Kapitel 3

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,, Was bereust du am meisten?", fragte Faith eines Tages aus dem Nichts. Sie saß da, am Ende meines Bettes, und aß ihr Thunfischsandwich. 

Sie hatte damals desinteressiert gewirkt und ich fragte mich, ob ich wirklich drauf antworten solle. Doch dann sah sie auf und ihre blaugrauen Augen hatten mich angefunkelt. 

,, Spontan würde ich sagen, dass ich die verpassten Gelegenheiten am meisten bereue. Und dass ich meine Zeit mit scheiß Menschen verbracht habe. Ich hätte einiges viel mehr schätzen sollen.", antwortete ich nicht ganz so ehrlich. Ich wollte ihr nicht die Wahrheit sagen. Wohlmöglich das ich die Wahrheit nichtmal selbst wusste. 

,, Wieso?", hatte sie dann nachgebohrt und mich mit einem Blick angeschaut, ich hätte ihr wahrscheinlich auch meine Seele verkauft. 

,, Wie viele Freunde von mir waren bereits hier?", stellte ich die Gegenfrage.

Sie antwortet damals nicht. Wahrscheinlich wollte sie meine Gefühle nicht verletzen. 

,, Guck. Und deswegen hätte ich mehr Zeit mit Menschen verbringen sollen, die so sind wie du oder Milan. Ich hätte mehr Reisen und erleben sollen. Aber ich war naiv und ich dachte nur daran Beliebt zu sein und das nächste Footballspiel zu gewinnen.", sagte ich ihr und versuchte nicht allzu emotional zu sein. 

,, Danke." Faith schaute mit roten Wangen weg und kaute auf einer Pommes herum. 

Eine Weile unterhielten wir uns über Kleinigkeiten. Sie hatte mir auch einiges über sich erzählt. Ich hörte ihr gern zu. Sie hatte eine dieser beruhigenden Stimmen denen man lange zu hören konnte ohne sich zu langweilen oder genervt zu sein. 

,, Versprich mir eins.", greife ich auf unser früheres Thema zurück. 

Erwartungsvoll schaute sie mich an.

,, Versprich mir, dass du lebst.", flüsterte ich und hustete. 

An diesem Tag fühlte ich mich besonders miserabel. Ich hatte Husten bekommen und bereits seit Tagen Kopfschmerzen. Auch die Schmerzen in meiner Brust hatten sich verschlimmert. Zwar hatte man mir Schmerzmittel gegeben, doch ich spürte immer noch was. 

Faith hatte mich öfters besorgt gemustert, jedoch nichts gesagt und versucht die Gesprächsthemen bei irgendwas Positivem zu lassen. 

,, Faith, ich hab dich gerne bei mir, aber ich bin müde und will einfach schlafen.", hatte ich sie damals indirekt rausgeworfen und war schlafen gegangen, obwohl es erst drei Uhr Mittags war. 

Es dauerte eine Weile bis ich einschlief. Das Atmen schmerzte höllisch und meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um das Thema Tod. 

Was ist wenn ich wirklich sterbe? Wohin komme ich dann? Werde ich begraben oder verbrannt? Wie reagieren meine Mitmenschen darauf? Wird irgendwer überhaupt zu meiner Beerdigung kommen? Wird sich jemand schuldig fühlen, dass er mich nicht im Krankenhaus besucht hat?

Es dauert nicht mehr lange und ich bekomme Antworten auf meine Fragen.

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Kurze Info: Die Story ist eine Kurzgeschichte und wird nur 10 Kapitel (Plus Prolog/Epilog) haben!

The Short Life of Noah Winters ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt