Kapitel 9

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Eine meiner schönsten und liebsten Erinnerungen sind die, die mit meinen Großeltern. Als ich klein war, verbrachte ich jede Sommerferien, da meine Eltern arbeiten waren, bei Ihnen. Sie hatten eine kleine Farm, welche aber vor einigen Jahren verkauft wurde, da mein Opa nach dem Tot meiner Oma weder die Motivation noch Kraft hatte die Farm weiterzuführen. Ich liebte es mich mit den Tieren zu beschäftigen und den ganzen Tag draußen zu verbringen, die Sonne in meinem Nacken zu spüren. Und ja, irgendwie mochte ich auch das Mistschaufeln und das Unkraut jäten. Aber das wahrscheinlich nur, weil ich dabei die meiste Zeit mit meinen Großeltern verbrachte.

Aber diese Zeiten sind Ewigkeiten her. Und meine Sommer verbrachte ich, nach dem Tod von Granny, mit meinen Freunden unterwegs oder fuhr alleine irgendwo hin. Dies hat mich natürlich nicht annähernd so glücklich gemacht, wie die Sommer mit meiner Granny und Opa. 

,, Und schon wieder bist du am grübeln." Faith verdreht ihre Augen und legt den Pizzakarton auf mein Bett. ,, Du bist echt eine Spaßkanone. Ich verstehe, warum du so Beliebt warst. Wie geht's deinem Tattoo?"

,, Du bist gemein.", erwiderte ich und schaute auf die kleine Fläche auf meinem Arm. ,, Scheint verheilt zu sein, würde aber kein Salzwasser drüber schütten."

Faith kicherte und nahm den Karton wieder an sich. Ohne etwas zu sagen, öffnet sie diesen und nahm sich ein Stück heraus. Der Geruch von gebackenen Käse erfüllte den Raum und brachte meinen Magen zum Knurren. 

,, Hier.", wieder verdrehte sie ihre Augen, hielt aber mit einem kleinen Lächeln den Karton vor meine Nase. 

Dankend nahm ich ihn entgegen und nahm auch mit ein Stück heraus. 

,, Danke.", murmelte ich und genoss den Geschmack von Tomatensoße und Käse. 

,, Also.", sie schluckte. ,, Worüber hast du so tolles nachgedacht?"

Ich merkte, wie mein Grinsen wuchs. ,, An die Sommer mit meinen Großeltern. Ich liebte sie. Die Sommer und meine Großeltern. Naja, meinen Opa liebe ich immer noch."

,, Was hat sich geändert?", fragte Faith einfach weiter ohne mir Zeit zum Essen zu lassen. 

,, Meine Oma ist gestorben. Opa wollte die Farm nicht alleine weiterführen, hat deswegen an einen Großstadt-Fuzzy verkauft, der dort sofort ein Apartmentkomplex drauf gepflastert hat, und irgendwie war es auch nicht mehr das selbe. Als meine Oma krank wurde, war ich eigentlich nur noch zwei anstatt die vollen sechs Wochen da und ja."

Ich wagte mich nicht, in ihre Augen zu sehen. Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. 

,, Es tut mir Leid.", unterbricht Faith das Schweigen und ich spürte, wie ihre Arme mich umschlungen. 

,, Es ist ja nicht deine Schuld.", murmelte ich und legte meinen Kopf einfach auf ihre Schulter. Auf einmal war mein Kopf viel zu schwer um ihn selbst halten zu können. 

,, Irgendwie macht es mich gerade wirklich traurig, dass wir uns so kennen gelernt haben."

,, Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt. 

,, Vergiss es."

Aber ich wusste, was sie meinte. Ich hätte auch gewünscht, dass wir uns anders kennen gelernt hätten. 

Vielleicht hättest du die Person sein können, die mich letztendlich retten konnte. 

The Short Life of Noah Winters ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt