Prolog

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,, Wir haben die Testergebnisse.", fängt der Arzt an, als er zurück in den Raum kommt. Er hatte einen mitleidigen Gesichtsausdruck aufgesetzt und schaute mich mit diesem 'Es-tut-mir-Leid-aber-du-wirst-sterben'-Blick an. 

Meine Mutter begriff es nicht sofort. Nein, erst als die Worte 'Krebs' und 'Überlebenschance gering' den Mund des Arztes verlassen, begriff sie es. 

Sie fing an zu weinen. Ich hatte Angst, dass sie in Ohnmacht fallen würde. Anscheinend hatte mein Vater die gleiche Sorge und stellt sich neben sie, den Arm um sie geschlungen. Instinktiv dreht sich meine Mutter weg von mir und heult in die Schulter meines Vaters.

,, Sind Sie sicher, Doktor Martin?", fragte mein Vater besorgt. 

Man sah es ihm an, dass es nur gespielt war. Er hatte nichtmal Tränen in den Augen. Ehrlich gesagt war es mir auch egal. Ich wusste bereits in jungen Jahren, was er von mir hielt. 

,, Ja, es tut mir Leid.", antwortet Dr. Martin und übergibt meinem Vater einige Broschüren. Auch mir gab er ein oder zwei Broschüren, ich kann mich nicht mehr dran erinnern, vielleicht waren es mehr. Ich habe sie alle, ohne sie gelesen zu haben, weggeworfen. 

Dr. Martin verabschiedete sich nachdem er noch weitere Mitleidsbekundungen ausgesprochen hatte. 

Meine Mutter heulte den ganzen Abend. Mein Vater tat sein Bestes, sie zu trösten, doch kaum dachte man, sie hätte sich beruhigt, da fing sie wieder an.  

Ich war an diesem Abend ohne zu Essen in mein Zimmer gegangen und hatte, vor Wut oder auch Verzweiflung, ich bin mir nicht sicher, zuerst eine Vase gegen die Wand geschmissen. Dann kamen ein Paar meiner Bücher. Alles was ich in die Finger bekam, flog gegen die Wand.

Und als ich fertig war mein Zimmer zu verwüsten, da fing ich an zu lachen. Nicht vor Freude, nein, vor Verzweiflung. 

Ich würde sterben. 

The Short Life of Noah Winters ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt