Kapitel 8

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,, Und das soll ich mich interessieren weil?", fragte ich verwirrt und legte mein Buch auf Seite. Es war irgendein Roman von irgendeinem Autor, unwichtig und wahrscheinlich bald vergessen. 

,, Deine Freundin, oder Ex, hat was mit deinem besten Freund und dich interessiert es nicht?" Überrascht zog sie ihre Augenbrauen in die Höhe und musterte meine Mimik. 

,, Ehrlich? Nein, mich interessiert es nicht, dass meine Ex was mit meinem besten Freund am laufen hat.", antwortete ich ehrlich und setzte mich schwerfällig im Bett auf. Mittlerweile tat mit alles weh und ich verschlief den halben Tag. 

,, Wieso?", fragte sie verwirrt.

,, Weil er in erster Linie der Grund war, weswegen ich diese Zicke gedatet habe. Außerdem sind sie keine wahren Freunde. Sonst hätten sie mich hier besucht. Traurig aber wahr. Sie sind süchtig nach Aufmerksamkeit und diese kriegen sie nur so.", hatte ich Faith gesagt. 

Es bleib still. Es wurde komisch. Und mit komisch meine ich nicht das gute komisch. Nein, ich meine damit das schlechte komisch, wo sich jeder im Raum unwohl fühlt und am liebsten im Boden verschwinden würde. 

,, Faith?", sprach ich sie an und erlangte sofort ihre gesamte Aufmerksamkeit. ,, Würdest du mich irgendwo hin fahren?"

,, Wohin?", fragte sie skeptisch und legte ihren Kopf leicht schief. 

,, Ins Tattoostudio.", antwortete ich von meiner Idee begeistert. 

,, Was willst du da?", hatte sie dummerweise gefragt. 

,, Ach, das übliche. Einkaufen. Ich dachte, ich mache eine Lasagne zum Abendessen, aber mir fehlen fast alle Zutaten.", antwortete ich sarkastisch und brachte Faith somit zum Lachen. 

,, Du bist.", fing sie an, jedoch unterbrach ich sie sofort.

,, Unglaublich. Danke, ich weiß." 

Nach einer kleinen Diskussion konnte ich Faith dazu überreden, mich ins Tattoostudio zu fahren. Sie hatte mich zwar die ganze Zeit ziemlich kritisch angesehen, jedoch war es mir egal. Ein Tattoo stechen lassen stand auf meiner 'Bucket-List'. 

,, Was möchtest du dir stehen lassen?", hatte sie gefragt als sie den Motor auf dem Parkplatz abstellte. 

Ich hatte eine Weile drüber nachgedacht, was ich mir stechen lassen würde, würde ich den Mut finden, mir ein Tattoo stechen zu lassen. Natürlich hatte ich diese Überlegungen bereits Monate vor meiner Diagnose und meinem Krankenhausaufenthalt. 

,, Einen Vogel.", antwortete ich und fing an zu husten. Schmerzen erfüllten mich und Faith schaute mich besorgt an, fast schon panisch. 

,, Bist du dir sicher, dass du dir ein Tattoo stechen lassen willst? Dir geht es ganz offensichtlich scheiße.", fragte sie und musterte mich mehrmals. Sie wollte sichergehen, dass ich in Ordnung war. Und das war ich ganz und gar nicht.

,, Ja." 

Kritisch musterte sie mich. Ich zwang mir ein Lächeln auf und stieg einfach aus. 

Das Tattoo zierte nach fast drei Stunden meine linke Oberkörperseite. Es tat höllisch weh und brachte mich nahezu um den Verstand. Das Summen der Tattoomaschine und das Vibrieren meiner Rippen war einfach zu viel. Der Typ musste sogar einige Male aufhören, da ich so stark husten musste, dass es unverantwortlich wäre, mich dabei zu tattoowieren.

Das sterben hatte mich mutig gemacht. Aber auch zu einem Idioten.

The Short Life of Noah Winters ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt