Trinken

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Diese Geschichte ist für eine Person, die wirklich anstrengend ist und die ich schon lange kenne.

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Trinken

Dieses Gefühl der Schwerelosigkeit, der endlosen Freiheit und das Gefühl unbegrenzten Glücks durchströmt mich. Ich weiß, ich bin betrunken. Aber, hey, wieso auch nicht? Ist ja nichts dabei, mir passiert ja nichts. Also bewegte ich mich weiterhin zu der Musik, mitten auf der Tanzfläche, Umringt von anderen, die genau dasselbe tun. Manche tanzen gut, andere nicht, doch jetzt im Moment ist mir egal, zu welchen ich gehöre. Nicht jeder kann der geborene Tänzer sein, aber ich darf ja trotzdem tanzen.

Ich bahnte mir einen Weg zur Bar und bestellte ein Bier. Als das leer ist, gehe ich auf Toilette. In der engen Kabine, wo es ruhiger ist, da die Musik weit weg ist, fühle ich mich unwohl. Die wände kommen näher, abwechselnd. Vielleicht sollte ich aufhören zutrinken. Andererseits ist es jetzt sowieso zu spät.

Ich stolpere zum Waschbecken und betrachte mein Spiegelbild. Meine Haare sind etwas zerwuschelt, aber nicht sooo schlimm. Man sieht halt, dass es mehr als zwei Minuten her ist, dass ich sie gemacht hab. Mein Make-Up sitzt noch gut, Ich entschließe, den Lippenstift nicht aufzufrischen, da ich betrunken bin und nicht will, dass das als Desaster endete. Meine Augen haben diesen merkwürdigen verschleierten Glanz. Ich blinzele ein paar Mal, doch nichts ändert sich. Ich bin halt immer noch betrunken. Ich fahre mir einmal durch die Haare und gehe zurück zur Bar. Auf dem weg dorthin rempele ich mehrere Leute an, doch ich merke es kaum und auch ihre Beschwerden dringen nicht zu mir durch. Egal.

Ich klammere mich an der Bar fest, um nicht einfach so umzufallen und versuche, nicht zu betrunken auszusehen.

Schon steht irgendein Kerl neben mir, beugt sich rüber und brüllt mir was ins Ohr, doch ich verstehe nichts, da es merkwürdig verzerrt in meinem Gehirn ankommt. Das liegt nicht an der Musik. Ich lächle einfach und hoffe, dass es keine Frage war. Der Typ bestellt etwas und schon steht vor mir noch ein Bier. Ich nippe daran und sehe zu dem Fremden. Er sieht nicht schlecht aus. Ich lächele noch mal und trinke das Bier aus. Als er mich auf die Tanzfläche zieht, versuche ich, mich zu erinnern, was ich alles getrunken habe. Mindestens sieben Tequila, fünf Bier, zwei Sekt und noch was von so einem modernem süßen Zeug.

Meine Eltern haben immer gesagt, man sollte bloß nicht durcheinander trinken und zwischen durch auch mal ein Wasser nehmen. Egal.

Ich fühle mich glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich war schon seit drei Wochen nicht mehr feiern und seit fünf nicht mehr betrunken. Ich habe dieses Gefühl vermisst.

Zugegeben, das klingt blöd, aber ich bin gerne betrunken. Ich bin nicht stolz drauf, aber so ist es nun mal. Ich denke nicht über die Probleme des Alltags nach, die ich sonst nicht aus meinem Bewusstsein schieben kann. Welche Probleme? Ich liebe dieses Gefühl der unbegrenzten Freiheit, das Glück und gleichzeitig diese Distanz zur Außenwelt, als säße man in einem Aquarium. Nicht im Sinne von „eingesperrt" sondern einfach unberührbar.

Wunderbar. Ich fühle mich gut.

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Sooo, noch mal: Alle Charaktere und deren Meinungen und Einstellungen sind fiktiv und entsprechen nicht denen der Autorin!

Wollte nur mal drauf hinweisen...

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