg. ,,Und?''fragte er erneut verwundert. ,,Sie hat mir ihre Liebe gestanden.'' Erst, als ich es ausgesprochen hatte, bemerkte ich, wie absurd das alles klang. Ich war voller Unruhe. ,,Bitte was?'' Louis klang entsetzt. Ich nickte. ,,Sie meinte, sie hätte das schon eine ganze Weile bemerkt.'' Louis runzelte die Stirn, ich sprang auf. ,,Ich meine, scheiße, sie ist meine Betreuerin im Kinderheim gewesen, 10 Jahre älter als ich. Als ich nicht schlafen konnte, hat sie mir vorgelesen. Verdammt, sie könnte meine große Schwester sein.'' Ich fasste mir durch die Haare, was ich immer tat, wenn negative Gefühle mich überrannten. ,,Das ist bitter.'' ,,Wie werde ich ihr je wieder normal in die Augen sehen können?'' Louis schüttelte den Kopf. Ich setzte mich wieder neben ihn, ließ dabei einen Seufzer aus. ,,Es wäre für sie das Beste, wenn sie dich eine Zeit lang nicht kontaktiert und ihr keinen Kontakt habt. Vielleicht ist das auch einfach nur eine Phase, die vorbeigeht.'' Er legte mir den Arm um die Schulter, was mir ein sicheres Gefühl gab. ,,Hoffentlich.'',antwortete ich heiser und schwer atmend. Dieses Thema hatte mir ganz schön zugesetzt. ,,Möchtest du Zocken?'' Mit einem fetten Grinsen im Gesicht sah Louis mich an.
Louis und Ich saßen bereits eine ganze Stunde vor seinem Fernseher und zockten die verschiedenen Videospiele, als ich mich endlich traute, das Thema anzusprechen, was mich schon eine Weile beschäftigte. Ich legte den Controller beiseite, Louis war noch ganz in seinem Element. ,,Gina möchte dass ich etwas für sie zeichne.'' Wie, als hätte er sich erschreckt, pausierte er das Spiel und sah mich mit großen Augen an. ,,Gina?'' Ich nickte. ,,Und was möchtest du ihr Zeichnen?'' Ich lehnte den Kopf auf die Couchlehne. ,,Genau das ist das Problem, ich habe keine verdammte Ahnung.'' Louis schien zu überlegen, kratzte sich am Hinterkopf. ,,Ich habs! Mal Gina.'' ,,Gina?'' Er nickte. ,,Wieso?'' ,,Hör mal, Mädchen lieben so kleine Dinge und Geschenke. Du willst ihr ein Bild zeigen, also zeichne ein Bild von ihr.'' Die Idee war gar nicht so schlecht. ,,Danke.'' Louis nickte und lächelte, als plötzlich Johannahs Rufen von unten ertönte. Louis stöhnte genervt auf und stand auf.
Louis kam 5 Minuten später wieder ins Zimmer, genervter als zuvor. ,,Tut mir leid, Kumpel. Ich muss dich schon nachhause fahren. Meine Mum will, dass ich Lottie wegen heute Abend helfe.'' Er verdrehte genervt die Augen. ,,Apropos heute Abend..'' Ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Er verschränkte die Arme. Er ging vom Schlimmsten aus. ,,Wäre es schlimm, wenn ich jemanden mitbringe?'' Louis schien eine Last vom Herzen gefallen zu sein. Er schüttelte den Kopf. ,,Je mehr Leute kommen, desto besser.'' Sofort fühlte ich mich befreit, wir liefen hinunter und stiegen in sein Auto ein.
Die Leere überkam mich, als ich mich wieder in meinem Zimmer befand. Doch dann ertönte plötzlich die Stimme von Louis in meinem Kopf: ,,Du willst ihr ein Bild zeigen, also zeichne ein Bild von ihr.'' Ich hatte keine Ahnung, dass es mir so schwer fallen würde, wenn ich erst mal in meinem Zimmer stehen würde, und vor dem Moment stand, wieder loszuzeichnen. Ich griff nach der Schublade, der Griff war verstaubt. Sofort fielen mir Blätter, verschiedene Stifte und Malutensilien in den Blick. Ich griff mir ein Blatt und ein Bleistift und setzte mich an meinen Schreibtisch. Es war schwerer als gedacht. Zitternd zeichnete ich Ginas Umrisse, ihre Kopfform und ihre dicken Haare. Zuerst war ich skeptisch, doch dann überkam mich die Lust und Motivation. Tausende Bilder von ihr strömten mir ins Gedächtnis ich begann zu Zeichnen. Ihre Lachfalte, ihre perfekten Zähne, ihre blauen Augen. Auf meinem Bild schaute sie zur Seite, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, in ihrem Haar saß eine Blume, wie als befände sie sich gerade auf einer Blumenwiese. Ich schattierte das Ganze Bild, brachte Farben in ihre Augen und die Blume. Zusammen gab es einen wunderschönen Kontrast. Als ich das fertige Ergebnis in meinen Händen hielt, spürte ich seit Jahren ein noch unbekanntes Gefühl. Ruhm und Sieg. Ich hatte es geschafft zu zeichnen, ohne in Erinnerungen zu schwelgen oder in Tränen auszubrechen. Ich faltete es ordentlich zusammen und steckte es samt meinem Handy in die Lederjacke. Ich starrte auf die Uhr. 18:45 Uhr. Ich raufte mich zusammen, schnappte mir den Autoschlüssel von dem Mietwagen und lief hinunter. Die Frau an der Rezeption war in eine Zeitung vertieft, weswegen ich sie nicht anlächeln konnte. Ich lief zu dem weißen Cabrio, dass ich mir gerade so leisten konnte und stieg ein. Irgendwie war ich aufgeregt, konnte aber nicht genau sagen wieso. Irgendetwas regte sich in mir, was mir nicht vertraut war, irgendetwas was sich wie ein Kribbeln anfühlte. Ich war schon oft auf Lotties Geburtstag, deswegen konnte ich keine Lösung finden, wieso es gerade heute so komisch war.
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Fates - Harry Styles
FanfictionEr- ein Junge, der seine leiblichen Eltern nicht kannte, sie gaben ihn weg, vollkommen alleingelassen, zurückgeblieben in einer Pension, sein bester Freund - seine einzige Stütze. Sie- ein Mädchen mit wohlhabenden Eltern, wundervolle Schwestern und...